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Berkeley (Miles Joseph) – Berlepsch (Hans Hermann, Freiherr von)
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Berkeley (George)'
and Philonous»
(1713; deutsch Lpz. 1781). Seine sämtlichen Werke sind hg. von Fraser
(4 Bde., Lond. 1871). – Vgl. Frederichs, über B.s Idealismus (Realschulprogramm, Berl. 1870).
Berkeley (spr. börkli), Miles Joseph, engl.
Botaniker, geb. 1803 in Biggin, studierte in Christ College zu Cambridge, wurde
Pfarrverweser in Margate, dann in Weldon bei Market-Harborough, 1868 Vikar in Sibbertoft in Leicestershire. Er starb daselbst im
Juli 1889. B. veröffentlichte «Gleanings of British algae» (1833),
«British Fungi, consisting of dried specimens» (4 Tle., 1836–43, als Ergänzung zur
«English Flora» von Smith), «Decades of Fungi»
(Dekas 1–62, 1844–56), «Introduction to cryptogamic botany» (1857),
«Outlines of British fungology» (1860),
«Handbook of British mosses» (1863),
«Fungi, their nature, influence, uses etc.» (mit M. C. Cooke, 1874) und war Mitverfasser des
«Micrographic Dictionary» von J. W. Griffith (1871).
Berkhampstead, Great-
(spr. greht börkhämmstedd), Marktstadt in der engl. Grafschaft Hertford, 45 km im NW. von London, am
zum Colne gehenden Bulborn und am Grand-Junction-Kanal, hat(1891) 7888 E., eine schöne got. St. Peterskirche, Schloßruinen,
Strohflechterei, Holzwarenindustrie und chem. Fabriken. Hier wurde 1731 der Dichter Cowper geboren.
Berkovica (spr. -witza), Stadt im Kreis Lom-Palanka des Fürstentums
Bulgarien, nahe der Brzia, welche rechts zum Donaunebenflusse Ogust geht, 427 m hoch in wasserreichem Thalkessel des
westl. Balkans malerisch gelegen, hat (1888) 5238 E., ein altes Schloß, ein Bezirksamt; betrieben wird besonders Handel mit
Häuten und Seide.
Bérkowetz (auch Berkowitz), abgekürzt Bktz.,
russ. Schiffspfund, hat 10 Pud = 400 russ. Pfd. =163,805 kg.
Berkshire (spr. börkschir), abgekürzt
Berks, Grafschaft im mittlern England, in der Division der South-Eastern-Counties, hat
1870,43 qkm und (1891) 238446 E. B. wird von Kreide- und Kalkbergen durchzogen (White
Horse Hill 272 m), hat schöne Waldungen im S. und O. und wird durch die Themse und ihre Zuflüsse, den ebenfalls schiffbaren
Kennet mit Lamborne und den Ock, bewässert. Hierzu kommen noch der Wilts- und Berkskanal und der Kennet- und Avonkanal.
Die Great-Western-Railway durchschneidet die Grafschaft. Das White-Horse-Thal bildet einen der fruchtbarsten Bezirke Englands,
längs der Themse zieht ein Gürtel der schönsten Wiesengründe hin. Der weniger fruchtbare Osten besitzt reiche landschaftliche
Schönheiten. Etwa 50 Proz. der Oberfläche bestehen aus Ackerland, 25 Proz. aus Gras- und Heideland, 6 Proz. aus Wald. Der
Ackerbau ist Haupterwerbsquelle. Außer Gartenbau bei Reading ist die Kälberzucht im Osten beträchtlich und die Schweinezucht
eine der besten in England. B. zerfällt in die Divisionen Abingdon, Newbury und Wokingham, mit je einem Abgeordneten, wozu
noch ein Abgeordneter für Reading und Windsor kommt. Hauptstadt ist Reading (s. d.); andere Städte
Windsor, Abingdon, Wallingford, Newbury, Maidenhead, Wokingham und Wantage.
Berkshire-Schwein (spr. börkschir), in England und auf dem Kontinente
verbreitete Kulturrasse, entstanden aus dem alten B. durch Kreuzung mit chines. und neapolit. Schweinen
(s. Schweinezucht). ↔
Berlad oder Bârlad, Hauptstadt des rumän. Kreises Tutova in d
er untern Moldau, am rechten Ufer des Flusses B., der in den Sereth mündet, und an der Linie Tecuci-Vaslui der Rumän.
Staatsbahnen, bat 20000 E., ein Obergymnasium, Schullehrerseminar, ein Theater; starken Getreidehandel und Spiritusbrennern
und ist im Vergleich mit andern rumän. Städten ziemlich regelmäßig gebaut. Im 13. Jahrh. soll das Gebiet von B. eine
Bauernrepublik gebildet haben; 1440 wurde die Stadt von den Tataren niedergebrannt.
Berle, Pflanzenart, s. Berula.
Berleburg, Kreisstadt im Kreis Wittgenstein des preuß. Reg.-Bez. Arnsberg, in 452 m Höhe, auf
einem Abhange des Rothaargebirges, rechts am 2 km südlicher in die Eder mündenden Odebornbach, in bewaldeter und rauher
Gegend, ist Hauptort der Standesherrschaft Sayn-Wittgenstein-Berleburg, Sitz eines Landratsamtes, Amtsgericht (Landgericht
Arnsberg) und der fürstl. Wittgensteinschen Rentkammer, hat (1890) 1994 E., darunter 159 Katholiken und 91 Israeliten, Post
zweiter Klasse, Telegraph, Zoll- und Steueramt, evang. und kath. Pfarrkirche; bedeutenden Handel mit Holzkohlen und in der
Umgegend gefertigten Holzwaren, Ackerbau, Viehzucht und sechs Schiefergruben (jährliche Förderung 7500 t Schiefer). – B.,
seit dem Mittelalter Hauptort der Grafschaft Sayn-Wittgenstein, gehörte nach der Rheinbundsakte zum Großherzogtum Hessen,
seit 1816 zu Preußen und ist jetzt Residenz des Fürsten von Sayn-Wittgenstein-Berleburg, dessen Schloß (Mittelbau im
Renaissancestil) mitten in der Stadt liegt.
Berleburger Bibel, eine 1726–42 in acht Foliobänden unter Protektion und Mitarbeit des Grafen
Kasimir zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg im Verlage von Haug in Berleburg erschienene deutsche Übersetzung der Bibel. Leiter
des Unternehmens war der aus Straßburg vertriebene M. Haug, Mitarbeiter u. a. Dippel, Edelmann, Seebach. Die Übersetzung,
eine Berichtigung der Lutherschen auf Grund des Urtextes und engl. und franz. Übersetzungen, sollte die
schwärmerisch-mystischen Anschauungen der Zeit, die zu Berleburg gepflegt wurden, verbreiten. Diesem Zweck dienen die
Anmerkungen, die aus den Schriften der Mystiker Jane Leade, Bourignon, Guyon, Dippel, Petersen, Böhme u. a. bis auf
Origenes zurück zusammengearbeitet sind. – Vgl. Heppe, Geschichte der quietistischen Mystik in der kath. Kirche (Berl. 1875);
Ritschl, Geschichte des Pietismus, Bd. 2 (Bonn 1884).
Berlepsch, Hans Hermann, Freiherr von, preuß.
Minister, geb. 30. März 1843 zu Dresden als Sohn des Oberlandforstmeisters Freiherrn von B., studierte seit Herbst 1861 in
Göttingen und von Ostern 1863 in Berlin Rechts- und Staatswissenschaften, arbeitete dann als Auskultator beim Kammergericht
in Berlin und als Referendar bei der Regierung zu Erfurt. Als Assessor verwaltete er zunächst kommissarisch das Landratsamt zu
Beuthen in Oberschlesien und wurde 1872 zuerst kommissarisch, 1873 definitiv zum Landrat in Kattowitz ernannt. Von 1877 bis
1880 war er Minister des Fürsten von Schwarzburg-Sondershausen, wurde 1881 Regierungsvicepräsident in Koblenz und 1. Jan.
1884 Regierungspräsident in Düsseldorf. In diesem industriereichen Bezirke entfaltete er eine segensreiche Thätigkeit auf
socialem Gebiete, ging, soweit die Gesetzgebung
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 791.