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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Baumwolle

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Baumwolle'

Den aufgesprungenen Kapseln ist jedoch Regen schädlich, da er die Faser verdirbt. Der Boden wird durch mehrjährige Pflanzungen bald wertlos, man geht daher zu immer neuen Strichen über, weshalb die ganze Baumwollkultur einen nomadenhaften Charakter besitzt. Neuerdings versucht man, durch Düngung den alten Boden wieder ertragfähig zu machen. - Nachdem die Kapseln sich zu öffnen begonnen haben, werden die Samenhaare gepflückt, indem man sie samt den Kernen aus der Kapsel herauslöst. Da das Aufspringen der Kapseln an verschiedenen Tagen der Erntezeit erfolgt und ein längeres Verweilen der Wolle in den aufgesprungenen Kapseln ihr schädlich ist, erfordert das Einsammeln große Aufmerksamkeit und eine große Zahl Arbeiter (ein Arbeiter sammelt höchstens 25 kg pro Tag). Man hat daher, namentlich in Nordamerika, versucht, das Einsammeln durch Maschinen zu verbilligen, was jedoch von vornherein problematisch erscheint, da alle mechan. Vorrichtungen das Einernten nicht anders als mechanisch besorgen können, d. h. unreife, reife und überreife Wolle gleichmäßig einsammeln. Die rohe B. wird einige Tage zum Trocknen der Sonne ausgesetzt und dann mittels besonderer Maschinen egreniert, d. h. von den Samenkernen befreit. (S. Baumwollspinnerei.) Die handelsmäßige Verpackung ist verschieden; gewöhnlich wird die B. durch Zusammenpressen stark verdichtet und in Ballen zusammengeschnürt, in Nordamerika mit Bandeisen. Levantische B. kommt in Säcken von Haartuch in den Handel.

Die Güte der sehr verschiedenen Handelssorten beurteilt man nach der Länge der Faser (lang- oder kurzstaplig), der Farbe, Festigkeit, Feinheit, Weichheit und dem Glanz; auch kommt dabei in Betracht, ob die Faser frei von Knötchen (Finnen) ist. Bezüglich der Farbe sind die farblosesten Sorten die geschätztesten, dann folgen die bläulichen, rötlichen und zuletzt die gelblichen und bräunlichen. Auch der Grad der Reinheit spielt eine Rolle bei der Wertbestimmung, da schlecht gereinigte Sorten eine Nachreinigung erfordern, bei der sich bis zu 25 Proz. Abfall ergiebt. Die Handelssorten tragen den Namen der Herkunft des Produktes und werden nach ihrer aus obigen Merkmalen beurteilten Güte in mehrere Klassen oder Marken eingeteilt; in England unterscheidet man gewöhnlich: fine, good, good fair, middling fair, good middling, good ordinary, ordinary, inferior. Hamburg bezeichnet: A, AB, B, BC, C, CD, D, DE, E, EF. Einen Überblick über die Eigenschaften der allgemein bekannten Handelssorten zeigt folgende Tabelle, in der die verschiedenen Sorten nach ihrer Herkunft in einzelne Gruppen geteilt sind; diese sind nach ihrer durchschnittlichen Güte geordnet; innerhalb einer Gruppe folgen die Sorten ebenfalls nach ihrer Güte aufeinander.

Ballen-
NamenFarbeReinheitFaser-gewicht
LängeDickenetto
mmmmkg
Nordamerika:
Georgia, extralange, oder Sea Islandgelblichweißsehr rein, finnenfrei35-421/75-1/150210
Georgia, langegelblichweißsehr rein, finnenfrei25-351/75/1/140210
Louisiana, langeweißsehr rein, finnenfrei21-281/45-1/60160
Louisiaua, gewöhnliche. Georgia, Neu-die erstern recht rein, dieerstere
orleans, Alabama, Florida, Missi-gelblichweiß oder ganzletztern nissig und mit18-25
ssippi. Mobile, Virginia, Carolina oderweißLaub und Schalenletztere
Upland, Texas, Arkansas, Tennesseeverunreinigt16-221/30-1/60200
Mexiko: Molinosgelblichdunkle Flocken halt., finnig18-25------
Südamerika:
Pernambuco und Alagoasgelblichweiß, matt glänzendsehr rein, ohne Finnen30-381/40-1/7075
Bahiastark gelblichenthält Schalen und un-
reife Flocken27-361/50-1/6050
Catamarca, Mendozagelblichweiß, matt glänzendenthält Schalen u. un-
Marañon oder Maranhamreife Flocken22-291/45-1/6075
Ceara, Para, Maceio
Parahyba, Santosgelblichweiß,
Minas novas, Sertaro, Minas Geraesglänzend bis mattweniger rein21-271/40-1/6095
Surinam, Demerazyglänzend gelblichweißmeist etwas unrein25-301/50-1/75160
Cayenne, langeglänzend gelblichweißrein30-351/40-1/100---
Cayenne, kurze, Essequiboglänzend gelblichweißmit Samen gemischt20-251/30-1/80---
Berbiceschmutziggelbunreife Flocken haltend20-251/30-1/60---
Barinas, Barcelonagelblichweiß, einzelneSamen und unreife Flocken
dunklere Flockenhaltend21-271/35-1/5080
Porto Cabello, Caracas, La Guaira,gelblichweiß, einzelne
Valencia, Cumanadunklere Flockenschmutziger als obige20-261/30-1/50---
Cartagenaweißschmutziger als obige20-251/30-1/50---
Lima, Payta, Piaragrauweiß od. schmutzigweißreiner als columbische22-301/45-1/80---
Uruguay, Paraguay u. s. w.weiß bis nankingziemlich rein22-301/10-1/60---
Ecuadorgelblichweißsehr rein25-301/40-1/60---
Westindien und Centralamerika:
Portorikogelblichweißsehr rein35-402/45-1/100120
Domingo, Haiti, Martinique, Guade-weniger gut gereinigt,
loupe, Ouayauilla, Costa-Rica u. s. w.weiß bis nankingfinnenfrei25-301/35-1/80---
Cuba, St. Vincentrostgelbe Flocken enthaltendweniger gut gereinigt,
finnenfrei24-281/30-1/60---
Afrika:
Ägyptische; Mako oder Jumelgelblich- oder rötlichweißgelbe unreife Flocken enth.32-381/50-1/60250
Algierweiß oder gelblichweißziemlich rein28-321/50-1/60---
Bourbon, Réunion u. s. w.glänzendweißziemlich rein21-281/60-1/90---
Italien:
Castellammare, langeglänzendweißetw. gelbe, unreife Flocken
u. kleine Schalen haltend24-301/40-1/80475
Castellammare, kurze,glänzend rötlich- oderetw. gelbe, unreife Flocken
Lecce, Bari u. s. w.gelblichweißu. kleine Schalen haltend18-221/40-1/60170

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 532.