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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Arlesheim; Arlincourt; Arlington; Arlon; Arlt; Arm

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Arlesheim - Arm (anatomisch)

Rbône führt eine Schiffbrücke nach Trinquetaille, das als Vorstadt von A. auf der durch Viehzucht ausgezeichneten Delta-Insel Camargue liegt.

A., im Altertum Arelate, kam zu Ausgang des 2. Jahrh. v. Chr. in röm. Besitz und wurde von Cäsar oder Augustus zur Militärkolonie eingerichtet. Später war es Residenz des Kaisers Maximianus, dann zeitweise Konstantins d. Gr., unter dem es als Constantia seine Blütezeit erlebte, dann Hauptstadt der Präfektur Gallien und im 5. Jahrh. einige Zeit Residenz des Westgotenkönigs Eurich. Die Stadt kam 508 an das Ostgotenreich, 535 an die Franken und wurde 879 Hauptstadt des Königreichs Arelat (s. d.). Seit 1214 Reichsstadt, unterwarf sie sich 1251 Karl von Anjou, Grafen von Provence; 1481 wurde sie mit Frankreich vereinigt. Die Bedeutung ihres Handels glich im Mittelalter der von Marseille, Genua und Pisa. Bis ins Mittelalter wurden in A. zahlreiche Synoden abgehalten, die Arelatischen Synoden, von denen die wichtigsten sind: die erste, 314, die im Donatistischen Streit (s. Donatisten) gegen Donatus entschied; die zweite, 354, die im Arianischen Streite gegen Athanasius (s. d.) Partei ergriff; die von 475, welche die Prädestinationslehre des Presbyters Lucidus verdammte; die letzte fand 1275 statt. Bis zur Revolution war A. Bischofssitz. - Vgl. Joanne, Arles (Par. 1888).

Arlesheim. 1) Bezirk im schweiz. Kanton Basel-Land, hat (1888) 21 903 E., darunter 10 574 Katholiken und 46 Israeliten in 16 Gemeinden. - 2) Flecken und Hauptort im Bezirk A., in 345 m Höhe, 1 km nordöstlich von der Station Dornach der Linie Basel-Biel der Jura-Simplonbahn, hat (1888) 1035 E., darunter 265 Evangelische, Post, Telegraph, Kirche mit Fresken und guter Orgel. In der Nähe das ehemalige fürstbischöfl. Schloß Birseck (jetzt Privatbesitz) mit großem Park. A. war 1678-1792 Sitz des Domkapitels des Bistums Basel.

Arlincourt (spr. arlängkuhr), Charles Victor Prévot, Vicomte d', franz. Romanschriftsteller, geb. 28. Sept. 1789 auf Schloß Mérantris bei Versailles, gewann Napoleons Gunst durch das Gedicht "Une matinée de Charlemagne" (1810), Bruchstück des bourbonistischen "Charlemagne ou la Caroléide" (1818); nach Ludwigs XVIII. Rückkehr Requêtenmeister, wurde er nach den Hundert Tagen abgesetzt. Er schrieb mehrere schwülstige, der reaktionär-aristokratischen Zeitströmung Rechnung tragende Romane, wie "L'étrangère" (1822), "Le rénégat" (1822) und besonders "Le solitaire" (1821; 11. Aufl. 1825), der in alle europ. Sprachen übersetzt wurde. Nach 1830 verfaßte A. "historische" Romane, voll Ausfälle auf das Julikönigtum: "Les rebelles sous Charles V" (6 Bde., 1832), "Les écorcheurs, ou l'ursupation et la peste" (3 Bde., 1833), "Le brasseur roi" (1833; 4. Aufl. 1835) u. s. w. Die Februarereignisse 1848 veranlaßten Broschüren, wie "Dieu le veut" (64. Aufl. 1850), "Place au droit!" (12. Aufl. 1850) u. s. w., die die Einsetzung "Heinrichs V." verlangten. A. starb 22. Jan. 1856 zu Paris.

Arlington (spr. ährlingt'n), Henry Bennet, später Graf von A., Mitglied des engl. Cabalministeriums (s. d.) unter Karl II., war zu Arlington in Middlesex 1618 geboren. Zuerst zum Pfarrer bestimmt, ergriff er im Bürgerkrieg 1642 die Waffen für Karl I. und teilte sodann die Verbannung Karls II. Seit seinem Übertritt zum Katholicismus gehörte er nach der Restauration zu dessen eifrigsten Vorkämpfern. Er war der Mittelpunkt der Opposition gegen Clarendon und wurde 1662 Staatssekretär; 1663 erhob ihn der König zum Baron von A., und als dieser die mit Holland und Schweden (1668) geschlossene Tripelallianz wieder zu brechen wünschte, gehörte A. zu seinen Vertrauten; er und Clifford wußten allein von den Abmachungen Karls mit Ludwig XIV. zum Schutze des Katholicismus in England. Damit trat A. in das Cabalministerium, ging 1672 als Gesandter an den franz. Hof und wurde zum Grafen von A. erhoben. Aber bei den Mißerfolgen der neuen Politik sank auch sein Einfluß, 1674 legte er sein Amt als Staatssekretär nieder; seine Bemühungen, wieder zu Ansehen zu gelangen, schlugen fehl. Er starb 28. Juli 1685. Vgl. seine Letters to W. Temple from 1665-70, hg. von Th. Babington (2 Bde., Lond. 1701). - A. hinterließ nur eine Tochter, Isabella, die 1672 den natürlichen Sohn Karls II., Heinrich, Grafen von Euston und Herzog von Grafton, heiratete und deren Nachkommen auch den Titel der Grafen von A. führen.

Arlon (spr. arlóng; das röm. Orolaunum vicus), vläm. Aarlen, Hauptstadt der belg. Provinz Luxemburg, an der Linie Brüssel-A.-Sterpenich der Belg. Staatsbahnen, von der hier eine Zweigbahn (23km) nach Longwy führt, in 404 m Höhe, auf einem Bergrücken der Ardennen an den Quellen der Semoy, ist ein sehr wohlhabender Ort mit (1890) 8029 E., Post, Telegraph, einer Sammlung in der Umgegend gefundener röm. Altertümer, darunter interessante Steinskulpturen, und Fabrikation von Eisenwaren, Leder, Tabak, Fayence und Thonpfeifen. - Unter ihrem jetzigen Namen wird die Stadt zuerst 870 bei der Teilung des Reichs Lotharingen erwähnt; 1214 fiel A. an die Grafschaft Luxemburg und wurde zugleich befestigt. 1684-97 war A. französisch, gelangte dann aber wieder zu Luxemburg und kam 1831 an Belgien. Im ersten Koalitionskriege wurde (April 1794) in der Nähe von A. mehrmals gekämpft.

Arlt, Ferd., Ritter von, Augenarzt, geb. 18. April 1812 zu Obergraupen bei Teplitz, studierte in Prag Medizin, wirkte 1840-42 als Assistent an der dortigen Augenklinik, wurde 1849 zum ord. Professor der Augenheilkunde daselbst ernannt und 1856 als solcher nach Wien berufen, wo er 7. März 1887 starb. A.s europ. Ruf als Augenarzt gründete sich auf sein Hauptwerk: "Die Krankheiten des Auges für praktische Ärzte geschildert" (3 Bde., Prag 1851-56, mehrfach neu aufgelegt). Von seinen übrigen Arbeiten sind außer der populären Schrift "Die Pflege der Augen im gesunden und kranken Zustande" (Prag 1846; 3. Aufl. 1865) hervorzuheben: "über die Verletzungen des Auges mit besonderer Rücksicht auf deren gerichtsärztliche Würdigung" (Wien 1875), "über die Ursachen und die Entstehung der Kurzsichtigkeit" (ebd. 1876), "Klinische Darstellung der Krankheiten des Auges" (ebd. 1881), "Zur Lehre vom Glaukom" (ebd. 1884); ferner seine Beiträge zu dem von ihm mit Donders und Albr. von Graefe herausgegebenen "Archiv für Ophthalmologie" (seit 1854 zu Berlin) sowie der Abschnitt "Operationslehre" in dem von Alfr. Graefe und Sämisch redigierten "Handbuch der gesamten Augenheilkunde" (Lpz. 1874). Nach seinem Tode erschien: "Meine Erlebnisse" (Wiesb. 1887).

Arm (lat. Brachium), der Name für die obern (vordern) Extremitäten des Menschen und der mit Händen versehenen Säugetiere. Der A. besteht aus der Schulter, dem Oberarm, dem Vorderarm und der Hand. Der Schultergürtel wird durch zwei