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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Antigŏnus; Antigŭa; Antihydropīn; Antīk; Antikampīn; Antīkbronze; Antīkensammlungen

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Antigonus (Doson) – Antikensammlungen

lich gegen die Ptolemäer wenden. Während er Athen zwang (262) macedon. Besatzung aufzunehmen, gelang es ihm nicht, die Ausbreitung des 280 neu erstandenen Achäischen Bundes zu hintertreiben. A. starb 239 im Alter von 80 Jahren.

Antigŏnus Doson, geb. 263 v. Chr., König von Macedonien, Verwandter und als Gemahl der Witwe seines Vetters und Vorgängers Demetrius Ⅱ. Stiefvater des jungen Philipp Ⅴ., herrschte (229‒221) zuerst als Regent, hernach als König über Macedonien und sicherte dem Stiefsohne die Nachfolge. An A. wandte sich der Achäische Bund unter Aratus um Hilfe gegen den König Kleomenes von Sparta 224. Er besiegte diesen in der Schlacht von Sellasia (221) und stand nun an der Spitze eines Bundes, der (mit Ausnahme Ätoliens) fast ganz Hellas umfaßte. Er starb 221 nach einem siegreichen Verteidigungskriege gegen die Illyrier.

Antigŏnus aus Karystus auf Euböa, altgriech. Gelehrter, lebte um 240 v. Chr. in Athen und Pergamum, wohin ihn König Attalus Ⅰ. berufen hatte. Sein Hauptwerk war eine Sammlung von Philosophenbiographien, z. B. des Zeno, Menedemus, Pyrrho, die auf persönlicher Kenntnis beruhten. Erhalten ist von ihm, wenn auch nicht in der ursprünglichen Gestalt, eine ältern Werken entnommene Sammlung wunderbarer Erzählungen, hg. von Westermann in den «Scriptores rerum mirabilium graeci» (Braunschw. 1839); von Keller in den «Rerum naturalium scriptores Graeci minores», Bd. 1 (Lpz. 1877). – Vgl. von Wilamowitz, Antigonos von Karystos («Philol. Unters.», Heft 4, Berl. 1881).

Antigŏnus Sochäus, d. h. aus Socho, einer Stadt in Juda, der älteste Schriftgelehrte, den die jüd. Sage nennt, angeblich ein Schüler des Hohenpriesters Simon Ⅰ. (Anfang des 3. Jahrh. v. Chr.). Sein Wahlspruch: «Seid nicht wie Knechte, die ihren Herrn bedienen, um Lohn zu empfangen» u. s. w., soll, einer schlecht verbürgten Tradition zufolge, durch mißverständliche Auffassung seiner Schüler Sadok und Boethos Anlaß zur Stiftung der Sekten der Sadducäer und Boethosäer geworden sein.

Antigŭa (Antigoa), eine der zum brit.-westind. Gouvernement der Inseln über dem Winde gehörenden Kleinen Antillen, unter 17° nördl. Br. und 61° 57′ westl. L. von Greenwich gelegen, 45 km lang, 22 km breit, hat 251 qkm und (1891, mit Barbuda und Redonda zusammen) 36819 E., darunter 26000 Schwarze und etwa 2000 Weiße. Den Süden der Insel erfüllen die bis an den Gipfel bewaldeten Shekerleysberge, deren höchste Spitze der Pik Boggy (401 m hoch) ist. Sie bestehen aus Grünsteinen und Porphyr; der Nordosten wird von Kalkstein und Mergel der Tertiärzeit eingenommen. Diese finden auf Barbuda ihre Fortsetzung, die Meerestiefe zwischen beiden Inseln beträgt nur bis zu 80 m. Das Klima ist heiß und nur durch die Ost- und Passatwinde gemildert; Quellen sind nur spärlich vorhanden, da der Wald großenteils verwüstet ist, und das Trinkwasser muß in Cisternen gesammelt werden. A. ist gut angebaut und erzeugt viel Zucker, sowie auch Baumwolle, Tabak, Ingwer, Südfrüchte, Ananas, mancherlei tropische Nahrungspflanzen und zeigt sich auch der Zucht europ. Haustiere günstig. Das Meer bietet reichlich Fische und Schildkröten. Der ansehnliche Handel wird durch einige gute Häfen, die jedoch wegen der die Insel umgebenden Felsriffe schwer zugänglich sind, begünstigt. Die Ausfuhr, deren Hauptartikel Melasse, Rum, Zucker, daneben auch Mehl, Rindvieh und Schweine sind, betrug 1889: 266000, 1893: 199870, die Einfuhr 1889: 165788, 1893: 178931 Pfd. St., die öffentliche Einnahme 1893: 50881, die Ausgabe 50870, die öffentliche Schuld 27871 Pfd. St. Hauptstapelplatz der Insel ist die Stadt Saint John oder Saint Johnstown an der Nordwestküste, mit vortrefflichem, durch mehrere Forts gedecktem Hafen und 9738 E. Sie ist Sitz des Generalgouverneurs sämtlicher engl. Inseln über dem Winde. An der Südküste liegt English-Harbour, ein wichtiger Seeplatz und einer der besten Häfen Westindiens, mit Schiffswerften und Marinehospital. 1893 verkehrten in den Häfen im ganzen Schiffe mit 480000 t Gehalt. A. wurde 1493 von Columbus entdeckt; 1632 besetzten es einige Engländer, welche Tabakspflanzungen anlegten, und 1666 erhielt Lord Willoughby die Bewilligung zur Gründung einer förmlichen Kolonie auf der Insel. Die Herrnhuter haben hier sieben Stationen.

Antihydropīn (Pulvis taracanae), neues diuretisches Heilmittel, aus gepulverten Küchenschaben (Periplaneta orientalis L., russ. Tarakanen) gewonnen und gegen Wassersucht empfohlen.

Antīk (vom lat. antiquus), alt. Wie man unter den «Alten» gewöhnlich nur die Griechen und Römer versteht, so bezeichnet man mit antik das Griechische und Römische, besonders aber die Überreste der griech. und röm. Kunst und des Kunstgewerbes; Sammlungen solcher Gegenstände heißen Antikenkabinette oder Antikensammlungen (s. d.).

Antikampīn, Geheimmittel gegen Raupen und andere Insektenlarven an Bäumen; Zusammensetzung noch unbekannt.

Antīkbronze, s. Patina.

Antīkensammlungen, diejenigen Museen (s. Museum), in welchen Reste der Kunst aus der Zeit vor dem Untergange des Römischen Reichs aufbewahrt werden. Die Anlage solcher A. begann mit dem Erwachen des Interesses an dem antiken Geistesleben in der Renaissance und zwar zunächst in Italien. Die Hauptschätze dieses Landes stammen aus Funden des 16. bis 18. Jahrh., einer Zeit, in welcher man die künstlerischen Rücksichten vor den wissenschaftlichen vorwalten ließ: Man stellte die zerbrochenen Statuen wieder her, wobei man es meist nicht sehr genau damit nahm, ob die verschiedenen Teile, aus denen man ein Ganzes machte, auch wirklich zusammengehörten. Auch war das Streben mehr darauf gerichtet, eine dem Geschmack jener Zeit entsprechende, als eine streng im Geiste der Antike sich haltende Wirkung zu erzielen. Unter den Museen in Rom steht das im Vatikan voran (vgl. Pistolesi, Il Vaticano descritto, 8 Bde., Rom 1829; E. Q. Visconti, Il Museo Pio-Clementino, ed il Museo Chiaramonti, 10 Bde., ebd. 1782‒1843). Wie dieses sind aus päpstl. Sammlungen das Kapitolinische MuseumMuseum Capitolinum», 4 Bde., Rom 1750) und das im Lateran (vgl. Benndorf und Schöne, Die antiken Bildwerke des Lateranensischen Museums, Lpz. 1867) hervorgegangen. An die Kunstschätze der Villa Albani knüpft sich der Name Winckelmanns, welcher ihre Aufstellung leitete. Von den übrigen röm. Privatsammlungen sind die bedeutendsten das Museo Torlonia (vgl. Visconti, I monumenti del museo Torlonia, Rom 1885), die Sammlungen in Villa Ludovisi (vgl. Schreiber, Die antiken Bildwerke der Villa Ludovisi, Lpz. 1880), Villa Borghese, Villa Doria-Pamphili, Palazzo Barberini, Spada, Sciarra.