120
Augsburger Interim - Augsburgische Konfession
kasten, Fernsprecheinrichtung (370 Teilnehmer und 7 öffentliche Stellen), Personenposten nach Lechhausen-Affing, Welden und Haunstetten-Königsbrunn.
Vergnügungsorte und Umgebung. Unter den vielen dem Vergnügen und der Erholung dienenden Anlagen sind zu erwähnen in der Stadt: der Stadtgarten mit Anlagen und Konzerthalle, die Gärten der Gesellschaften Schießgraben und Frohsinn und eine Anzahl öffentlicher; außerhalb der Ablaß mit dem städtischen Wasserwerke (Aussicht auf Lechfluß und Alpen), Siebentisch (Anlagen und Wald), Jägerhaus bei Haunstetten, Palmenhaus und Sommertheater in Göggingen (s. d.), Leitershofen mit der Waldkuralpe Nervenheil, Fuggersches Schloß in Wöllenburg u. a.
Geschichte. Grundlage des heutigen A. ist die vermutlich von Kaiser Augustus nach Besiegung der Vindelicier 15 v. Chr. gegründete Kolonie Augusta Vindelicorum, von Tacitus infolge ihres schnellen Emporblühens splendidissima Rhaetiae colonia genannt; die zahlreich gefundenen röm. Denkmäler bestätigen diese Ansicht. Nach den Verwüstungen der Völkerwanderung wurde die Kolonie im 6. Jahrh. Bischofssitz und 924-973 von Bischof Ulrich regiert. Die Hunnen belagerten es 955, wurden aber auf dem Lechfeld geschlagen; 1084-88 von Herzog Welf IV. von Bayern zerstört, gelangte A. wieder zur Blüte und wurde 1276 Freie Reichsstadt (vgl. Stadtbuch von Chr. Meyer, Augsb. 1872); 1368 mußte das aristokratische Stadtregiment einem gemischten weichen, 1478 wurde der gewaltthätige Bürgermeister Ulrich Schwarz gehenkt; 1488-1534 gehörte A. dem Schwäbischen Bunde an. Durch die Thätigkeit seiner Bürger, besonders der Fugger und Welser, gelangte A. zu großem Glanz und polit. Bedeutung und wurde neben Nürnberg Hauptstapelplatz für den Handel des nördl. mit dem südl. Deutschland, zugleich aber Mittelpunkt der deutschen Kunst, die durch die Maler Holbein den Ältern, Burgkmair, Altdorfer, Amberger, Dienecker, Hopfer, die Bildhauer Beirlin, Erhart, Muschgat, Loscher, von Gießern, Zotmann, Löffler, die Goldschmiede Georg und Nik. Seld u. a. vertreten wurde, denen namentlich Kaiser Maximilian I. viele Aufträge gab. In A. sind viele Reichstage gehalten worden: 1518 verweigerte Luther dem päpstl. Legaten den verlangten Widerruf, am 25. Juni 1530 wurde die Augsburgische Konfession (s. d.) überreicht. Obwohl die Augsburger im Schmalkaldischen Kriege unter Führung ihres Bürgermeisters Jak. Hörbrot und des Feldhauptmanns Schertlin von Burtenbach den Feind arg bedrängten, mußten sie doch 1547 unter schweren Geldopfern Frieden mit Karl V. machen, der das Stadtregiment 1548 durch eine neue Verfassung ganz in die Hände des Adels brachte. Am 26. Sept. 1555 wurde der Religionsfriede (s. d.) zu A. geschlossen. Die Periode 1570-1620 ist die der höchsten Blüte und des Wohlstandes der Freien Reichsstadt, welcher der Dreißigjährige Krieg verderblich wurde. Das Restitutionsedikt wurde 1629 zuerst in A. vollzogen; 1632 hielt Gustav Adolf, 1635 die Kaiserlichen nach längerer Belagerung Einzug in die Stadt, deren Bevölkerung (1620: 45000 E.) 1645 auf 21018 gesunken war. 1703 wurde die Stadt vom bayr.-franz. Heere eingenommen und geplündert. Durch den Preßburger Frieden 1805 ging die Reichsfreiheit verloren, und 4. März 1806 erfolgte die Besitznahme durch Bayern. Der Bischof regierte seit dem 15. Jahrh, in Dillingen; sein Bistum (220 qkm) wurde 1803 durch den Reichsdeputationshauptschluß säkularisiert und fiel an Bayern.
Litteratur. Die Geschichte A.s schrieben: Welser (Vened. 1594), von Stetten der Ältere (2 Bde., Augsb. 1745-58), Gullmann (6 Bde., ebd. 1818-22), Wagenseil (4 Bde., ebd. 1820-22), von Seida (2 Bde., ebd. 1826), Jäger (Darmst. 1837), Schönchen (Münch. 1863). Vgl. auch von Stetten der Jüngere, Geschichte der adligen Geschlechter in A. (Augsb. 1763); ders., Kunst-, Gewerbs- und Handwerksgeschichte A.s (2 Bde., ebd. 1779-88); Chroniken der deutschen Städte (Bd. 4, 5 u. 22, Lpz. 1865, 1866 u. 1892); Urkundenbuch der Stadt A. (2 Bde., Augsb. 1874-78); Berner, Zur Verfassungsgeschichte der Stadt A. (Bresl. 1879); Roth, Augsburger Reformationsgeschichte 1517-27 (Münch. 1881); Buff, A. in der Renaissancezeit (Bamb. 1894); Graßmann, Die Entwicklung der Augsburger Industrie im 19. Jahrh. (Augsb. 1894); Braun, Geschichte der Bischöfe von A. (4 Bde., ebd. 1829); Steichele, Beiträge zur Geschichte des Bistums A. (ebd. 1850 fg.); ders., Das Bistum A. historisch und statistisch beschrieben (fortgesetzt von Schröder, ebd. 1861 fg.); Braun, Die Domkirche in A. und der hohe und niedere Klerus an derselben (ebd. 1829); Herberger, Die ältesten Glasgemälde im Dome zu A. (ebd. 1860); Allioli, Die Bronzethür des Doms zu A. (ebd. 1853); Braun, Geschichte der Kirche und des Stifts des heil. Ulrich und Afra in A. (ebd. 1817).
Augsburger Interim, s. Interim.
Augsburger Postzeitung, zu Augsburg im Verlag des Litterarischen Instituts von Dr. M. Huttler und unter verantwortlicher Redaktion von Alfons Planer erscheinende polit. Tageszeitung von ultramontaner Richtung, ein altes Blatt, nach glaubwürdiger Tradition schon seit 1686 bestehend. Die erste erhaltene Nummer stammt aus dem Jahre 1707, wo das Blatt unter dem Titel «Augspurgische Ordinari-Post-Zeitung» im Verlag der Witwe des Stadtbuchdruckers Matth. Metta fünfmal wöchentlich herauskam. Seit 1838 führt es seinen gegenwärtigen Titel.
Augsburger Religionsfriede, s. Religionsfriede
Augsburgische Konfession, Confessio Augustana, die wichtigste Bekenntnisschrift der luth. Kirche. Nachdem Kaiser Karl V. zur gütlichen Beilegung der seit 1517 in Deutschland entstandenen Kirchenspaltung auf den 8. April 1530 einen Reichstag nach Augsburg ausgeschrieben und verordnet hatte, daß die Stände dort persönlich erscheinen sollten, forderte Kurfürst Johann von Sachsen Luther, Jonas, Bugenhagen und Melanchthon auf, ihm bis zum 20. März in Torgau ein Verzeichnis der streitigen Punkte im Glauben und in äußern Kirchengebräuchen vorzulegen. Sie übergaben dem Kurfürsten einen gemeinsam festgestellten Entwurf, Torgauer Artikel genannt (in Förstemanns «Urkundenbuch» unter A verzeichnet, «Verzeichnis der Artikel, so der Religion halber streitig sind»). Außer diesen sind auch zwei ältere Stücke, die sog. 15 Marburger und 17 Schwabacher Artikel, zum Teil wörtlich in die Konfession übergegangen. In jenen war auf dem Religionsgespräch zu Marburg (1. bis 3. Okt. 1529) zusammengefaßt, in welchen Lehren Reformierte und Lutheraner übereinstimmten, und worin sie betreffs des Abendmahls voneinander abwichen. Luther hatte sie für den Konvent zu Schwabach (16. Okt. 1529) umgearbeitet zu den Schwabacher Artikeln, in denen er bei allen strei- ^[folgende Seite]