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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Bieler See; Bielitz; Bielke; Biella; Bĭella; Bielowski

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Bieler See – Bielowski

buch», Riga 1872) nach des Verfassers Tode. Die Kaiserliche Akademie der Wissenschaften zu Petersburg ließ das neueste Werk B.s auf ihre Kosten drucken: «Die Grenzen des lettischen Volksstammes und der lettischen Sprache in der Gegenwart und im 13. Jahrh.» (Petersb. 1892, nebst einem Atlas der ethnolog. Geographie des heutigen und des prähistor. Lettenlandes in 7 Blättern). Zahlreiche Abhandlungen zur lettischen Sprach- und Volkskunde enthält das «Magazin der lettisch-litterar. Gesellschaft», deren Präsident B. seit 1864 ist, und die «Baltische Monatsschrift».

Bieler See, See im schweiz. Kanton Bern, 15 km lang, 1‒4 km breit, 43 qkm groß, bis 78 m tief, liegt 434 m ü. d. M., erstreckt sich, links von den waldigen Ketten des Jura (Chasseral 1009 m, Spitzberg 1583 m), rechts von den niedrigen Höhenzügen der Hochebene (Jolimont 604 m, Jensberg 611 m) umrahmt, von SW. nach NO. In seinem südl. Drittel ragen die St. Petersinsel 473 m und die kleine Kanincheninsel 448 m auf, die höchsten Punkte des unter dem Namen Heidenweg bekannten unterseeischen Hügelrückens, der bei niederm Wasserstande fast trocken, sich bis Erlach verfolgen läßt. Am obern Ende nimmt der See die Zihl (Thièle), den Abfluß des nahen Neuenburger Sees auf, am untern die Schüß (Suze), von rechts fließt infolge der Juragewässerkorrektion seit 1878 durch den Hagneckkanal ein Teil der Aare (s. d.) in den See und verläßt denselben bei Nidau durch den Aarkanal, in den 2 km weiter unten der frühere Abfluß, die «alte Zihl», einmündet. Von Dampfbooten wird der See, seitdem die Eisenbahn Biele-Neuenburg durch die Rebengelände seines linken Ufers führt, nicht mehr regelmäßig befahren, und auch die übrige Schifferei ist gering. Von den Uferorten sind außer Biel zu nennen das neuenburgische Städtchen Landeron und die bernischen Städtchen Neuenstadt (Neuveville), Erlach (Cerlier) und Nidau. Zur Nutzung der Wasserkraft beim Ausfluß des Hagneckkanals konzessionierte der Berner Große Rat 1891 die 6 Gemeinden Nidau, Biel, Täuffelen, Hagneck, Erlach und Neuenstadt, die mit den Vorarbeiten zu einem großen Werk der elektrischen Kraftübertragung beschäftigt sind.

Daß die Umgebung des B. S. seit uralter Zeit bewohnt gewesen ist, beweisen die zahlreichen Überreste von Pfahlbauten, die sich fast um den ganzen See ziehen. Auf dem Jensberg am östl. Ufer lag die helvetische Stadt Petenisca; im Mittelalter hieß der B. S. nach einer jetzt verschwundenen Stadt in der Nähe des jetzigen Landeron See von Nugerol und seine Ufer standen unter der Herrschaft der Bischöfe von Basel und der Grafen von Nidau.

Bielitz, Fluß, s. Biela.

Bielitz. 1) Bezirkshauptmannschaft, ohne die Stadt B., in Österreichisch-Schlesien, hat 758,67 qkm, (1890) 71339 (33898 männl., 37441 weibl.) E., darunter 26663 Evangelische, 43350 Katholiken und 1320 Israeliten; 8294 Häuser, 15719 Wohnparteien in 67 Gemeinden mit 88 Ortschaften und umfaßt die Gerichtsbezirke B. (Umgebung), Schwarzwasser und Skotschau. – 2) B., czech. Bilske, poln. Bielsko, Stadt mit eigenem Statut und Sitz der Bezirkshauptmannschaft B. sowie eines Bezirksgerichts (204 qkm, 25754 E.), links an der Biala, am nordwestl. Fuße der Karpaten und an den Linien Dzieditz-Saybusch, Kojetein-B. (180 km) und B.-Kalwarya (59 km) der Kaiser-Ferdinands-Nordbahn und der galiz. Stadt Biala (s. d.) gegenüber, ist Hauptort einer deutschen Sprachinsel und hat (1890) 14573 meist deutsche E. (416 Czechen, 2249 Polen), darunter 7746 Katholiken, 4824 Evangelische und 1977 Israeliten, in Garnison das 5. Feldjägerbataillon; ferner ein Schloß mit schönem Park, Staatsgymnasium, Staatsreal- und Staatsgewerbeschule, ein evang. Lehrerseminar, Gasanstalt, Centralanlage für elektrische Beleuchtung; bedeutende Schafwollwarenindustrie (Mode- und Handelswaren, orient. Tuche), außerdem Flachsgarn- und Jutespinnerei sowie Fabrikation von Papier, Kratzen, Drahtnägeln und Maschinen. Von großer Wichtigkeit ist der Handel des Ortes in Tuchwaren nach dem Orient. – Im 13. Jahrh. gegründet, bildete B. ehemals einen Bestandteil des Herzogtums Teschen, später eine selbständige Minderherrschaft, die Kaiser Franz Ⅰ. 1752 zu Gunsten des Fürsten Alexander Joseph Sulkowski zum Fürstentum erhob. – In der Nähe die Orte Alt-Bielitz, Stadt mit (1890) 2559 meist deutschen und prot. E., Alexanderfeld mit 1956 meist deutschen E. (962 Protestanten, 806 Katholiken) und Kamitz mit 2181, als Gemeinde 2348 meist deutschen und prot. E. – Vgl. Haase, Die Bielitz-Bialaer Schafwollwaren-Industrie (Teschen-Bielitz 1874).

Bielke, Name eines schwed. und eines norweg.-dän. Geschlechts. Von den schwedischen B. sind hervorzuheben: Hogenschild, Reichsrat, als Gegner Herzogs Karl, des spätern Königs Karl Ⅸ., 1605 hingerichtet; Gunilla, mit König Johann Ⅲ. (1569‒92) vermählt, und Nils. Letzterer, geb. 1644, war 1679‒82 Gesandter in Frankreich, trat 1684 in kaiserl. Dienste und zeichnete sich in den Türkenkriegen der folgenden Jahre aus, so daß er zum General und Reichsgrafen ernannt wurde. Nach Schweden zurückgekehrt, wurde er Generalgouverneur von Pommern und Feldmarschall. In dem pfälz. Kriege 1688‒97 wußte er mehrere Jahre hindurch die Hilfe, die Schweden vertragsmäßig dem Deutschen Reiche schuldete, zu hintertreiben. Deswegen wurde er 1705 zum Tode und Verlust seiner Güter verurteilt, jedoch vom König begnadigt. Er starb 26. Nov. 1716. Der schwed. Zweig der Familie blüht noch, während der norwegisch-dänische, von dem die norweg. Reichskanzler Jens und Ove B. in der dän. Geschichte des 16. Jahrh. besonders hervortraten, 1860 erloschen ist.

Bĭella, Hauptstadt des Kreises B. (153908 E.) in der ital. Provinz Novara, in 410 m Höhe an den Flüssen Cervo und Aurena gelegen, steht durch die Zweigbahn Santhia-B. mit dem Mittelmeernetz und durch Trambahn mit Strona in Verbindung, ist Sitz eines Bischofs, hat (1881) 12095, als Gemeinde 14717 E., zwei Denkmäler des Generals Lamarmora und des Staatsmanns Quintino Sella, zehn Kirchen (darunter eine Kathedrale mit Gemälden von Veronese), Gymnasium, Seminar, technische Schule, eine große Anzahl von Manufakturen in Tüchern, Leinwand, Handel mit Seide, Kastanien und Wein. In der Nähe viele industriell zu B. gehörige Fabrikorte, wie Pollona, Sordevalo, Occhiepo; 9 km nordwestlich das Dorf Oropa in 1250 m Höhe, berühmt durch die Wallfahrtskirche Madonna del Monte, in der alle hundert Jahre ein achttägiges Fest begangen wird (zuletzt 1825).

Bielowski, Aug., poln. Historiker, geb. 1806 in Krechowice (Galizien), studierte in Lemberg, wurde 1869 Direktor des Ossolińskischen Instituts daselbst und starb 1876. Sein Hauptwerk sind die «Monumenta Poloniae vetustissima», von denen er zwei