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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Bäckerbein - Backnang

das Brot für den Hausbedarf in der Familie durch die Frauen und Sklaven hergestellt, und erst allmählich hat sich die Bäckerei zu einem bestimmt abgegrenzten Gewerbe entwickelt. Bereits das röm. Recht kennt Bäckereikorporationen. In Deutschland bildete sich das Bäckereihandwerk zuerst an den Orten aus, wo eine größere Menschenmenge sich zusammenfand, also an den Wallfahrtsorten, in den Klöstern und besonders in den Städten. Man unterschied sehr bald zwischen Meistern, Backknechten (Gesellen) und Lehrlingen, und die B. der einzelnen Orte schlossen sich, wie die andern Gewerbe des Mittelalters, in Zünfte zusammen. Die Befugnis, das Bäckereigewerbe auszuüben, nannte man Backgerechtigkeit. Die Zünfte hatten genaue Vorschriften über die Ausbildung der Bäckerlehrlinge und die Wanderzeit der Gesellen. Eine Meisterprüfung scheint nicht existiert zu haben; aber die Meisterschaft war an den Erwerb eines mit Backgerechtigkeit versehenen Hauses gebunden. Auch hatte schon eine Teilung des Gewerbes in Weiß- und Schwarz-, Süß- und Sauerbäcker statt, welche vielfach (wie neuerdings wieder in Österreich) zu Streitigkeiten Veranlassung gab und im Laufe der Zeit sich von selbst verwischte oder gar gesetzlich beseitigt wurde. Die Bäckereien mußten sich aber von jeher in den einzelnen Städten vielen sie beschränkenden Bestimmungen unterwerfen, die alle den Zweck verfolgten, das Publikum vor Übervorteilung zu bewahren und ihm gesundes, billiges Brot zu verschaffen. Die wichtigste dieser Maßregeln war die Einführung obrigkeitlicher Brottaxen (s. d.), welche sich selbst nach dem Verfall der Zünfte noch bis in die neueste Zeit vielfach gehalten haben. Doch sind an ihre Stelle zum Schutze des Publikums meist Maßregeln anderer Art getreten, wie in Deutschland das Nahrungsmittelgesetz vom 14. Mai 1879.

Nach der Berufsstatistik vom 5. Jan. 1882 waren im Deutschen Reiche 88447 Bäckereien und Konditoreien vorhanden, darunter 80117 als Hauptbetriebe. Die Zahl der in dem Gewerbe beschäftigten Personen betrug 176657, darunter etwa 7 Proz. weibliche. Neuerdings haben sich die B. wieder in Innungen und Innungsverbänden geeinigt; nur etwa 10 Proz. sollen außerhalb derselben stehen. Die Lehrzeit dauert durchschnittlich 3 Jahre. Der Gesellenlohn bewegt sich etwa zwischen 5 und 15 M. wöchentlich, neben freier Kost und Wohnung. Die Arbeitszeit ist verhältnismäßig lang und erstreckt sich auf einen Teil der Nacht. Die Kommission für Arbeiterstatistik veranlaßte 1892 eine Enquete über die Zustände im Bäckereigewerbe; eine gesetzliche Regelung der Arbeitszeit wird geplant. In neuester Zeit sind namentlich in den großen Städten Brotfabriken (Bäckereien mit Maschinenbetrieb) entstanden, die den Handbäckern große Konkurrenz machen, aber sich fast nur mit Herstellung von Schwarzbrot in größern Massen beschäftigen (s. Brot und Brotbäckerei).

Vgl. von Rohrscheidt, Das Bäckereigewerbe (im «Handwörterbuch der Staatswissenschaften», Bd. 2, Jena 1891); Schmoller, Zur Geschichte der deutschen Kleingewerbe im 19. Jahrh. (Halle 1869); Bebel, Zur Lage der Arbeiter in den Bäckereien (Stuttg. 1890); Günthers Bäcker- und Konditorzeitung (Berl.), Allgem. Bäcker und Konditorzeitung (Stuttg.) und Deutsche Bäckerzeitung (Berl.); letztere das Organ der Bäckergehilfen.

Bäckerbein, auch Knickbein oder X-Bein (genu valgum), diejenige Verkrümmung des Knies, bei welcher das Knie nach innen, der Fuß dagegen nach außen gewandt ist, so daß sich am Knie ein mehr oder weniger hochgradiger, nach außen offener Winkel findet. Zeigt sich das Übel, wie gewöhnlich, an beiden Beinen, so stellen dieselben beim Geradestehen die Figur eines X dar. Die Difformität entsteht entweder bei Kindern im 2. bis 3. Lebensjahre infolge von Englischer Krankheit (Rhachitis), oder erst zwischen dem 10. und 20. Lebensjahre infolge zu großer Anstrengung der Beine bei relativ schwachem Körper, so namentlich bei Bäckern, Tischlern, Schlossern, Kellnern. Eine Heilung ist bei geringen Graden des B. möglich durch orthopädische Apparate und Gipsverbände, bei höhern Graden dagegen nur durch die operative Durchtrennung des Oberschenkelknochens oder des Schienbeins.

Seltener kommt die umgekehrte Verkrümmung vor, bei welcher das Knie einen nach innen offenen Winkel bildet, und welche als Säbelbein, O-Bein (genu varum), bezeichnet wird. Sie findet sich öfters bei alten Kavalleristen, bei denen sie durch das gewohnheitsmäßige Anschmiegen der Beine an den runden Pferdeleib entsteht.

Bäckerei, s. Brot und Brotbäckerei.

Backergandg, Backergan(d)j, Backergandsch(a), Backergunge, s. Bakargandsch.

Bäckerkohlen, s. Löschkohlen.

Bäckerkrätze, s. Flechte und Seborrhöe.

Backert, Hebevorrichtung, s. Bagger.

Backhschisch, Trinkgeld, s. Bakhschisch.

Backhuysen oder Bakhuyzen (spr. báckheus'n), Ludolf, niederländ. Maler, geb. 1631 zu Emden, arbeitete erst als Schreiber bei seinem Vater, der Sekretär der Generalstaaten war, und kam 1650 in ein Handelshaus nach Amsterdam. Hier nahm er bei Everdingen Unterricht in der Malerei und studierte eifrig nach der Natur. Für Peter d. Gr. zeichnete er Schiffsmodelle; außerdem arbeitete er für den König von Preußen, den Kurfürsten von Sachsen und den Großherzog von Toscana. Er starb 17.Nov. 1708 in Amsterdam. Von seinen Zeitgenossen hochgeschätzt, findet er heute nicht mehr eine gleiche Bewunderung, da seine Werke im Vergleich zu denen der großen ältern Seemaler kalt und hart wirken. Sein Enkel Ludolf B., 1717-82, war zuerst Kaufmann, dann Soldat, später ebenfalls Maler. Er hat treffliche Kriegsscenen geliefert.

Backkohle, s. Steinkohle.

Backnang. 1) Oberamt im württemb. Neckarkreis, hat (1890) 29542 (14287 männl., 15255 weibl.) E., 2 Städte und 28 Landgemeinden. - 2) Oberamtsstadt im Oberamt B., malerisch an der Murr und den Linien Waiblingen-Hessenthal (Murrthalbahn) und B.-Bietigheim (25,70 km) der Württemb. Staatsbahnen gelegen, Sitz des Oberamtes, eines Amtsgerichts (Landgericht Heilbronn), Zoll-, Kataster-, Grenzsteueramtes, ist teilweise noch ummauert und hat (1890) 6768 E., darunter 272 Katholiken, Post zweiter Klasse, Telegraph, hat eine Latein- und eine Realschule; Schuhfabrikation für den Großhandel, Tuchmacherei, Wollspinnerei, Wollfärberei, bedeutende Gerberei sowie Landwirtschaft und Viehzucht. Die Viehmärkte von B. gehören zu den bedeutendsten des Landes. Auf einer Anhöhe steht das ehemalige reiche Chorherrenstift, zu welchem Markgraf Hermann von Baden um 1122 die St. Pancratiuskirche erhob, und das 1477 in ein weltliches Stift verwandelt und 1557 aufgehoben wurde. Die Stiftskirche enthält manche interessanten