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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Bastide; Bastien-Lepage; Bastille

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Bastide - Bastille

«Cobden et la ligue ou l'agitation anglaise pour la liberté des échanges» (Par. 1848) erscheinen. B. ging dann nach Paris, wo er zunächst die «Sophismes économiques» (2 Bde., Par. 1846; deutsch von Noback u. d. T. «Die Trugschlüsse der Schutzzöllner», Berl. 1847) herausgab. Unter der Februarrepublik veröffentlichte er eine Reihe von Broschüren und Flugschriften zur Bekämpfung des Socialismus und Kommunismus «Protectionisme et communisme», «Capital et rente», «Maudit argente», «Propriété et spoliation» etc.). Besonders mit Proudhon geriet er in eine hitzige Polemik wegen der von diesem für möglich gehaltenen Unentgeltlichkeit des Kredits. Sein Hauptwerk sind die zuerst 1849 erschienenen «Harmonies économiques» (deutsch in der «Bibliothek volkswirtschaftlicher Schriften», hg. von Prince-Smith, Bd. 1, Berl. 1850). Er huldigt in dieser wie auch in seinen übrigen stark optimistisch gefärbten Schriften freihändlerischen Anschauungen. Eine Gesamtausgabe seiner Werke veranstaltete Paillottet (2. Aufl., 7 Bde., Par. 1864). Sein Denkmal wurde im April 1878 zu Mugron (Depart. Landes) enthüllt.

Vgl. Bondurand, Frédéric B. (Par. 1879).

Bastide (frz., spr. -ihd), ein Landhaus in der Nähe größerer Städte Südfrankreichs, besonders bei Marseille; im ältern Kriegswesen ein Blockhaus.

Bastide (spr. -ihd), Jules, franz. Publizist und Geschichtschreiber, geb. 22. Nov. 1800 zu Paris, besuchte das College Henri IV. und studierte Rechtswissenschaft. Als Teilnehmer an dem Aufruhr vom 5. Juni 1820 verwundet und ins Gefängnis geworfen, trat B. 1821 der Carbonariverbindung bei und beteiligte sich an allen Unternehmungen gegen die Restauration. Als Artilleriekapitän der Nationalgarde wurde er in die Dezemberunruhen von 1830 hineingezogen. Damals gehörte er zu einer geheimen Gesellschaft unter Buonarrottis Hauptleitung. Von diesem Verein mit der Organisation der republikanischen Partei in Südfrankreich beauftragt, begab er sich Anfang 1832 nach Lyon und Grenoble. Wegen republikanischer Umtriebe vor Gericht gestellt, dann gegen Ende Mai freigelassen, war er einer der Anführer des Aufstandes am 5. Juni 1832 bei der Bestattung des Generals Lamarque. Er wurde zum Tode verurteilt, entfloh aber aus dem Gefängnisse und lebte 2 Jahre in England. Als Publizist war er am «National» und an der von ihm 1847 begründeten radikalen «Revue national» thätig. Nach der Revolution von 1848 war B. im Ministerium des Äußern angestellt und vom 10. Mai bis 20. Dez. 1848 selbst Minister des Äußern. Seit dem Staatsstreiche Napoleons III. blieb er dem polit. Leben fern. Er starb 3. März 1879 zu Paris. Viel Aufsehen erregten seine Schriften «La République française et l'Italie en 1848» (Brüss. 1859) und «Guerres de religion en France» (2 Bde., Par. 1859). Von seiner «Histoire de l'Assemblée législative» erschien nur der erste Band (1847).

Bastien-Lepage (spr. -iäng löppahsch'), Jules, franz. Maler, Schüler Cabanels, geb. 1. Nov. 1848 in Damvillers, zeichnete sich besonders im Genre, Geschichtsbild und Porträt als einer der strengsten und geistvollsten Realisten der modernen Kunst aus. Seine Technik wußte er spielend, bald breit und skizzenhaft, bald mit Sorgfalt zu handhaben; seine Bildnisse lassen die peinliche Wiedergabe aller Äußerlichkeiten erkennen: so das seines Großvaters (1874), des Schriftstellers Theuriet, des Journalisten Albert Wolfs, der Sarah Bernhardt. Dem Millet und Breton in das Gebiet der Bauernmalerei folgend, führte er sich bereits 1874 mit seinem Frühlingslied in dieser Richtung ein, es folgte 1875 Die Kommunikantin, 1878 Die Heuernte, 1879 das vielbesprochene Bild Die Kartoffelernte und 1881 das des Bettlers. Seine: Liede auf dem Dorf (1883) zeigt die volle Beherrschung der Farbe und eine tiefe, schlichte Innerlichkeit. Vielfach von den Idealisten angefeindet, aber auch geschätzt, starb er auf dem Höhepunkte seines Schaffens 10. Dez. 1884 zu Paris.

Vgl. de Fourcaud, B. sa vie et ses œuvres (Par. 1885); Theuriet, B. l'homme et l'artist (ebd. 1885).

Bastille (spr. -illje), ursprünglich eine für befestigte Türme und Burgen in Frankreich viel gebrauchte Bezeichnung, späterhin Name des zu Paris am Thore St. Antoine gelegenen festen Schlosses, das unter Karl V. und Karl VI. 1369-82 zum Schutze gegen die Engländer erbaut wurde und dann teils als Staatsgefängnis, teils als Zwingburg gegen Aufstandsversuche der Pariser Bevölkerung gedient hat. Erst seit dem 10. Jahrh, wird der Name B. statt des frühern Chastel St. Antoine der durchaus gebräuchliche. Die B. hatte im allgemeinen die Form eines Rechteckes, dessen Ecken durch starke, mit Geschütz besetzte Türme gedeckt wurden; außerdem befanden sich an jeder der beiden langen Seiten zwei Türme. Das Ganze umschloß ein tiefer Graben, dessen Böschungen in Mauerwerk bestanden; Außenwerke waren nicht vorhanden. Die Türme enthielten 40 finstere Kerker und 40 unterirdische Verließe (cachots), die zur Aufnahme von Staatsgefangenen dienten. Ludwig XI. ließ in den cachots eiserne Käfige anbringen, um die Strafe zu verschärfen. Im 16. Jahrh, stand die Burg als Festung in hohem Ansehen. In den Zeiten des königl. Absolutismus, besonders unter Ludwig XIV., erhielt sie als Staatsgefängnis eine unheimliche Bedeutung. Ein einfacher Befehl des Monarchen in Form der Lettres de cachet (s. d.) genügte, um einen Mißliebigen einzukerkern. Nach Ausbruch der Französischen Revolution griffen 14. Juli 1789 bewaffnete Volkshaufen, die das Invalidenhaus gestürmt hatten, die B. an und erzwängen den Eingang. Das Schloß war nur von 32 Schweizern und 82 Invaliden unter Befehl des Gouverneurs, Marquis de Launay, besetzt, der nach 2½ stündiger Belagerung seine Kapitulation anbot. Im selben Augenblick fiel die Zugbrücke nieder, und die Menge stürmte ins Schloß. Der Gouverneur, 4 andere Offiziere und 3 Schweizer wurden ermordet. Am folgenden Tage ward die B. zerstört, wobei ein großer Teil der dort vorhandenen Akten, Aufzeichnungen der Gefangenen u. s. w. verschwand. Von den geretteten Schriftstücken wurde einzelnes alsbald veröffentlicht (deutsch 1789 und 1790 in Frankfurt a. M. als «Beiträge zur Geschichte der B. »); das übrige kam in die Bibliothek des Arsenals, bis es Ravaisson in den «Archives de la B.» (bis jetzt 16 Bde.) herausgab. Diese reichen aber nur bis 1757. Eine Übersicht über das ganze Schriftenmaterial findet sich im «Bulletin des Bibliothèques et des Archive» von 1887. Die Bibliothek der Eremitage in Petersburg und das Britische Museum in London enthalten ebenfalls Teile des Bastillenarchivs, wohl die bei der Erstürmung verschwundenen Papiere. Auf dem Platze, wo früher die B. stand, erhebt sich jetzt die Julisäule, 1840 zum Andenken an die in den Julitagen von 1830 gefallenen Volks-^[folgende Seite]