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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Beccarīa; Beccles; Bech; Béchamel; Bèche; Bechelaren; Becher

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Beccaria (Giovanni Battista) - Becher

von Hommel (Bresl. 1788‒89), Bergk (Lpz. 1798) und Glaser (2. Aufl., Wien 1876). Sie trat gegen die Härten und Mißbräuche der Kriminaljustiz auf und bekämpfte mit der Beredsamkeit des Gefühls Tortur und Todesstrafe. Wenngleich B.s Staats- und Straftheorien veraltet waren, bewirkte sein Buch doch, daß der Abscheu gegen unmenschliche Strafen allgemeiner verbreitet und für mildere Gesetze der Weg gebahnt wurde. Er ist noch durch eine philos. Sprach- und Stillehre, «Ricerche intorno alla natura dello stile» (Tl. 1, Mail. 1770; vollständig in 2 Tln. 1822), und mehrere Abhandlungen über den Stil und nationalökonomische Fragen in der mit seinen Freunden Visconti, Veri u. a. herausgegebenen Zeitschrift «Il Caffè» in Italien bekannt. B. war seit 1768 Lehrer der Staatswirtschaft zu Mailand und starb daselbst 28. Nov. 1794. In seiner Vaterstadt ward ihm 1872 ein Denkmal errichtet. B.s «Opere» gab am besten Villari (Flor. 1854) heraus. – Vgl. C. Cantù, B. e il diritto penale (Flor. 1862); Rinaldini, B., biogr. Skizze nach Cantù (Wien 1865); Amati, Vita ed opere di C. B. (in dem Sammelwerk «C. B. e l'abolizione della pena di morte», Mail. 1872); Putelli, B. e la pena di morte (Udine 1878).

Beccarīa, Giovanni Battista, ital. Mathematiker und Physiker, geb. 3. Okt. 1716 zu Mondovi, trat in den Orden der Frommen Schule und war erst zu Rom, dann zu Palermo als Lehrer der Rhetorik und Philosophie thätig. Er erhielt 1748 die Professur der Physik zu Turin, wo er 27. Mai 1781 starb. Franklins und anderer Versuche in der Physik veranlaßten B. zu der Schrift «Dell' elettricismo naturale ed artifiziale» (Tur. 1753), die ungemeines Aufsehen erregte. Seine wichtigste Schrift über diesen Gegenstand ist jedoch «Dell' elettricismo artifiziale» (Tur. 1771), die durch Franklin ins Englische übersetzt wurde. B. erhielt 1759 vom König von Sardinien den Auftrag, einen Grad des Meridians in Piemont zu messen. Er unternahm diese Messung 1760 gemeinschaftlich mit Canonica und machte das Resultat in dem «Gradus Taurinensis» (Tur. 1774) bekannt. Gegen die Zweifel Cassinis an der Genauigkeit seiner Messung schrieb er «Lettere d' un Italiano ad un Parigino», worin er den Einfluß der Alpen auf die Abweichung des Pendels nachwies.

Beccles (spr. beckl's) Stadt in der engl. Grafschaft Suffolk, 14 km im SW. von Lowestoft, am rechten Ufer des Waveney, der hier schiffbar wird, 30 km von der Nordsee, hat (1891) 6669 E., schöne got. Kirche, Lateinische Schule, kleinen Hafen; Malzfabrikation und Steinkohlenhandel.

Bech, Fedor, Germanist, geb. 30. März 1821 zu Rettgenstett bei Cölleda, studierte in Halle, wurde Gymnasiallehrer in Halberstadt, Magdeburg, seit 1853 in Zeitz. B.s Arbeiten gelten der lexikalischen Durchforschung des Mittelhochdeutschen, besonders des Mitteldeutschen. Hartmann von Aue gab er mit Erläuterungen heraus (3 Bde., Lpz. 1870‒91).

Béchamel (spr. beschaméll), Béchamelsauce, eine mit Geflügelbrühe und süßem Rahm bereitete Zwiebelsauce, nach ihrem Erfinder, dem Marquis de B., dem Haushofmeister Ludwigs ⅩⅣ., genannt; die magere oder Fasten-Béchamelsauce wird ohne Zuthat von Geflügelbrühe bereitet.

Bèche, Sir Henry Thomas de la, engl. Geolog, s. De La Bèche.

Bechelaren, im Nibelungenlied Name der Stadt Pechlarn (s. d.) in Niederösterreich. ^[Spaltenwechsel]

Becher, Trinkgefäß in Cylinder- oder abgestumpfter, umgekehrter Kegelform mit plattem Boden (s. nachstehende Fig. 1 u. 3). Das ursprüngliche Material war Thon oder Holz, später wurde auch Elfenbein, Zinn, edles Metall, darunter schon seit den Zeiten der Römer besonders Silber, dann seit dem 16. Jahrh. Glas kunstvoll dazu verarbeitet. Als besondere Arten wurden im Altertum unter anderm gebraucht der hohe Henkelbecher, Kantharus (Fig. 2). (S. auch Trinkschale, Pokal.)

^[Abb. Fig. 1. Becher]

^[Abb. Fig. 2. Becher]

^[Abb. Fig. 3. Becher]

Becher (Crater), Name eines Sternbildes am südl. Himmel.

Becher, Joh. Joachim, Chemiker und Nationalökonom, geb. 1635 zu Speyer, studierte als Autodidakt Medizin, Physik und Chemie sowie Staatswirtschaftslehre, wurde 1666 Lehrer der Medizin in Mainz und Leibarzt des Kurfürsten, in demselben Jahre Kommerzienrat in Wien, dann kurbayr. Leibarzt und Chemiker in Mannheim. Später lebte er in Holland und England und starb Okt. 1682 in London. In seiner «Physica subterranea» (Frankf. 1669 u. ö.) lehrte er, daß alle unterirdischen unorganischen Substanzen aus drei einfachen erdigen Principien bestehen, der verglasbaren, der brennbaren und der merkurialischen Erde. Mit Wasser verbunden bilden sie Salze und auch die Ursäure, welche in allen Säuren der wesentliche Bestandteil sei. Wenn Körper verbrannt oder Metalle verkalkt werden, so entweicht aus ihnen die terra pinguis (die brennbare Erde). Hierin lag der Keim von Stahls phlogistischer Theorie. Seine volkswirtschaftlichen Schriften sind heute noch beachtenswert; die wichtigste ist der «Polit. Diskurs von den Ursachen des Auf- und Abnehmens der Städte und Länder» (1667; neue Ausg., Lpz. 1754). Auch erwarb sich B. Verdienste um die Einführung des Kartoffelbaues sowie um die Verkokung der Steinkohlen und Gewinnung des Steinkohlenteers. – Eine Biographie B.s schrieb Bucher (Nürnb. 1722).

Becher, Siegfried, österr. Statistiker und Nationalökonom, geb. 28. Febr. 1806 zu Plan in Böhmen, studierte in Prag und Wien, trat 1831 in den Staatsdienst und wurde 1835 Professor der Geschichte und Geographie am Polytechnischen Institut zu Wien. Daneben war er auch bei der Tabak- und Stempeldirektion, dann bei der obersten Postverwaltung thätig. Als Doblhoff im Mai 1848 Handelsminister wurde, übertrug ihm dieser zum Teil die Organisierungsarbeiten und erhob ihn im Juni zum Generalsekretär. Im Sept. 1848 zum Ministerialrat ernannt, besorgte er während der stürmischen