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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Ameisenschweine – Amenie

ihrer Salze; endlich beim Erhitzen eines Gemenges von Oxalsäure mit Glycerin, wobei zunächst der saure Monoxalsäureester des Glycerins entsteht, der aber in der Wärme in Kohlensäure und Monoameisensäureester zerfällt. Der letztere wird durch vorhandenes Wasser in Glycerin und freie, überdestillierende A. zersetzt. Das zurückgebildete Glycerin kann dann neue Mengen Oxalsäure in der angegebenen Weise in A. umwandeln, der Vorgang also durch immer neuen Zusatz von Oxalsäure zu einem kontinuierlichen gemacht werden. Will man aus der überdestillierten wässerigen Lösung die reine, wasserfreie Säure gewinnen, so stellt man mit Hilfe von Bleioxyd ihr Bleisalz dar und zersetzt dies in trocknem Zustande mit trocknem Schwefelwasserstoff. Durch konzentrierte Schwefelsäure wird sie in Wasser und Kohlenoxydgas gespalten. Die Salze der A. haben mit denen der Essigsäure große Ähnlichkeit, unterscheiden sich aber von diesen dadurch, daß die ameisensauren Salze von Quecksilber, Silber und Gold leicht zu Metall reduziert werden, wobei die A., wie durch Oxydationsmittel, in Kohlensäure verwandelt wird. Die A. ist das erste Glied der sog. Fettsäuren, welche sich von ihr dadurch ableiten, daß das mit der COOH-Gruppe verbundene Wasserstoffatom durch Alkylreste ersetzt wird. Auf die A., H·COOH, folgt in dieser Reihe die Essigsäure, CH₃·COOH, dann die Propionsäure, CH₃·CH₂·COOH, u. s. w.

Ameisenschweine, s. Erdferkel.

Ameisenspiritus, Ameisengeist (Spiritus formicarum), ein galenisches Präparat, das früher aus zerstoßenen frischen Waldameisen, Weingeist und Wasser durch Destillation gewonnen wurde. Nach dem Arzneibuch für das Deutsche Reich (1890) wird derselbe dargestellt durch Mischen von 2 Teilen offizineller Ameisensäure, 13 Teilen destilliertem Wasser und 35 Teilen Weingeist. Der A. findet Anwendung als gelindes Hautreizmittel.

Ameisentiere (Myrmekophilen), s. Ameisen.

Ameisenvögel (Myiotheridae), artenreiche, südamerik. Familie der Sperlingsvögel, im Aussehen den Drosseln ähnlich, mit meist dunkelm Gefieder, kräftigen Füßen, langen Zehen, kurzen, runden Flügeln und kurzem, meist kräftigem Schnabel. Sie laufen vortrefflich, fliegen schlecht, nähren sich besonders von Insekten, die sie hervorscharren, und folgen vorzugsweise den Zügen der Wanderameisen, die sie scharenweise vertilgen.

Ameivae, s. Tejuechsen.

Amel, Fluß, s. Amblève.

Amelanchĭer Lindl., Pflanzengattung aus der Familie der Rosaceen (s. d.), Abteilung der Pomeen, mit nur wenigen Arten in Südeuropa, Kleinasien, Japan und Nordamerika; kleine Bäume und Sträucher mit einfachen, häufig filzig behaarten Blättern und weißen, meist in Trauben stehenden Blüten, denen des Weißdorns (Crataegus) sehr ähnlich. Die bekannteste Art ist die in Europa bis ins südliche und mittlere Deutschland vorkommende Felsenmispel oder Felsenbirne, A. vulgaris Mönch (Mespilus amelanchier L., Aronia rotundifolia Pers.), auch als Zierstrauch in Gärten gezogen. Die schwarzblauen etwa haselnußgroßen Früchte sind eßbar. Häufiger sieht man in Gärten und Parkanlagen die canadische Felsenmispel (A. canadensis Torr. et Gray), welche sich durch die reichblütige, schlaffe, oft überhängende Traube und fast schwarze Beere von voriger Art unterscheidet.

Ameland, Insel in der Nordsee, an der westfries. Küste, zur niederländ. Provinz Friesland gehörig, durch den Wadden vom Festlande, durch das Amelander Loch im W. von der Insel Ter Schelling, durch das Pinkeloch im O. von der Insel Schiermonnikoog getrennt, ist 22 km lang, bis 5 km breit, umfaßt 60,60 qkm und hat in den drei Dörfern Hollum, Ballum und Nes 2277 E., die fast sämtlich Fischer und Seeleute sind, dabei aber auch Viehzucht treiben. Die Insel hat ein königl. Gestüt. Seit 1870 hat eine Privatgesellschaft Versuche gemacht, die Insel durch einen Damm mit dem Festlande zu verbinden, die jetzt von der Regierung weiter geführt werden.

Amelĭa, Stadt im Kreis Terni der ital. Provinz Perugia und seit 340 Bischofssitz, auf einem Hügel an einem linken Nebenflüßchen der Tiber, hat (1881) 5364, als Gemeinde 8885 E., gut erhaltene cyklopische Mauern, eine Kathedrale, drei Pfarrkirchen und mehrere Klöster. In der Umgegend werden die besten Rosinen Italiens gewonnen. A. ist das röm. Municipium Ameria in Umbrien und soll 381 Jahre vor der Gründung Roms erbaut worden sein. – A. heißt auch der 284. Planetoid.

Amélie-les-Bains (spr. -lih lä bäng), Badeort im Kanton Arles-sur-Tech, Arrondissement Céret des franz. Depart. Pyrenées-Orientales, an der Mündung des Mondony in den Tech, in 278 m Höhe, hat (1891) 1300, als Gemeinde 1738 E., Post, Telegraph, das größte Thermal-Militärhospital Frankreichs (500 Kranke), warme (30‒61 °C.) Schwefelquellen zum Trinken, Baden, Douchen und Inhalieren, besonders gegen chronische Bronchitis. Wegen seiner geschützten Lage und seines günstigen Klimas (15,5° mittlerer Jahrestemperatur) wird A. auch als klimatischer Kurort und Winteraufenthalt besucht. Von den alten röm. Thermen sind noch zahlreiche Reste vorhanden. Die Thermes Pujade befinden sich am Fuße des 224 m hohen Felsabsturzes der Serrat d’en Merle. Das Thal von Manjolet ist in einen Park verwandelt. A. hieß ehemals Arles-les-Bains, erhielt aber 1840 nach der Königin Amélie, Gemahlin Ludwig Philipps, seinen heutigen Namen.

Ameliorieren (frz.), verbessern, s. Melioration.

Amelunge, in den Gedichten der deutschen Heldensage die Mannen Dietrichs von Bern (s. d.); auch er selbst, weil er aus dem ostgot. Herrschergeschlechte der Amaler (s. d.) stammte. Simrock faßte in seinem «Amelungenlied» Neudichtungen mehrerer der gotischen, besonders der Dietrichsage angehörigen poet. Stoffe zusammen.

Amelunxborn, ehemalige Cistercienserabtei bei Stadtoldendorf (s. d.).

Amen, ein hebräisches, in den christl. Sprachgebrauch übergegangenes Wort, bedeutet: «Ja gewiß, wahrlich». Wie der am Schluß des jüd. Gottesdiensten erteilte Segen von den Anwesenden mit A. bekräftigt wird, so wurden von Anfang an und werden noch jetzt in der christl. Kirche Segen, Gebete und Predigt mit A. geschlossen.

Amende (frz., spr. amángd), Geldstrafe, Geldbuße. Amende honorable, Ehrenerklärung.

Amendement (frz., spr. amangd’máng), s. Abänderungsvorschlag; Amendieren, verbessern (besonders Gesetzvorlagen).

Amenemhét, Amenemha, Name von vier ägypt. Königen der 12. Dynastie. Am bekanntesten ist A. Ⅲ. (S. Ägypten, S. 239 a.)

Amĕnie, s. Amenorrhöe.