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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Alvensleben

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Alvensleben (Albr., Graf von) - Alvensleben (Konstant. von)

1853, und Ferdinand Friedrich Ludolf, geb. 23. Jan. 1803, gest. 11. Juli 1889, von Friedrich Wilhelm IV. 15. Okt. 1840 den Grafentitel nach dem Recht der Erstgeburt, der für den Erstgenannten jedoch wegen nicht erfüllter Bedingungen auf seine Person beschränkt blieb. - Vgl. Wohlbrück, Geschichtliche Nachrichten von dem Geschlechte von A. (3 Bde., Berl. 1819-29); von Alvensleben, Stammtafeln des von A.schen Geschlechts (Erxleb. und Berl. 1865); Codex diplomaticus Alvenslebianus, hg.von von Mülverstedt, Bd. 1-2 (Magdeb. 1877-80).

Alvensleben, Albr., Graf von, preuß. Staatsminister, geb. 23. März 1794 zu Halberstadt als ältester Sohn des nachmaligen braunschw. Ministers Grafen Ernst von A., studierte 1811 in Berlin die Rechte, trat nach dem Ausbruch der Befreiungskriege als Freiwilliger in die Gardekavallerie ein und machte den Feldzug von 1815 als Sekondelieutenant mit. Nach dem Frieden begann er 1817 als Auskultator beim Stadtgericht zu Berlin seine jurist. Laufbahn und wurde 1826 Kammergerichtsrat. Nach dem Tode seines Vaters (1827) nahm er den Abschied, um seine zahlreichen Güter zu verwalten; aber schon im Nov. 1833 ward er zum Geh. Justizrat und zum Mitglied des Staatsrates ernannt und 1834 als zweiter preuß. Abgeordneter zu den Wiener Konferenzen gesandt. Die Notwendigkeit der Erhaltung der Freundschaft zwischen Österreich und Preußen im Geiste der Verträge von 1815 bildete das Grundelement seiner polit. Anschauungen. 1835 erhielt A. das Finanzministerium. In dieser Stellung erwarb er sich namentlich Verdienste um die Entwicklung des Deutschen Zollvereins. Er legte 1842 sein Portefeuille nieder, behielt aber als Kabinettsminister einen Teil der Vorträge beim Könige in allgemeinen Landesangelegenheiten bis 1844 und lebte sodann in seinem Schlosse zu Erxleben. 1819 wählte ihn sein Kreis zum Mitgliede der Ersten Kammer, wo er eine besondere Fraktion leitete, deren Aufgabe sein sollte, die octroyierte Verfassungsurkunde so zu gestalten, daß es möglich würde, damit im Sinne der alten preuß. Verwaltung zu regieren. Als preuß. Bevollmächtigter bei den Dresdener Konferenzen 1850/51 wirkte er für Rückkehr zum alten Bundestage. 1851 sandte ihn der König nach Wien, um auf Österreichs Vorgehen gegen Rußland einen mäßigenden Einfluß auszuüben. Er wurde in demselben Jahre zum Mitglied des Herrenhauses auf Lebenszeit ernannt und starb 2. Mai 1858 in Berlin.

Alvensleben, Friedr. Joh. Graf von, Diplomat, geb. 9. April 1836 in Erxleben als zweiter Sohn des Grafen Ferdinand von Alvensleben-Erxleben, studierte in Bonn und Berlin und trat 1861 als Attaché in Brüssel in die diplomat. Laufbahn ein. A. war Legationssekretär bei den Gesandtschaften in München, Stuttgart, Dresden, Haag und Washington, wurde 1872 Botschaftsrat in Petersburg, 1876 Generalkonsul in Bukarest, 1879 preuß. Gesandter in Darmstadt, 1882 kaiserl. Gesandter im Haag und 1884 in Washington, 1888 außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister in Brüssel.

Alvensleben, Gust. von, preuß. General der Infanterie, geb. 30. Sept. 1803 zu Eichenbarleben in der preuß. Provinz Sachsen, wurde im Kadettenkorps erzogen, trat 1821 als Offizier in das Alexander-Garderegiment, wurde 1841 Hauptmann, 1847 unter Versetzung in den Großen Generalstab Major, 1849 Chef des Stabes beim Kommando des mobilen Armeekorps in Baden und verblieb in dieser Stellung während des pfälzisch-bad. Feldzugs. Vom J. 1850 an war A. Generalstabschef des 8. Armeekorps. 1854 wurde er zum Generalstabschef beim Militärgouvernement der Rheinprovinz und Westfalens ernannt. 1855 zum Oberst avanciert, wurde A. 1858 zur Dienstleistung beim Prinzen von Preußen kommandiert und dann zum Generalmajor befördert. Bereits 1861 aber zum Generaladjutanten des Königs und 1863 zum Generallieutenant ernannt, wohnte er dem Feldzuge 1866 im Hauptquartier des Königs bei, übernahm 30. Okt. das Kommando des 4. Armeekorps und wurde 1868 General der Infanterie. Im Deutsch-Französischen Kriege von 1870 und 1871 führte A. das 4. Armeekorps und nahm an den schlachten von Beaumont und Sedan sowie an den Kämpfen vor Paris in hervorragender Weise Anteil. Am 10. Okt. 1872 wurde ihm der nachgesuchte Abschied bewilligt. A. starb 30. Juni 1881 zu Gernrode.

Alvensleben, Gustav Hermann von, preuß. General der Kavallerie, geb. 17. Jan. 1827 zu Rathenow, trat 1844 als Sekondelieutenant in das 6. Kürassierregiment ein, wurde 1857 zum Topographischen Bureau und im Mai 1858 als Adjutant zum Prinzen Friedrich Karl von Preußen kommandiert. Im Febr. 1859 wurde A. Hauptmann im Generalstabe, 1861 in das 3. Garde-Ulanenregiment versetzt, im März 1863 in den Generalstab zurückversetzt und zum Major befördert. Im Feldzug gegen Dänemark 1864 nahm A. an der Erstürmung der Düppeler Schanzen teil, 1866 war er in Böhmen als Generalstabsoffizier beim Kavalleriekorps der Ersten Armee und focht bei Münchengrätz, Gitschin und Königgrätz, wurde im September zum Großen Generalstabe versetzt, aber 30. Okt. zum Commandeur des neuerrichteten schleswig-holstein. Ulanenregiments Nr. 15 ernannt und im Juli 1870 zum Oberst befördert. A. führte dieses Regiment im Deutsch-Französischen Kriege mit Auszeichnung in den Schlachten von Colombey-Nouilly, Bionville und Gravelotte, wurde bei Epernon verwundet, empfing das Eiserne Kreuz erster Klasse und den Orden pour le merite und erwarb sich den Ruf eines hervorragend tüchtigen Kavallerieoffiziers. Er wurde 1873 Commandeur der 19. Kavalleriebrigade in Hannover und 1874 Generalmajor, im Febr. 1880 Generallieutenant und Commandeur der 10. Division in Posen, März 1886 kommandierender General des 5. und Mai 1886 kommandierender General des 13. (württemb.) Armeekorps. 1887 wurde er General der Kavallerie. Okt. 1890 von seinem Kommando abberufen, lebt A. seitdem in Jagsthausen (Württemberg) und in Berlin.

Alvensleben, Konstant. von, preuß. General der Infanterie, Bruder von Gustav von A., geb. 26. Aug. 1809 zu Eichenbarleben in der preuß. Provinz Sachsen, trat 1827 aus dem Kadettenkorps als Sekondelieutenant in das Alexanderregiment ein, in welchem er nach 26 Jahren bis zum Major aufstieg. 1858 zum Oberstlieutenant befördert, wurde A. 1860 Chef der Abteilung für die Armeeangelegenheiten im Kriegsministerium, in demselben Jahre Oberst und 1861 Commandeur des Kaiser-Alexander-Garde-Grenadierregiments. Nach dem Dänischen Kriege von 1864 wurde er Generalmajor, nach dem Deutschen Kriege von 1866, in welchem er die 2. Gardebrigade und dann die 1. Gardedivision ruhmvoll führte, avancierte er zum Generallieutnant. Beim Ausbruche des Deutsch-Französischen Krieges von 1870 wurde A. zum kommandierenden General des 3. Armee-^[folgende Seite]