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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Bardai; Bar-Daizan; Bardale; Bardeleben; Barden

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Bardai - Barden

reißenden Dora Baltea und an der Bahn Turin-Aosta, hat (1881) 306, als Gemeinde 437 E, Post und Telegraph. Dabei auf einem einzelnen Felsen das berühmte Fort B., das, der Sage nach von Hannibal erbaut, die Straße über den Großen und Kleinen St. Bernhard in die piemont. Ebene beherrscht. Im Spanischen Erbfolgekriege wurde es 1704 von den Franzosen eingenommen. Bei Bonapartes Übergang über die Alpen (1800) legte das Fort den Franzosen noch zuletzt große Schwierigkeiten in den Weg. Bonaparte ließ das Fort mit der Stadt von den Anhöhen von Albard beschießen und zwang die österr. Besatzung zur Übergabe. Das Fort wurde zerstört, aber vom König Karl Albert wiederhergestellt.

Bardai, einer der beiden Hauptorte der Oase Tibesti oder Tu in der östl. Sahara, mit etwa 1500 E., in einem nordöstlich verlaufenden Thale, in dem lohnende Dattelzucht betrieben wird.

Bar-Daizan, s. Bardesanes.

Bardale, nach alten Glossaren ein gallischer Name der Lerche, wurde mit dem Namen der Barden (s. d.) in Verbindung gebracht, durch Klopstock ins Deutsche eingeführt und dann zum Titel für Volksliedersammlungen gewählt, z. B. von Ed. Baumstark (s. d.) und von Waldbrühl (Lpz. 1836).

Bardeleben, Heinr. Adolf von, Chirurg, geb. 1. März 1819 zu Frankfurt a. O., studierte 1837-43 in Berlin, Heidelberg und Paris Medizin, wurde 1843 in Gießen an der dortigen Universität physiol. Assistent, demnächst Prosektor und 1848 außerord. Professor. 1849 wurde er ord. Professor der Chirurgie und Direktor der chirurg. Klinik in Greifswald. Beim Ausbruch des Deutschen Krieges von 1866 zum Generalarzt ernannt, übernahm er die Funktionen eines konsultierenden Chirurgen in den Feldlazaretten des Bezirks Gitschin. Im Herbst 1868 folgte er einem Rufe an die Universität Berlin als ord. Professor der Chirurgie und Direktor der chirurg. Klinik in der Charité. 1870 wurde er als konsultierender Chirurg zu der Ersten Armee kommandiert und 1872 zum Generalarzt à la suite des Sanitätskorps ernannt. 1891 erhielt er von Kaiser Wilhelm II. den erblichen Adel. B.s litterar. Ruf gründet sich auf sein «Lehrbuch der Chirurgie und Operationslehre» l8. Aufl., 4 Bde., Berl. 1879-82). Seine übrigen litterar. Arbeiten finden sich zerstreut in Müllers und Virchows «Archiven», im «Archiv für physiol. Heilkunde» u. s. w. Die Referate über die Fortschritte der Chirurgie, die er seit 1851 für den Canstattschen «Jahresbericht» und dessen von Virchow und Hirsch redigierte Fortsetzung liefert, werden besonders geschätzt. Bereits seit 1869 bat B. in seiner Klinik die antiseptische Methode Listers nachdrücklich vertreten und mit einer vereinfachten Form derselben vortreffliche Resultate erzielt.

Barden (irisch bard; kymrisch bardd) nannte sich der Stand der Sänger und Dichter bei den kelt. Stämmen sowohl des Festlandes als auch der brit. Inseln. Ihr ältestes Instrument war, wenigstens auf letzterm Gebiete, die Crotta (irisch crott, kymrisch crwth), eine Art Harfe oder Lyra. Seit dem 2. Jahrh. v. Chr. erwähnen die Griechen und Römer gallische B., die im Gefolge der Fürsten und Großen deren Ruhm oder Schmählieder auf ihre Feinde sangen. Sie verschwinden mit der Romanisierung der Gallier.

In Wales standen die B. noch im Mittelalter in voller Blüte und hohem Ansehen. Sie bildeten einen festgegliederten Orden, dessen Rechte und Pflichten gesetzlich geregelt und dessen Mitglieder durch besondere Tracht ausgezeichnet waren. Auf allgemeinen oder lokalen Versammlungen, Eisteddfod oder Gorsedd genannt, wurden Gesetze über die Bardendisciplin verfaßt und die ausgelernten Schüler, die sich aus allen Ständen rekrutierten, zu B. graduiert, auch öffentliche Disputationen und Wettgesänge veranstaltet. Ein erhaltenes Gesetz über Musik und Bardentum wird auf Gruffyth ap Cynan (gest. 1137) zurückgeführt. Es gab wohl verschiedene Stufen und Klassen von B., je nachdem sie mehr technisch ausgebildet waren (im Gesang, im Crotta- und Harfenspiel) oder mehr wissenschaftlich, in der Kenntnis der Grammatik und Metrik, der Geschichte und Genealogie, später auch der Heraldik. Manche angeblich alte Nachrichten und Verordnungen über das Bardentum haben sich als späte Erfindungen herausgestellt. Ihre erhaltenen Dichtungen sind teils christlich-religiösen Inhalts, teils Preislieder auf Fürsten und Helden, Schlachtgesänge, kurze epigrammatische Gedichte, Trinklieder, später auch Minnegesänge. Die Eroberung von Wales durch Eduard I. (1282) gab dem Bardentum einen harten Stoß; doch lebte der Stand noch lange fort, wenn auch in den Rechten beschränkt. Namentlich seit dem 15. Jahrh. sind zur Hebung der sinkenden Dichtkunst mit Einwilligung der engl. Herrscher noch eine Reibe von Eisteddfods abgehalten worden, die letzte 1681 zu Bewpyr-Castle. Im 19. Jahrh. haben patriotische Waliser diese Versammlungen mit Wettgesängen und Preisverteilung erneuert, zuerst 1819; seitdem werden sie unter den alten Namen und mit den alten Formalitäten wiederholt. Eine Sammlung solcher jungen Erzeugnisse gab Williams ab Ithel heraus («Barddas, the Bardo-Druidic system of the isle of Britain», 2 Bde., 1862-74).

In Irland waren die B. im Mittelalter tief gesunken. Hier hatten sich die Fili, d. h. die Vertreter der gelehrten, auf mehrjährigem Studium beruhenden Dichtkunst, die Historiker und Richter, als besonderer Stand losgelöst; diese blickten mit Verachtung auf die ungebildeten Bänkelsänger hinab, denen allein der Name B. verblieb. Nach der Eroberung Irlands erließen engl. Fürsten, besonders Heinrich VI., Heinrich VII. und Elisabeth, mehrfach strenge Verordnungen gegen die irischen Sänger, deren Lieder zum Aufstande aufreizten. Die Schlacht am Boynefluß (1690) machte auch diesem Rest altkelt. Lebens ein Ende. Als letzter irischer Barde gilt Turlough O'Carolan (1670-1738).

In Schottland finden sich B. als erbliche Diener der Fürsten und Adligen bis 1748, wo zugleich mit der Erbgerichtsbarkeit dies Verhältnis verschwand.

Den alten Germanen waren Name und Stand der B. unbekannt, und wenn Klopstock und seine Anhänger und Nachahmer von B. der alten Deutschen sprechen, so beruht dies auf einer Verwechselung mit der kelt. Einrichtung. So benannte Klopstock ein vorzugsweise religiöses und kriegerisches Lied in dem fingierten Charakter eines Bardengesangs, oder einen Schlachtgesang in dem wildkräftigen Ton der german. Urzeit Bardiet oder Bardit, verleitet durch eine falsche Lesart in Tacitus' «Germania», Kap. 3, wo einige Handschriften statt des richtigen baritus oder barritus (das Schlachtgeschrei der Germanen) barditus bieten. Die deutschen Dichter, die damals das Bardiet mit Vorliebe pflegten, ahmten meist die empfindsame Weichheit Ossians nach oder arteten in unerquicklichen Wortschwall «ohne Leben