625
Anglaise – Anglikanische Kirche
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Angkor'
Türmen, Tierfiguren und einem großen Tempel in der Mitte, ein Rest der alten Hauptstadt des Landes, das beste Zeugnis für die Höhe der in vorgeschichtlicher Zeit
dort entwickelten Civilisation. – Vgl. Aymonier, L'épigraphie cambodgienne (Saïgon 1885); Bouillevaux,
Visite aux ruines cambodgiennes (St. Quentin 1883); Faque,
L'Indo-Chine française (Cochinchine, Cambodge etc., Par. 1887); Filoz, Cambodge et Siam
(Thonon 1886).
Anglaise (frz. spr. angglähs'), ein in der zweiten Hälfte des 18. und im Anfange des 19. Jahrh. in Frankreich
und Deutschland beliebter Gesellschaftstanz von lebhaftem Charakter und leichter Bewegung, bald in 2/4-, bald in 3/8-Takt, entstand aus dem franz.
Rigaudon (s. d.), ist fast außer Gebrauch. A. heißt auch der Charaktertanz, den die franz. Tanzkunst aus Zügen des engl. Nationaltanzes
zusammenstellte. Ihn tanzt ein einzelner in der Tracht eines Seeoffiziers, der eine Gerte in verschiedenen Lagen balanciert. Die Schritte sind zum 2/4-Takt
marschartig.
Anglesey oder Anglesea (spr. änglßi, im Altertum
Mona, im Mittelalter Anglorum Insula), Insel und Grafschaft in der Irischen See, an der
Nordwestküste von Wales, getrennt von dem Festlande durch den zweifach überbrückten Menaikanal (s. d.), hat 712 qkm und (1891) 50079 E. Die
Küste ist steil, das Land hügelig, im ganzen kahl, nur bei Beaumaris und zu Plas Newydd, dem Sitze des Marquis von A., am Menaikanale, ansehnlich bewaldet. Der
Ackerbau ist ergiebig an Hafer und Gerste, weniger an Weizen und Roggen. Kartoffeln werden mehr gewonnen als sonst in Nordwales, und auch ziemlich viel Rüben. Zehn
Elftel des Bodens dienen als Weideland für Rinder und Schafe. Der Mineralienreichtum ist bedeutend. Die Kupferminen von Mona und im Parysberg an der Nordostküste
wurden 1768 eröffnet. Die jährliche Ausbeute ist von 3000 t auf 500 gesunken. Der Parysberg hat auch silberreiches Bleierz. Ebenso finden sich Kalkstein, weißer
und farbiger Marmor, Mühlsteine, Steinkohlen (jährlich 20000 t) und Torf. Einst war die Insel ein wichtiger Handelsplatz, jetzt sind ihre Buchten und Häfen
verödet. Doch werden ziemlich viel Landesprodukte (Butter, Käse), Häute, Talg und Blei ausgeführt. Die wichtigsten Städte sind
Beaumaris, die Hauptstadt, ein kleiner Badeort mit 2202 E., Kirche (13. Jahrh.) und Ruinen der großen von Eduard Ⅰ. erbauten
Burg mit Kapelle im frühengl. Stil und Grundmauern mächtiger Rundtürme, Amlwch, Holyhead
und Llangefni. Die Grafschaft sendet einen Abgeordneten ins Parlament. – 61 n.Chr. unterwarf der röm. Feldherr Suetonius
Paulinus die Insel und zerstörte die heiligen Haine der Druiden. Der Aufstand der Boadicea vertrieb die Römer, die jedoch 76 wiederkehrten. Im 9. Jahrh. nahm der
Sachse Egbert die Insel in Besitz. Sie wurde ihm durch die Fürsten von Nordwales bald wieder entrissen und blieb dann Herrschersitz derselben, bis Eduard Ⅰ. Wales
für immer unterwarf.
Anglesey (spr. änglßi), engl. Peerschaft, nach der Insel und Grafschaft A.
benannt. – Der erste Graf von A. war Arthur Annesley, Sohn Francis Annesleys, Barons von Mountnorris, geb. 10. Juli 1614, ward
1660 Präsident des Staatsrats, Viceschatzmeister für Irland, 1661 von Karl Ⅱ. zum engl. Peer, mit dem Titel eines Barons von Newport-Pagnell und Grafen von A.,
erhoben und ↔ war von 1672 bis 1682 Großsiegelbewahrer. Er starb 26. April 1686. Der Titel A. erlosch 1761 mit dem Tode seines Nachkommen Richard
Annesley, des sechsten Grafen von A., und wurde erst 1815 als Marquisat in der Person des Grafen von Uxbridge erneuert. –
Henry William Paget, Graf von Uxbridge, Marquis von A., geb. 17. Mai 1768, focht 1793–94 an der Spitze eines selbstgeworbenen
Infanterieregiments in Flandern und erwarb sich im Kriege auf der Pyrenäischen Halbinsel 1808 als Generalmajor und Commandeur der brit. Reservekavallerie großen
Ruhm, besonders bei der Deckung des Rückzugs des Generals Moore nach Coruña und im Treffen bei Benavente, 28. Dez. 1808
(s. Französisch-Spanisch-Portugiesischer Krieg von 1807 bis 1814). Nach dem Tode seines Vaters (1812) erbte er dessen Titel als Graf von
Uxbridge. In der Schlacht von Waterloo, wo er sieben Brigaden befehligte, verlor er ein Bein. Nach der Rückkehr nach England wurde ihm der Titel eines Marquis von
A. zu teil. Er wurde 1827 Generalfeldzeugmeister und im Febr. 1828 Vicekönig von Irland, wegen seiner den Katholiken freundlichen Verwaltung aber von Wellington
schon im Dez. 1828 zurückberufen. Unter Greys Ministerium wurde er 1831 wieder an die Spitze der Verwaltung Irlands gestellt, vermochte jedoch den Sturm der
irischen Bewegung nicht mehr zu beschwören und legte daher im Sept. 1833 seinen Posten nieder. 1842 wurde er Oberst der Leibgarde zu Pferd und 1846 Feldmarschall
und Generalfeldzeugmeister (Master-General of the ordnance). Er starb 29. April 1854.
Anglesīt, Bleivitriol, Vitriolbleierz, das als
Mineral vorkommende wasserfreie Bleisulfat (s. d.), PbSO4, das aus
73,6 Bleioxyd und 26,4 Proz. Schwefelsäure besteht und meist in der Natur durch Oxydation aus dem
Bleiglanz (Schwefelblei) hervorgegangen ist. Die mit dem Schwerspat oder Baryt und dem Cölestin isomorphen rhombischen Krystalle sind von sehr verschiedenen
Formen, teils pyramidal, teils vertikal kurzsäulenförmig, teils horizontal säulenförmig, auch tafelartig, dabei diamant- und fettglänzend, an sich farblos und oft
wasserhell, aber vielfach gelblich und graulich gefärbt. Die Härte beträgt 3, das spec. Gewicht etwa 6,3. Das Mineral ist in
Salzsäure schwer, in Kalilauge vollkommen löslich. Schöne Krystalle desselben finden sich zu Badenweiler, Schwarzenbach und Miß in Kärnten, in Ungarn (Moravicza,
Felsö-Bánya), zu Leadhills in Schottland, auf Anglesey (daher der Name), insbesondere zu Iglesias und Monte-Poni auf Sardinien, Nertschinsk in Sibirien,
Phönixville in Pennsylvanien. Wo es in größerer Menge vorkommt, wird es mit andern Bleierzen zur Bleigewinnung benutzt.
Anglicismen, der engl. Sprache angehörende Eigentümlichkeiten, namentlich wenn sie, in eine andere Sprache übertragen, als Fehler gegen
deren Sprachgebrauch erscheinen.
Anglikanische Kirche, die Staatskirche Großbritanniens (the Established Church,
Church of England), die in der Lehre reformiert, in Kultus und Kirchenverfassung eine Mittelstellung zwischen prot. und kath.
Wesen behauptet. Gegenüber den übrigen reform. Kirchenparteien in England, die sämtlich presbyteriale Ordnungen haben, heißt sie auch die
Bischöfliche (Episkopal-) Kirche. Außer Großbritannien und den Kolonien zählt sie
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 626.