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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Barlow; Barma; Barmakiden; Barmbeck; Bärme; Barmekiden; Barmen

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Barlow - Barmen

Barlow (spr. -loh), Joel, amerik. Dichter und Politiker, geb. 24. März 1764 zu Redding (Connecticut), studierte Theologie, focht im Unabhängigkeitskriege 1780-83, begeisterte die Truppen als Feldprediger und durch patriotische Lieder. Nach dem Kriege studierte er die Rechte, gab in Hartfort den «American Mercury» heraus und veröffentlichte 1787 die «Vision of Columbus», ein von glühender Freiheitsliebe erfülltes Gedicht. 1788 ging er als Agent einer Landcompagnie nach England, dann nach Paris, wo er zu den Girondisten in Beziehung trat. 1791 veröffentlichte er in London den 1. Teil der (bald verbotenen) Schrift «Advice to the priviledged orders», 1792 das Gedicht «The conspiracy of kings», veranlaßt durch den Bund gegen Frankreich. 1792 forderte er in einem Schreiben an den franz. Nationalkonvent zur Abschaffung des Königtums auf und trat mit den engl. Reformern in Verbindung. Nach Paris zurückgekehrt, erhielt er das franz. Bürgerrecht, wurde Kommissar für Organisierung Savoyens und empfahl in einem begeisterten Erlaß den Piemontesen die Grundsätze der Französischen Revolution; auch schrieb er dort das humoristische Heldengedicht «Hasty Pudding». 1795-97 war B. Konsul der Vereinigten Staaten in Algier, erwarb dann in Frankreich durch glückliche Spekulationen ein Vermögen, kehrte 1805 nach Amerika zurück, ließ sich in Washington nieder und erweiterte 1807 die «Vision of Columbus». 1811 war B. Gesandter in Paris. Er starb 24. Dez. 1812 zu Zarnawicze bei Krakau auf einer Reise nach Wilna, wohin ihn Napoleon I. zu einer Konferenz geladen hatte. Eine Sammlung polit. Schriften B.s erschien 1796.

Vgl. C. B. Todd, Life and Letters of J. B. (Neuyork 1886).

Barma, engl. Kolonialreich, s. Birma.

Barmakiden oder Barmekiden, die Nachkommen Barmaks, des Abkömmlings eines alten pers. Priestergeschlechts aus Balch in Chorassan, welche vom Beginn der Abbasidenherrschaft bis zur Zeit Harun al-Raschids im Besitze der höchsten Ämter unter den Chalifen waren. Eine genealogische Fabel, welche den Zweck verfolgt, die B. der arab. Rasse anzunähern, läßt dieselben von einem arab. Magnaten abstammen, in dessen Gefangenschaft die Gattin des Barmak geraten sein soll. Bereits unter dem ersten abbasidischen Herrscher, Abu l-'Abbas al-Saffah, findet sich Chalid, der Sohn des Barmak, in einem der hervorragendsten Staatsämter; über fünfzig Jahre übten seine Nachkommen am Hofe der Chalifen den größten Einfluß auf die Führung der Staatsangelegenheiten aus. Jahja, der Sohn des Chalid, wurde unter Al-Mahdi (775-785) als Erzieher des Harun berufen, in dessen Namen er seit 780 die Westhälfte des Reichs, Aserbeidschan, Armenien, Syrien und Nordafrika verwaltete. Seiner Führung und seinem Rate verdankte Harun den Thron, von welchem ihn sein Bruder Hadi verdrängen wollte. Nach seinem Regierungsantritt (786) nahmen Jahja und seine Söhne, Fadhl, der Milchbruder Haruns, und Dscha'far, die höchsten Regierungsstellen ein. Hahja war als Wesir der Leiter sämtlicher Staatsgeschäfte, Fadhl wurde zum Statthalter in Armenien, Aserbeidschan, Medien und den kaspischen Provinzen, später in Chorassan ernannt; Dscha'far war der vertrauteste Freund und Gesellschafter des Chalifen. Harun fand seine Gesellschaft so unentbehrlich, daß er ihn selbst in den Abendstunden um sich haben wollte, die er mit seinen Frauen und Sklavinnen bei Wein, Musik, Gesang und Tanz zubrachte. Auch wenn der Chalif von seiner geliebten Schwester 'Abbasah besucht wurde, sollte Dscha'far in der Nähe bleiben. Um die orient. Sitten nicht zu verletzen, kam Harun auf den Gedanken, sie formell miteinander zu vermählen, dabei jedoch dem Freunde zu bedeuten, daß er nur den Namen eines Gatten seiner Schwester tragen, aber nicht auf die Rechte eines solchen Anspruch machen dürfe. Sie begnügten sich jedoch mit dieser Scheinehe nicht, und als ihr lange im Verborgenen gepflegtes Verhältnis von einer Sklavin verraten wurde, ließ der Chalif seinen Günstling enthaupten; die übrigen B. wurden in den Kerker geworfen. Man erzählt, daß der auf das Verhältnis Dscha'fars und Abbasahs aufmerksam gemachte Chalif in Mekka das von seiner Schwester geborene Zwillingspaar sich zeigen ließ und durch die Ähnlichkeit mit Dscha'far von der Richtigkeit seines Verdachts überzeugt wurde. Da beschloß er den Untergang aller B. Es läßt sich aber nicht bezweifeln, daß beim jähen Sturze der B. auch andere Rücksichten mitwirkten: die argwöhnende Furcht des Chalifen vor ihrem übermäßigen Ansehen, welches selbst die Macht des Chalifen zu verdunkeln drohte, die Intriguen der frommen Kreise gegen die ketzerischen Tendenzen der pers. Familie, welche sich als die Beschützer der freisinnigen Regungen in der mohammed. Theologie erwiesen.

Vgl. die Geschichte der B. in Weils «Geschichte der Chalifen», Bd. 2 (Mannh. 1848); Aug. Müller, Der Islam im Morgen- und Abendlande, Bd. 1 (Berl. 1885), IV. Buch, 2. Kap.

Barmbeck, Vorort von Hamburg (s. d.).

Bärme, norddeutscher Ausdruck für Hefe (s. d.).

Barmekiden, s. Barmakiden.

Barmen, Stadt und Stadtkreis (21,72 qkm) im preuß. Reg.-Bez. Düsseldorf, liegt 51° 18' nördl. Br. und 7° 10' östl. L. von Greenwich, in 150 m Höhe im Thale der 20 m breiten Wupper, die die Stadt von O. nach W. durchfließt, und hängt mit Elberfeld (s. d.) zusammen.

^[Abb.]

Der Gebirgszug südlich mit dem Barmer Walde und dem Hochplateau Lichtenplatz (351 m) ist der nördlichste Ausläufer des Rheinisch-Westfäl. Schiefergebirges. Die mittlere Jahrestemperatur beträgt 8,7° C., der Luftdruck 759 mm, die Höhe der Niederschlage 700 mm. (S. den Stadtplan beim Artikel Elberfeld.)

Bevölkerung. Die ortsanwesende Bevölkerung betrug 1579: 1500, 1698: 2132, 1767:6339,1804: 13822, 1816: 19031, 1855: 41442, 1870: 74947, 1880: 95951, 1885: 103068, 1890: 116144 (56319 männl., 59825 weibl.) E., d. i. eine Zunahme (1885-90) von 13076 E. oder 12,7 Proz. oder jährlich 2613 Personen. Die Zahl der Geborenen, einschließlich der Totgeborenen, betrug (1893) 4317, der Sterbefälle 2208, der Eheschließungen 1059. In 6338 bewohnten Wohnhäusern befanden sich 22880 Familienhaushaltungen, 1802 (565 männl., 1237 weibl.) einzeln lebende selbständige Personen und 49 Anstalten. Dem Religionsbekenntnis nach waren 94426 Evangelische, 19312 Katholiken, 1920 andere Christen und 416 Israeliten. Geboren sind in der Stadt B. 71238 (34740 männl., 36498 weibl.), im übrigen Preußen 40639 (19050 männl., 21589