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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Arader und Csanader Eisenbahn; Arafale; Arafât; Arafura; Arago

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Arader und Csanáder Eisenbahn - Arago (Etienne)

und hat sich in den letzten Jahren sehr verschönert. Sie hat Post, Telegraph, eine neue Kathedrale, Staats-Obergymnasium, Staats-Oberrealschule, Handelsakademie, städtische Bürgerschule, königl. Lehrerseminar, griech.-orient., rumän. Lehrerpräparandie, Konservatorium, viele Kirchen und Klöster, ein neues Rathaus mit Turm und schöner Aussicht, neues Theater und viele prächtige Neubauten. Auf dem Freiheitsplatz ein Denkmal zur Erinnerung an die Kämpfe 1849. Durch die Eisenbahnen, die die Verbindung mit Orsova und der untern Donau vermitteln, ist A. Mittelpunkt des Handels und der Industrie im südöstl. Ungarn geworden. Es hat 6 Spiritusbrennereien, darunter die größte des Festlandes mit einer Mastanstalt für 3-4000 Ochsen, 2 Dampfmühlen (berühmtes Arader Königsmehl), 2 Dampfsägewerke, 1 Waggon- und Maschinenfabrik, ferner Fabrikation von Stärke, Faßdauben, Zündwaren, Leder und Maschinen. Von A. aus wird ein bedeutender Handel nach Deutschland und dem Schwarzen Meere betrieben, besonders mit Spiritus, Getreide, Wein, Tabak und Vieh. Die Pferdebahn verbindet die einzelnen Stadtteile miteinander. - A. wurde als Festung in den Kriegen des 17. Jahrh. von den Türken erobert und erst Ende des Jahrhunderts befreit. Die neue Festung, obwohl von geringem Umfange, jedoch bedeutend, ward seit 1763 hergestellt und spielte in dem Revolutionskriege von 1849 eine wichtige Rolle. Sie liegt auf einer von der Maros umschlungenen Landspitze und wurde von dem österr. General Berger 1849 lange gegen die Ungarn verteidigt; seit April war sie gänzlich abgesperrt, und Berger mußte 1. Juli kapitulieren. Anfang August mußten sich die Mitglieder des Kossuthschen Reichstags von Szegedin nach A. flüchten. Von hier erließ Kossuth die Proklamation vom 11. Aug. 1849, in der er der Verzweiflung an seiner Sache den glühendsten Ausdruck lieh. Sogleich nach der Katastrophe von Világos (13. Aug.) ward die Festung A. auf Anordnung Görgeis den Russen übergeben. Am 6. Okt. wurden auf Haynaus Befehl zu A. 13 ungar. Generale hingerichtet. Gegenwärtig bildet die Festung ein Waffendepot. - 3) Neu-Arad, Stadt im ungar. Komitat Temes, gegenüber von Alt-Arad, links von der Maros, über die eine Brücke führt, hat (1890) 5555 deutsche, magyar. und rumän. E. und bedeutenden Handel mit Mehl und Holz. Die Stadt entstand in den Kriegen der Türken. Letztere legten hier, der Festung Alt-Arad gegenüber, Schanzen an und damit den Grund zu der neuen Stadt.

Arader und Csanader Eisenbahn, Vereinigte, umfaßt 325 km (darunter 40 km im Betriebe der Ungar. Staatsbahnen), s. Österreichisch-Ungarische Eisenbahnen.

Arafale, afrik. Küstenort im Hintergrunde der Annesley- oder Sulabucht an der Westküste des Roten Meers, wurde 1885 von ital. Truppen besetzt und gehört seitdem zur ital. Kolonie Erythräa.

Arafât, Name einer Ebene in der Nähe von Mekka in nordöstl. Richtung. Von den umliegenden Bergen wird der "Berg der Barmherzigkeit" (Dschebel al-rahma) als der geheiligteste betrachtet. A. ist während der Wallfahrtsfeste der Schauplatz einer der feierlichsten der Ceremonien des Haddsch (s. d.). Am 9. des Pilgermonats (Dsu l-hiddscha) versammeln sich die vielen Tausende der Wallfahrer um und auf dem geheiligten Berge, um die Chutba (s. d.) anzuhören, deren Hauptzweck das Sündenbekenntnis bildet; der alte Name dieser Ceremonie ist "Al-wukûf", d. h. das Stehen (in A.). Die Bedeutung von A. im Zusammenhange der Wallfahrtsfeste reicht ins arab. Heidentum zurück.

Arafura, s. Harafora.

Arago, Dominique François, franz. Physiker, geb. 26. Febr. 1786 zu Estagel bei Perpignan, besuchte die Polytechnische Schule und erhielt 1805 die Stelle eines Sekretärs bei dem Bureau des longitudes. Als solcher setzte er mit Biot und den span. Kommissarien Chaix und Rodriguez die von Delambre und Méchain begonnene Meridianmessung von Barcelona bis zur Insel Formentera fort. Der span. Aufstand gegen Napoleon unterbrach diese Arbeit, A. wurde von den Spaniern gefangen genommen, geriet nach seiner Freilassung infolge Schiffbruchs in die Hände der Barbaresken und erhielt erst 1809 seine Freiheit wieder. Bald darauf wurde er, obschon erst 23 J. alt, an Lalandes Stelle in die Akademie der Wissenschaften aufgenommen und von Napoleon I. zum Professor an der Polytechnischen Schule ernannt. Hier erteilte er bis 1831 Unterricht in Analysis und Geodäsie. Später beschäftigte er sich mehr mit Astronomie und Physik, zumal mit Untersuchungen über Polarisation des Lichts, Galvanismus und Magnetismus. 1830 ward A. Direktor der Sternwarte in Paris; 1831 wurde er in die Deputiertenkammer gewählt, wo er der äußersten Linken beitrat. Mitglied der Provisorischen Regierung im Febr. 1848 und gleichzeitig mit den Ministerien des See- und Kriegswesens betraut, dann auch Mitglied der Exekutivkommission, vertrat er entschieden die Grundsätze der Ordnung gegen die demagogischen und socialistischen Umtriebe und bewährte außerordentlichen Mut in den Junitagen. Nach dem Staatsstreiche vom 2. Dez. 1851 behielt A. seine Stelle als Direktor an der Sternwarte, weil die neue Regierung ihm den amtlichen Eidschwur erließ. Er starb in Paris 2. Okt. 1853. Eine Statue A.s wurde in Perpignan 1879 enthüllt. Außer der "Astronomie populaire" (4 Bde., Par. 1834-35; deutsch von Hankel) und zahlreichen Aufsätzen in den "Mémoires", den "Comptes rendus" und den von ihm mit Gay-Lussac redigierten "Annales de chimie et de physique", für die allein er über 80 Abhandlungen schrieb, lieferte A. seit 1824 eine Reihe von populären Arbeiten in dem "Annuaire des Longitudes", die nebst den "Éloges" und andern Schriften in die von Barral besorgte Ausgabe seiner "Œvres", mit Biographie (17 Bde., Par. 1854-62; deutsch von Hankel, mit Einleitung von A. von Humboldt, 16 Bde., Lpz. 1854-60), aufgenommen wurden. Sie zeichnen sich durch faßliche Darstellung selbst der schwierigsten wissenschaftlichen Probleme aus.

Arago, Etienne, franz. Schriftsteller und Politiker, Bruder des vorigen, geb. 7. Febr. 1803 zu Perpignan, war einige Zeit Präparator für Chemie an der Polytechnischen Schule zu Paris, ging aber bald zur dramat. Litteratur über. Seine Vaudevilles, Komödien und Melodramen, die er unter Mitwirkung anderer verfaßte (1832-47), sind jetzt veraltet. Er war auch Direktor des Vaudevilletheaters 1829-40, Mitarbeiter polit. und litterar. Blätter und Mitgründer der radikalen "Réforme". Während der Restauration stand er in der Opposition und gehörte unter Ludwig Philipp zur republikanischen Partei; 1830 und 1848 kämpfte er auf den Barri-^[folgende Seite]