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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Auerswald; Auf; Au fait; Aufastung; Aufbänken; Aufbau; Aufbaumen; Aufbäumen

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Auerswald (Hans Jak. von) - Aufbäumen

Parlament 1848 wurde er zum Abgeordneten gewählt. In der Deutscheu Nationalversammlung zu Frankfurt, wo er zur Rechten gehörte, galt seine Hauptthätigkeit den militär. Angelegenheiten. Von ihm stammte der Gesetzentwurf über die deutsche Wehrverfassung, der den Beratungen des Parlaments zu Grunde lag. Als 18. Sept. 1848, infolge der Annahme des Malmöer Waffenstillstandes durch die Nationalversammlung, Frankfurt der Schauplatz eines Straßenkampfes ward, wurde A., der in Begleitung des unbeliebten Abgeordneten Fürsten Felix Lichnowski (s. d.) den von Darmstadt erwarteten Truppen entgegenritt, nebst diesem von einer Schar Aufständischer gemißhandelt und erschossen.

Auerswald, Hans Jak. von, Landhofmeister des Königreichs Preußen, geb. in Ostpreußen 25. Juli 1757, trat 1770 in die Armee, beteiligte sich an dem Bayrischen Erbfolgekriege, nahm 1783 den Abschied, war eine Zeit lang landrätlicher Assistent, wurde 1787 zur westpreuß. Landschaft berufen und nachher zum Landschaftsdirektor des Marienwerderschen Departements ernannt. Infolge seiner gewissenhaften und rastlosen Thätigkeit, insbesondere auf dem Gebiete der Organisation des landschaftlichen Kreditsystems, wurde er 1797 zum Präsidenten der westpreuß. Kammer befördert und 1802 als Präsident der ostpreuß. und litauischen Kammer nach Königsberg versetzt. 1806 erfolgte seine Ernennung zum Wirkl. Geh. Oberfinanz-, Kriegs- und Domänenrat und Kurator der Universität Königsberg, 1808 zum General-Landschaftspräsidenten und zum Geh. Staatsrat und Oberpräsidenten von Ostpreußen, Westpreußen und Litauen. Bei der Aufhebung der Oberpräsidentenstellen 1810 wurde A. das Präsidium der ostpreuß. Regierung wieder übertragen, wozu er 1811 die Würde eines Landhofmeisters des Königreichs Preußen erhielt. In einen schwierigen Konflikt mit seiner Pflicht gegen den König brachte ihn im Jan. 1813 die Aufforderung Steins zur Berufung des ostpreuß. Landtages, aber mit Eifer förderte er dann die patriotische Thätigkeit der Provinz. Um die Universität Königsberg erwarb sich A. als Kurator (1806-19) große Verdienste. Nachdem er 1824 das ihm nach dem Kriege wieder übertragene Oberpräsidium von Ostpreußen niedergelegt hatte, zog er sich auf sein Gut Faulen zurück und starb 3.April 1833 in Königsberg.

Vgl. Voigt, Beiträge zur Geschichte der Familie von A. (Königsb. 1824).

Auerswald, Rud. von, preuß. Staatsminister, Sohn des Hans Jakob von A., geb. 1. Sept. 1795, kam schon in seiner Kindheit in nahe persönliche Beziehungen zum Prinzen Wilhelm, nachmaligem Deutschen Kaiser, bezog 1811 die Universität Königsberg, trat jedoch ein Jahr später in den Militärdienst, nahm an dem Feldzuge in Rußland und an den Befreiungskriegen teil. Als Rittmeister verließ er 1820 den Militärdienst, zog sich auf seine Güter in Ostpreußen zurück und wurde von dem Kreise Heiligenbeil zum Landrat, später zum General-Landschaftsrat von Ostpreußen gewählt. Während des poln. Revolutionskrieges von 1831 kommissarisch zur Verwaltung des Grenzkreises Memel entsendet, leitete er den Übertritt des Gielgudschen Korps. Die Stadt Königsberg wählte ihn sodann zum Oberbürgermeister, nachdem er zuvor sein Amt als Landrat niedergelegt hatte. Seit 1837 wohnte er den Landtagen der Provinz Preußen als Abgeordneter und Stellvertreter des Landtagsmarschalls bei, 1842 wurde er zum Mitgliede des Vereinigten ständischen Ausschusses in Berlin gewählt und zum Regierungspräsidenten in Trier ernannt, in welcher Stellung er bis zur Märzrevolution von 1848 verblieb. Ende März erfolgte seine Beförderung zum Oberpräsidenten der Provinz Preußen, und Ende Juni 1848, nach Camphausens Abgang, trat er an die Spitze des neugebildeten Ministeriums (Hansemann-Kühlwetter-Schreckenstein), in welchem er auch die Leitung der auswärtigen Angelegenheiten übernahm. Gleichzeitig ward er in Frankfurt a. O. zum Abgeordneten in die Preußische Nationalversammlung gewählt. Als von dieser der Steinsche Antrag, wonach diejenigen Offiziere, die mit den konstitutionellen Grundsätzen nicht einverstanden wären, zum Austritt aus dem Dienst verpflichtet sein sollten, angenommen wurde, nahm das Ministerium im September seine Entlassung. Nach Auflösung der Nationalversammlung kehrte A. als Oberpräsident nach Königsberg zurück. 1849 zum Mitgliede der preuß. Ersten Kammer gewählt, leitete er in der Session von 1849 und 1850 deren Verhandlungen als Präsident, ebenso im Frühjahr 1850 die Verhandlungen des Staatenhauses in Erfurt. Juni 1850 bis Juli 1851 verwaltete er das Oberpräsidium der Rheinprovinz. Er lebte darauf ohne amtliche Stellung, bis er 6. Nov. 1858 durch den Prinz-Regenten zum Minister ohne Portefeuille im Ministerium der «neuen Ära» ernannt wurde. Seine lebhaften Bemühungen, das Abgeordnetenhaus für die Heeresreorganisation zu gewinnen, waren ohne Erfolg. Die Annahme des Hagenschen Antrags auf größere Specialisierung des Militäretats hatte im März 1862 den Rücktritt des Ministeriums zur Folge. A. wurde zum Oberburggrafen von Marienburg ernannt, blieb aber ohne weitern polit. Einfluß. Er starb 15. Jan. 1866 in Berlin.

Auf, Eulenart, s. Uhu.

Au fait (frz., spr. o fäh), über etwas genau unterrichtet; A. f. setzen, genau unterrichten.

Aufastung, s. Ästung.

Aufbänken, die Feuer der Dampfschiffskessel in solchen Zustand versetzen, daß sich nur sehr geringer Dampf entwickelt. Das A. geschieht durch Schließen der Aschfallthüren und Feuerthüren. Man bänkt die Feuer auf, um Kohlen zu sparen, wenn man die Maschine augenblicklich nicht gebraucht, aber sie in kurzer Zeit fertig haben will. Durch Aufschütten von Kohlen wird dann so schnell Dampf erzeugt, daß das Schiff in 10-15 Minuten mit der Maschine angehen kann. Man nennt letztere Thätigkeit «die Feuer durchstoßen».

Aufbau, Rohbau, in der Baukunst Anordnung und Ausführung des über dem Grunde sich erhebenden Teils eines Gebäudes, dem sodann der innere Ausbau (s. d.) folgt. Im besondern versteht man unter Aufbauten einzelne höher geführte, namentlich über das Hauptgesims sich erhebende Gebäudeteile, die in das Hauptdach einschneiden oder dasselbe überragen. (S. Attika, Bekrönung, Verdachung.)

Aufbau, synthetischer, in der Chemie, s. Abbau.

Aufbaumen, aufholzen, der Gegensatz von Abbaumen (s. d.)

Aufbäumen, in der Weberei das Aufwickeln der gescherten und geschlichteten Kette auf den Kettenbaum des Webstuhls, welche Arbeit mit Hilfe einer besondern Vorrichtung (Aufbäumemaschine) ausgeführt wird; bei der Appretur der Gewebe das Aufrollen des in halber Breite zusammengelegten