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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Avricourt - Ax

Sohn Karls des Bösen von Navarra trat 1404 die Stadt und seine übrigen Besitzungen in der Normandie für das Herzogtum Nemours an Karl VI. ab. In den engl.-franz. Kriegen mehrfach belagert und erobert, wurde A. endlich von Ludwig XI. genommen. In den Hugenottenkriegen wurde es wiederholt von beiden Parteien erobert, und erst 1594 unterwarf es sich Heinrich IV. nach längerm Widerstände; 1639 brach hier der Aufstand der normann. Bauern (der Barfüßer) aus. 1793 fiel A. zweimal in die Hände der aufständischen Royalisten der Bretagne.

Avricourt, Deutsch-Avricourt (spr. awrikuhr), Dorf im Kanton Rixingen, Kreis Saarburg des Bezirks Lothringen, 4 km vom schiffbaren Rhein-Marnekanal, an der Linie Straßburg-Deutsch-A.-Grenze (92 km) der Elsaß-Lothring. Bahnen, an die sich die Franz. Ostbahn anschließt, hat (1890) 1061 E., darunter 233 Evangelische, Post zweiter Klasse, Telegraph, Nebenzollamt, kath. Pfarrei.

Avulsion (lat.), die Losreißung eines Erdkörpers (Avulsum) durch Wassersgewalt und seine Ansetzung an eine andere Uferstelle. Nach Gemeinem Rechte dehnt sich das Eigentum der Uferstelle auf den angesetzten Erdkörper aus, wenn derselbe mit dem Grundstück verwachsen ist. Nach Landesgesetzen, z. B. dem Preuß. Allg. Landrecht, kann der angesetzte Erdkörper innerhalb Jahresfrist weggenommen werden

Aevum (lat.), Zeitalter.

Awa (Ava), einst Hauptstadt des frühern Reichs A. in Ober-Birma, 21° 52' nördl. Br., 96° 1' östl. L., 6,5 km südwestlich von Amarapura (s. d.), am Zusammenfluß des hier 1000 m breiten Irawadi und des 137 m breiten, reißenden Mjit-nge, zerfällt in eine änßere und eine innere, durch Wall und Graben befestigte Stadt. Die Hütten und wenigen Ziegelhäuser der Eingeborenen liegen zerstreut und sind durch große freie Räume voneinander getrennt. A. besitzt zahlreiche buddhistische Tempel, deren vergoldete Türme, aus der Ferne gesehen, einen glänzenden Eindruck machen. A. wurde 1364 gegründet und war bis 1783, als Amarapura erbaut wurde, und von 1822 bis 1837/38 die Hauptstadt des Reichs A.; 1755 hatte es 8-9000 E.; zur Zeit seiner größten Blüte 30-50000, jetzt 7-8000 E. Über die Geschicte des Reichs A. s. Birma. Nach der Stadt A. heißt der frühere Vicekönig von Indien, Lord Dufferin, der 1885 das Reich A. eroberte, Marquis of Dufferin and Ava.

Awadh, indobrit. Provinz und Stadt, s. Oudb.

A. Wagn., hinter dem Namen naturhistor. Gegenstände Abkürzung für Andreas Wagner (s. d.).

Awalim, s. Almeh.

Awaren, s. Avaren.

Awarischer Bezirk oder Awarien, Bezirk im russ.-kaukas. Gebiet, am Nordabhange des Kaukasus, zwischen dem Awarischen und Andijschen Kojsu, hat 15067 qkm, (1875) 34492 E., meist Awaren. Verwaltungssitz ist die Festung Chunsach (s. d.).

Awatscha, russ. Avačinskaja guba, Bai an der Ostküste Kamtschatkas, unter dem 53.° nördl. Br., in welche der Fluß A. mündet, und an der die ehemalige Festung A., jetzt Petropawlowsk, liegt. Die Bai ist von vier hohen Vulkanen umgeben, deren bedeutendster der A. oder Awatschinskaja Sopta (2716 m), auch Gorjelaja Sopka genannt, ist. Derselbe raucht unausgesetzt und ist dem Vesuv mit der Somma sehr ähnlich. Sein stärkster Ausbruch fand 1737, der letzte 1855 statt.

Awatschinskaja Sopka, s. Awatscha.

Awdjejew, Michael Wassiljewitsch, russ. Novellist, geb. 4. Okt. (22. Sept.) 1821 in Orenburg, gest. 13. (1.) Febr. 1876 in Petersburg. Von seinen Romanen sind zu nennen: «Tamarin» (1857; deutsch, 2 Bde., Jena 1874) und «Die Klippe» (1860). Seine Werke wurden 1868-70 zu einer Gesamtausgabe vereinigt (Bd. 12 u. 13 der Stellowskischen «Vollständigen Sammlung der Werke russ. Autoren»).

Awe, Loch Awe (spr. lock ab), wildromantischer Bergsee in der schott. Grafschaft Argyll, 38 km lang, bis 1,9 km breit, hat viele kleine Inseln und fließt nordwestlich durch den Fluß A. in den Loch Etive ab, nordöstlich nimmt er den Orchy-River auf. Am Nordufer die Station Loch A. der Linie Stirling-Oban der Caledonischen Eisenbahn. Auf dem See Dampfschiffahrt.

Awehl (Aweel, Awöl), Brassica naptus L., eine dem Raps und Rübsen sehr nahe verwandte Ölpflanze, die mit dem Raps die blauduftigen Blätter, mit dem Rübsen die in eine Ebene gestellten Blumen gemein hat. Die untersten Blätter sind mit einzelnen steifen Haaren besetzt; die Samen halten hinsichtlich der Größe die Mitte zwischen den Raps- und Rübsensamen. Der A. wird ebenso hoch wie der Rübsen und blüht gleich diesem goldgelb. Sein Anbau als Winter- wie als Sommerfrucht verbreitet sich seit etwa 1845 von Sachsen aus über Norddeutschland, da er sich durch größere Unempfindlichkeit gegen das Klima vor Raps, durch höhern Ertrag vor Rübsen auszeichnet. Sein Öl ist von derselben Güte wie das dieser beiden Pflanzen.

Awerkijew, Dmitrij Wassiliewitsch, russ. Schriftsteller, geb. 12. Okt. (30. Sept.) 1836 in Jekaterinodar, stammte aus einer Bauernfamilie im Gouvernement Olonez und studierte in Petersburg Naturwissenschaften. 1867 erschien im Journal «Epocha» sein erstes Drama «Mamajevo Poboišče» («Die Schlacht gegen Mamaj»). Seine besten Monographien sind eine Würdigung des russ. Publizisten Dobroljubow und William Shakespeares. Seine Dramen aus dem alten russ. Leben: «Frol Skobejĕv», «Die alte Zeit in Kaschira», «Die Fürstin Uljana Wjasemskaja», «Der Woiwode von Trogir» u. a. fanden besonders in Moskau Beifall. Auch schrieb er das Libretto zu Sfjerows Oper «Rognjeda».

Awlona, s. Avlona.

Awogashima (Aogasima), kleine Insel des Magalbaes-Archipels im Großen Ocean, unter 32° 29' nördl. Br. und 139° 45' östl. L. von Greenwich, zwischen dem Golf von Jedo und den Bonin-Inseln, erbebt sich ganz vereinzelt schroff aus tiefem Meere und hat steile, völlig hafenlose Felsenküsten. Die aus vulkanischem Gestein bestehende, bis 425 m aufsteigende Insel war früher japan. Verbannungsort, steht aber jetzt außer aller Verbindung mit der übrigen Welt und zählt etwa 200 ärmliche japanische E., die etwas Rohseide produzieren.

Awöl, s. Awehl.

Ax, Acqs-les-Thermes (spr. ackß lä tärm), Hauptstadt des Kantons A. (378,61 qkm, 14 Gemeinden, 5815 E.) und Badeort im Arrondissement Foir des franz. Depart. Ariège, in 716 m Höhe am Fuße der Pyrenäen und am Ariège, der hier aus den Wildbächen Abcon, Orgeix und Mérens gebildet wird, an der Linie Toulouse-Tarascon-A. der Franz. Südbahn, hat (1891) 1209, als Gemeinde 1609 E.; Fabrikation wollener Decken, Hammer- und Sägewerke, Gerbereien. A. hat 61 starke Schwefelthermen von 27-77° C. (die heißeste ist die Kanonenquelle),