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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Augītporphyr; Augmént; Augmentation; Augmentationsschiffe; Augmentatīvum; Augmentieren; Augsburg

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Augitporphyr – Augsburg

oder Fettglanz und von 3,3 spec. Gewicht. Es ist ziemlich hart und wird von Säuren sehr wenig angegriffen. Einen wesentlichen Gemengteil bildet der A. in mehrern verbreiteten, meist kieselsäurearmen Gesteinsarten, wie im Basalt, Dolerit, Diabas, Melaphyr und in vielen Laven und vulkanischen Tuffen, in denen er oft in schönen Krystallen ausgesondert vorkommt, wie z. B. am Kaiserstuhl im Breisgau, in Böhmen, am Vesuv, Ätna und in der Auvergne. Häufig findet er sich im Kalkstein eingewachsen, mit anscheinend geschmolzener Oberfläche und in körnigen Massen (Kokkolith), die, wie zu Arendal in Norwegen, Magneteisensteinlager begleiten. Aus der Verwitterung A. haltender Gesteine geht ein guter eisenreicher Boden hervor. Eine schöne grüne und durchsichtige, reich krystallisierte Varietät des A., Diopsid genannt, die sich auf der Mussa-Alpe in Piemont und auf der Alpe Schwarzenstein im Zillerthale findet, wird namentlich in Turin und Chamonix als Schmuckstein verschliffen. Andere Varietäten des A. sind Salit, Malakolith, Fassait, Omphacit.

Augītporphyr, ein Gestein, dessen dunkelgrüne bis schwarze, dichte Grundmasse wohlgebildete Krystalle von Augit und oft auch gestreiften Plagioklas enthält. Es gehört nach seinen geolog. Lagerungsverhältnissen jedenfalls zu den Eruptivgesteinen. Von dem Melaphyr unterscheidet es sich namentlich durch den Mangel an Olivin. Die Grundmasse besteht unter dem Mikroskop ebenfalls aus Plagioklas und Augit (nebst dessen Zersetzungsprodukten) sowie schwarzem Erz, oft verbunden durch eine glasige oder halbglasige Basis. Sehr verbreitet ist der A. im Fassathal in Südtirol, wo er Kalksteine und Dolomite der Trias- und Juraperiode vielfach durchsetzt hat und von ausgedehnten Tuffbildungen begleitet wird. Im Fassathale sowie in Norwegen kommt auch noch eine Varietät vor, die Uralit statt Augit enthält; diese hatte man schon früher am Ural aufgefunden und Uralitporphyr genannt.

Augmént (lat., «Zuwachs»), in den indogerman. Sprachen das Element, das, dem Verbum vorgesetzt, zur Bezeichnung der präteritalen Tempora (Imperfekt, Aoristpräteritum, Plusquamperfekt) dient. Erhalten ist es nur im Sanskrit, Zend, Armenischen und Griechischen. Das A. bestand ursprünglich aus kurzem e; zum griech. Präsens φέρω (phero ich trage) lautet das Imperfektum ἔ-φερων (e-pheron). Es ist anzusehen als ein Zeitadverbium, das ursprünglich etwa «damals» bedeutete.

Augmentation (lat.), Vermehrung; in der mittelalterlichen Musik die Vergrößerung der Notengeltung und eine damit eintretende langsamere Bewegung. In der Fugenlehre bezeichnet A. die Verlängerung oder Ausbreitung des Themas.

Augmentationsschiffe, Handelsdampfer, die in Kriegszeiten zum Kohlen- und Munitionstransport sowie als Lazarettschiffe (s. d.) bei der Kriegsmarine verwendet werden.

Augmentatīvum (lat.), Vergrößerungswort, in der Grammatik ein Wort, das durch eine besondere Endung (Augmentativsuffix) die Bedeutung des Großen oder Plumpen, Häßlichen ausdrückt. Häufig sind diese Bildungen in roman. Sprachen, z. B. ital. pollo Huhn, pollastro großes Huhn, Domenico (Name), Domenicuccio, häßlicher, grober Domenico; auch die slaw. Sprachen kennen solche Ableitungen, z. B. wend. Lena, Leniščo, garstige Lena.

Augmentieren (lat.), vermehren.

Augsburg. 1) Bezirksamt im bayr. Reg.-Bez. Schwaben (s. d.), hat (1890) 54000 (20238 männl., 27762 weibl.) E., 72 Gemeinden mit 130 Ortschaften.

^[Abb.:]

2) A. (Augusta Vindelicorum der Römer), unmittelbare Stadt und Hauptstadt des bayr. Reg.-Bez. Schwaben und Neuburg, liegt 48° 21′ nördl. Br. und 10° 54′ östl. L. von Greenwich, in 499 m Höhe, an der Mündung der Wertach in den Lech, teils auf dem Rücken, teils am Abhange und Fuße der das Lech- und Wertachthal trennenden Anhöhe, hat ein Weichbild von 21,929 qkm und eine mittlere Jahrestemperatur von 6,63° C.

Bevölkerung. Die Bevölkerung betrug 1885: 65905, 1890: 75629 (36522 männl., 39107 weibl.) E., d. i. eine Zunahme (1885‒90) von 9724 oder 11,76 Proz., oder jährlich 1945 Personen, die Zahl der Geburten (1893) 2583, der Sterbefälle 2193, der Eheschließungen 665. In 4396 bewohnten Gebäuden waren 16676 Haushaltungen und 297 Anstalten. Dem Religionsbekenntnis nach waren 52186 Katholiken, 22178 Evangelische, 1128 Israeliten und 137 andere. In Garnison liegen das 1., 2. und 4. Bataillon des 3. Infanterieregiments Prinz Karl von Bayern, die 1., 2., 3., 5. Eskadron des 4. Chevaulegerregiments König und die 1. und 2. Abteilung des 4. Feldartillerieregiments König.

Anlage, Straßen, Plätze, Denkmäler. Die Stadt zerfällt in die innere Stadt und die sechs neuen Stadtteile (West-, Ost-, Süd-, Nord-End- und die beiden Wertach-Vorstädte). Nachdem die Entfestigung der innern Stadt (obere, untere Stadt und Jakober Vorstadt) durch königl. Signat vom 3. Okt. 1858 genehmigt war, erweiterte sich dieselbe über die Festungswerke hinaus, an deren Stelle öffentliche Anlagen traten am Königs- und Klinkerthorplatze, an der Kaiser- und Eserwallstraße, am Gesundbrunnen, Judenwall, Pfannstiel und Siebentisch. Die bemerkenswertesten Straßen der Stadt sind die Karolinen- und Maximiliansstraße, die vom Karolinenplatz im Norden bis zum Maximiliansplatz im Süden die Stadt durchschneiden und durch viele interessante alte Gebäude und die drei herrlichen Brunnen mit bronzenen Figuren (Augustus-, Merkur- und Herculesbrunnen), die beiden letztern von Adrian de Vries aus dem Haag 1599 und 1602, der erste von Hubert Gerhard von Herzogenbusch 1594 errichtet, einen großartigen Eindruck machen. Westlich davon die Volkhart-, Fugger- und Kaiserstraße auf der Stelle der frühern Festungswerke, östlich die Straße am Graben und endlich von Westen nach Osten gehend die Bahnhofs-, St. Anna- und Philippine-Welser-Straße mit der 1857 von König Ludwig der Stadt geschenkten, von Fr. Brugger modellierten Statue Joh. Jakob Fuggers, und ihre östl. Fortsetzung, die Jakoberstraße. Auf dem Fronhofe steht das 1877 errichtete Siegesdenkmal (1870‒71) von Kaspar Zumbusch, mit bronzenen Figuren.

Kirchen. Von den 6 evang. Kirchen bemerkenswert: Die St. Anna-Kirche, 1472‒1510 in got. Stile erbaut, 1748 von Andreas Schneidmann in Barock umgestaltet, nachdem 1602 der obere Teil des Turmes von Elias Holl in Renaissance erneuert war, mit großartigem, 1512 von Jak. Fugger gestiftetem Grabmal der Fugger, dessen Skulpturen nach Zeichnungen Albrecht Dürers vielleicht von dem Augsburger Bild-^[folgende Seite]