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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Arnold

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Arnold (Joh. Georg Daniel) - Arnold (Thomas)

die Mühle zum Verkauf. Beschwerden des Müllers bei der Cüstriner Regierung und dann bei dem Berliner Kammergericht wurden zurückgewiesen, und der Müller zur Bezahlung des Pachtzinses verurteilt. A. wandte sich nun mit einer Immediateingabe an den König, der die nähere Untersuchung an Ort und Stelle dem Obersten von Heucking übertrug. Da Heuckings Urteil für den Müller günstig ausfiel, so glaubte der König, daß die Justizbeamten in dem Streit des einfachen Mannes gegen die adligen Herren für ihre Standesgenossen Partei ergriffen und dem Müller schweres Unrecht zugefügt hatten. Um ein Exempel zu statuieren, vernichtete der König das Urteil der Richter; der oberste preuß. Justizbeamte, der Großkanzler von Fürst, erhielt seine Entlassung, die beteiligten Räte des Kammergerichts und der Cüstriner Regierung wurden ihrer Stellen entsetzt und ins Gefängnis abgeführt. Trotzdem der Kriminalsenat des Kammergerichts erklärte, daß die Justizbeamten von aller Parteilichkeit freizusprechen seien, hielt König Friedrich doch seine Entscheidung im ganzen aufrecht; nur zwei Räte wurden freigesprochen, die übrigen abgesetzt, zu einjähriger Festungshaft und Schadenersatz an den Müller verurteilt. Nach Friedrichs II. Tode wurde der Prozeß von neuem aufgenommen, die Beamten wurden freigesprochen und in ihre Stellen wieder eingesetzt, auch die an den Müller gezahlten Gelder ihnen zurückerstattet. - Vgl. Sengebusch, Histor.-rechtliche Würdigung der Einmischung Friedrichs d. Gr. in die Rechtssache des Müllers A. (Altona 1829); die Urkunden bei Preuß, Friedrich d. Gr., Bd. 5 (Berl. 1833); ders., Geschichte des Arnold-Gersdorffschen Prozesses (in der "Zeitschrift für preuß. Geschichte", 1864); Dickel, Friedrich d. Gr. und die Prozesse des Müllers A. (Marb. 1891).

Arnold, Joh. Georg Daniel, mundartlicher Dichter, geb. 18. Febr. 1780 zu Straßburg, studierte in Straßburg, Göttingen und Paris, wurde 1806 Lehrer des franz. Civilrechts an der Rechtsschule zu Koblenz, 1809 Professor der Geschichte und 1811 des röm. Rechts in Straßburg, dann auch ebenda Präfekturrat und Direktorialmitglied des Konsistoriums Augsburgischer Konfession. Er starb 18. Febr. 1829. Verdienstlich ist sein größeres jurist. Werk "Elementa juris civilis Justinianei, cum Codice Napoleoneo et reliquis legum codicibus collata" (Straßb. und Par. 1812). Von A.s hochdeutscher Lyrik ist die klassische Elegie "Blessigs Totenfeier" ausgezeichnet. Weit bedeutender ist aber "Der Pfingstmontag", "Le lundi de la Pentecôte" (Straßb. 1816; 2., nach den Noten des Dichters verbesserte Ausgabe, nebst ausgewählten Gedichten aus dem Nachlaß, Biographie, Wörterbuch und 40 Illustrationen, ebd. 1850; Ausg. mit litterarhistor. Einleitung von L. Spach, ebd. 1874; mit Wörterverzeichnis und Biographie von Habs in Reclams "Universalbibliothek", Lpz. 1886; Volksausg. von Martin, Straßb. 1890, in den "Elsäss. Volksschriften", Heft 18). Dieses in gereimten Alexandrinern und zum größten Teil in Straßburger Mundart gedichtete Lustspiel nennt Goethe "ein unvergleichliches Denkmal altstraßburgischer Sitte und Sprache, ein Werk, das an Klarheit und Vollständigkeit des Anschauens und an geistreicher Darstellung unendlicher Einzelheiten wenig seinesgleichen finden dürfte". Es bildet zugleich eine ergiebige Fundgrube des elsäss. Sprachschatzes. - Vgl. Schultheß in den "Preuß. Jahrbüchern", Bd. 60.

Arnold, Matthew, engl. Dichter und Schriftsteller, ältester Sohn von Thomas A., geb. 24. Dez. 1822 zu Laleham in Middlesex, wurde in Winchester und Rugby erzogen und studierte seit 1840 zu Oxford, wo er 1843 den Newdigate-Preis für ein Gedicht über Cromwell empfing. 1847-51 war er Privatsekretär von Lord Lansdowne, der ihm dann ein staatliches Schulinspektorat verschaffte. Nachdem er 1848 anonym "The strayed reveller and other poems", 1853 ebenso "Empedocles on Ætna" und 1854 "Poems" (2 Bde.) herausgegeben hatte, erhielt er 1857 die Professur der Poesie in Oxford, die er bis 1867 bekleidete. Er veröffentlichte 1858 die Tragödie "Merope" und 1861 seine Vorlesungen "On translating Homer" (Nachwort 1862), mit denen er die Übertragung Homers in engl. Hexameter, von ihm selbst nicht ohne Glück versucht, befürwortete. Im Auftrage der Regierung bereiste er 1859-60 Frankreich, Deutschland, die Schweiz und die Niederlande, um das Unterrichtswesen dieser Länder kennen zu lernen, und veröffentlichte in Berichtform "Tabulated reports on British and other protestant schools" (1859) und "The popular education of France with notices of that of Holland and Switzerland" (1861), nach einer zweiten Festlandsreise (1865) "Schools and universities on the Continent" (Lond. 1868; 3. Aufl. 1882); nach einer neuen Anwesenheit auf dem Kontinent (1886) lieferte er an die staatliche Unterrichtskommission den "Report on elementary schools" (1889), der zwar in Einzelheiten nicht zuverlässig ist, aber durch geistreiche Bemerkungen und Ratschläge der engl. Lehrerwelt zur Anregung diente. Nachdem A. schon 1865 zerstreute Prosaschriften als "Essays in criticism" (3. Aufl. 1875; 2. Reihe 1888) gesammelt hatte, erschienen u. a. 1867 "Lectures on the study of Celtic literature" und "New poems" (2. Aufl. 1868), 1869 "Culture and anarchy" (3. Aufl. 1882; Volksausg. 1889), 1870 "St. Paul and protestantism, with an essay on puritanism and the Church of England" (3. Aufl. 1875; Volksausg. 1887), 1873 "Literature and dogma, an essay toward a better appreciation of the Bible" (5. Aufl. 1876; Volksausg. 1883), 1877 "Last essays on Church and Religion", 1879 "Mixed essays", 1882 "Irish essays and others", 1885 "Discourses in America", drei Vorträge, die er 1883 in den Vereinigten Staaten (1886 nochmals von ihm besucht und in "Civilization in the United States", 4. Aufl. 1888, geschildert) gehalten hatte. Fünf Gesamtausgaben der "Gedichte" A.s erschienen 1869-90. Er starb 15. April 1888 zu Liverpool.

Arnold, Samuel, engl. Komponist, geb. 10. Aug. 1742 zu London, gest. daselbst 22. Okt. 1802, war eine der Hauptstützen der engl. Nationaloper in der zweiten Hälfte des 18. Jahrh. Die Zahl seiner Bühnenwerke beträgt 40 Opern und Schauspielmusiken; von ihnen war die beliebteste "The maid of the mill". Ein großes Verdienst erwarb sich A. durch seine "Cathedral music". Die erste engl. (sehr fehlerhafte) Gesamtausgabe der Werke Händels (36 Bde., Lond. 1786) wurde von A. redigiert.

Arnold, Thomas, engl. Pädagog, geb. 13. Juni 1795 zu Cowes auf der Insel Wight, studierte seit 1811 zu Oxford, wurde 1815 Fellow des Oriel College daselbst und leitete seit 1819 ein Privaterziehungsinstitut zu Laleham, einem Dorfe an der Themse. Er übernahm 1827 das Rektorat der Schule zu Rugby, die sich unter ihm zur Musteranstalt entwickelte, und wurde 1841 Professor der