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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Bai; Bai ; Baiburt; Baidak ; Baidar; Baidhâwî; Baiern; Baiersdorf; Baif

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Bai - Baif

rung an. Bisweilen erhöht man die Wirkung der feuchtwarmen B. durch Zusatz von zusammenziehenden Heilmitteln (Gerbsäure, gepulverter Eichen- oder Chinarinde), von schmerzstillenden Kräutern (Schierling, Bilsenkraut, Mohnköpfen) oder aromatischen Substanzen (Kampfer, Wein, Salmiakgeist). Zur trocknen B. bedient man sich erwärmter Tücher, eingehüllten warmen Sandes, warmer Asche und verschiedener Kräuter in Gestalt der Kräuterkissen; sie wirken zerteilend, beruhigend und krampfstillend und werden gegen Nervenschmerzen, Koliken, Krampfzustände u. dgl. angewendet.

Die kalten B. sind von verschiedener Wirkung, je nachdem sie kürzere oder längere Zeit mit dem Körper in Berührung bleiben; bei häufigem Wechsel bewirken sie durch Zusammenziehung der Blutgefäße eine oft nicht unbeträchtliche Verminderung der Cirkulation in dem betreffenden Körperteile und entziehen demselben gleichzeitig Wärme, wodurch sie bei den verschiedenen entzündlichen Affektionen peripherischer Körperteile, bei Knochenbrüchen, bei Reizungs- und Entzündungszuständen des Gehirns, des Herzens, des Unterleibs u. s. w., sowie bei allen fieberhaften Krankheiten vortreffliche Dienste leisten. Von nicht minder hohem Werte sind die kalten Umschläge als Blutstillungsmittel bei chirurg. Operationen, sowie bei innern Blutungen, wie bei Blutsturz, Blutbrechen u. s. w.; doch bedient man sich in neuerer Zeit an Stelle des Umschlags, der durch die Notwendigkeit des häufigen Wechselns leicht lästig wird, häufiger der trocknen Kälte in der Form der Eisblasen und Eisbeutel. Bleibt ein kalter Umschlag längere Zeit liegen, so wandelt er sich in einen lauwarmen um, indem bald eine Ausgleichung zwischen der Temperatur des Wassers und der Körperoberfläche stattfindet und somit die gewöhnliche Wärmeausstrahlung des betreffenden Körperteils verhindert wird; es tritt dann infolge des Reizes ein um so lebhafteres Säftezuströmen, eine reaktive Anregung des Stoffwechsels ein, welche häufig für die Heilung der betreffenden Affektion von großem Vorteil ist. In dieser Form (Prießnitzscher Umschlag) bedient man sieb häufig der kalten B. bei Hals-, Nacken-, Drüsenentzündungen u. s. w. Um bei derartigen erregenden Umschlägen die Verdunstung des sich bildenden Wasserdampfes zu verbitten und dadurch die nachfolgende Wärmebildung zu steigern, pflegt man die aufgelegten Kompressen mit Flanell, Wachstaffet oder Guttaperchapapier zu bedecken.

Bai oder Bucht, jede Einbiegung des Meers in das Land. Die B. unterscheiden einzelne Geographen nach dem geringern Umfang vom Meerbusen und Golf, doch ist die Verwendung des Ausdrucks ziemlich willkürlich, besonders auf den engl. Hauptseekarten der Welt, wo B., Bucht und Golf ohne Rücksicht auf Größe und Gestaltung vorzufinden ist. Auf deutschen Seekarten ist B. ganz ungebräuchlich, dafür nur Bucht in Gebrauch.

Baiburt, Stadt im afiar.-türk. Wilajet Erzerum, Hauptort des Liwa B., nächst Erzerum die größte Stadt im türk. Hocharmenien, in 1638 m Höhe, 105 km nordwestlich von Erzerum, am Masset, einem Nebenfluß des Tschoroch und an einer wichtigen Handelsstraße, hatte vor dem Russisch-Türkischen Kriege 1877 etwa 10000 E., jetzt etwa die Hälfte; Holz- und Getreidehandel. B. ist strategisch wie kommerziell wichtig, weil es, auf der Grenze des südl. (armenischen) Hochlands und der nördl. (pontischen) Bergregion gelegen, den wichtigsten Vermittelungspunkt zwischen beiden bildet. Es ist als Station einer Bahn von Trapezunt nach Erzerum ins Auge gefaßt und soll befestigt werden.

Baidak (russ.), Flußschiff mit großem Steuer.

Baidar, Tatarendorf im Kreis Jalta des russ. Gouvernements Taurien auf der Krim, 28 km im SO. von Sewastopol, an dem Bache B., welcher der in die Reede von Sewastopol mündenden Tschernaja zufließt, hat 630 E., Post, Moscheen und ist der Hauptort des fruchtbaren Baidarthals. Dieses bildet einen unregelmäßig ovalen, 17 km langen und 8-10 km breiten, überall von eichen- und buchenbewachsenen Bergen eingeschlossenen und von den Quellbächen der Tschernaja wohlbewässerten Kessel, in dem 12 Tatarendörfer liegen. Über das hohe, steil zum Meere abfallende Küstengebirge führt die vom Fürsten Woronzow angelegte Kunststraße durch das Baidarthor im Zickzack bis Jalta und von da über Aluschta und den Tschatyr-Dagh (1564 m) nach Simferopol. Während der Belagerung von Sewastopol hatten die Russen dieses Thal mit einer starken Truppenabteilung besetzt, um von hier aus die Flanke und die Verbindung der Verbündeten mit Balaklawa zu bedrohen.

Baidhâwî, Nâßir al-din Abû Sa'id 'Abdallâh, al-, mohammed. Dogmatiker und Koranexeget, im 13. Jahrh. geboren in der pers. Stadt Baidhâ, in der Nähe von Schiras, in welch letzterer Stadt er die Funktionen eines Kadi ausübte. Er lehrte in verschiedenen Städten des Islams und starb in Täbris 1292. Sehr verbreitet ist sein Korankommentar «Anwâr al-tanzil wa-asrâr al-ta'wil», den in Europa bereits Maracci in seinen Anmerkungen zur Koranübersetzung excerpiert, zum erstenmal vollständig H. L. Fleischer («Beidhawii commentarius in Coranum», 7 Bde., Lpz. 1844-48; Indices von Winand Fell, ebd. 1878) herausgegeben hat; im Orient nennt man das Werk oft nur kurzweg «Tefsir al-Kâdhi», den «Kommentar des Kadi». Auch über die Dogmatik und die Grundlehren des Fikh (s. d.) hat B. mehrere Werke verfaßt.

Baiern, f. Bayern.

Baiersdorf, Stadt im Bezirksamt Erlangen des bayr. Reg.-Bez. Mittelfranken, 8 km von Erlangen, in 272 m Höhe, an der Regnitz und am Ludwigskanal und an der Linie Bamberg-Nürnberg der Bayr. Staatsbahnen, hat (1890) 1291 meist evang. E., Post, Telegraph, evang. Pfarrkirche; Bierbrauerei,, Meerrettich- und Tabaksbau sowie Viehzucht. In der Nähe die Trümmer des 1634 von den Schweden verbrannten Schlosses Scharfeneck.

Baif, Jean Antoine de, franz. Dichter, geb. im Febr. 1532 zu Venedig, gest. 1589 zu Paris, seit 1569 königl. Kammersekretär. Sein ohne nennenswerte Nachfolge gebliebener Versuch, an stelle der gereimten Verse nach antiker Weise gemessene (baiftins) zu setzen («Etrenes de poesie fransoeze en vers mesurés», 1574), hat bloß theoretische Bedeutung; auch die Rechtschreibung wollte er vereinfachen. Sein Bestes leistete er in Übersetzungen altklassischer Poesien, ward aber bald vergessen. Nur «Les mimes, enseignements et proverbes» erlebten 1577-1619 sechs Neuauflagen. Unter königl. Schutze gründete B. 1567 trotz Einspruchs der Universität von Paris auf Grund seines geselligen Litteraturclubs eine «Académie de musique et de poésie», die aber nur bis 1584 bestand. Ausgabe der «Mimes, enseignements et proverbes» von