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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Blatno; Blatt

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Blatno - Blatt (botanisch)

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Blatna'

Jahre alten Eichen und Kiefern berühmt ist und sorgfältig, pflegte Treibhäuser und Damwild enthält.

Blatno, czech. Name von Platten in Böhmen.

Blatt nennt man im gewöhnlichen Leben jedes flächenförmige grün gefärbte Pflanzenorgan. In der wissenschaftlichen Botanik genügt jedoch eine derartige oberflächliche Definition nicht; denn weder die flächenförmige Ausbildung, noch auch die grüne Farbe können entscheidende Merkmale für die Zurechnung eines Organs zu dem Begriffe B. sein. Da zwischen B. und Stamm sowohl anatomisch wie physiologisch alle nur denkbaren Übergänge vorkommen, so muß man die charakteristischen Merkmale, die es ermöglichen sollen, beide Begriffe auseinander zu halten, auf einem andern Gebiete suchen. Die rein wissenschaftliche Definition des Begriffes B. bietet deshalb manche Schwierigkeiten dar. Es ist nur möglich, eine befriedigende Definition zu geben, wenn man gänzlich von anatom. und physiol. Eigenschaften der betreffenden Organe absieht und nur Rücksicht auf die Stellungsverhältnisse nimmt. Es sind dann nur solche Organe als B. zu bezeichnen, die stets seitlich an den zugehörigen Achsen stehen und nicht im stande sind, wiederum Auszweigungen, außer Haargebilden (s. Haare), zu erzeugen.

Zu den B. in diesem Sinne gehören nun viele Organe, die man im gewöhnlichen Leben nicht als B. bezeichnet, so u. a. die Staubgefäße, die Stempel. B. besitzen die Moose, Gefäßkryptogamen und sämtliche Phanerogamen. Auch unter den höhern Algen, z. B. unter den Rhodophyceen und Charaeeen finden sich in einzelnen Gattungen Gebilde, die man nach der obigen Definition als B. betrachten muß.

Je nach der Stellung der B. unterscheidet man zunächst Niederblätter, Laubblätter und Hochblätter. Unter Niederblättern versteht man solche, die an unterirdischen, wurzelähnlichen Achsen oder auch am Grunde eines neuen Zweiges auftreten und gewöhnlich mehr schuppenförmig ausgebildet sind; als Laubblätter bezeichnet man diejenigen Blattorgane, die an oberirdischen Achsen stehen und eine vorzugsweise flächenförmige Gestalt besitzen, mit Ausnahme jener, die an der Zusammensetzung der Blüten und Blütenstände teilnehmen; die letztern faßt man unter dem Namen Hochblätter zusammen. Demgemäß spricht man bei einer blättertragenden Pflanze auch oft von einer Niederblatt-, Laubblatt- und Hochblattregion. (Das Nähere über Hochblätter s. Blüte und Blütenstand.) Für die Ernährung und somit für das ganze Leben der Pflanze haben die Laubblätter die größte Wichtigkeit, zu ihnen sind auch fast alle diejenigen Bildungen zu rechnen, die man im gewöhnlichen Leben als B. bezeichnet. Die Laubblätter sind in den meisten Fällen grün gefärbt, sie führen also Chlorophyll (s. d.) und sind infolgedessen befähigt, zu assimilieren, d. h. aus Kohlensäure und Wasser die für die Pflanze notwendigen Kohlenstoffvorbindungen zu bilden. (S. Assimilation, physiologisch.)

Die B. werden stets an den jüngsten Partien der Stammachsen, an den sog. Vegetationskegeln, angelegt, und zwar stets so, daß die jüngsten Blattanlagen dem Scheitel des Vegetationskegels am nächsten liegen. Man bezeichnet diese Reihenfolge der Entstehung seitlicher Organe als akropetale; es ist gerade für die Blattorgane charakteristisch, daß sie stets streng akropetal an den Stammachsen hervortreten. Das weitere Wachstum der B. findet in der Weise statt, daß durch lebhafte Zellteilungen allmählich die künftige Form des B. erzeugt wird, worauf dann, wenigstens bei den Phanerogamen, das Wachstum zunächst an der Spitze erlischt, während die der Anheftungsstelle zugekehrten Teile noch lange Zeit wachstumsfähig bleiben. Anders ist es bei den höhern Kryptogamen; hier erlischt das Wachstum zuerst an der Basis und dauert an der Spitze so lange noch fort, bis das B. vollständig ausgebildet ist.

Die Stellung der B. an den Stammachsen ist eine sehr mannigfaltige, aber in den meisten Fällen eine regelmäßige. Man unterscheidet dabei verschiedene Typen; wenn zwei B. auf derselben Höhe des Stengels gegenüberstehen, so heißen sie gegenständig (folia opposita); wenn zwei solcher gegenständiger Blattpaare, die direkt aufeinander folgen, sich kreuzen, so bezeichnet man diese Mattstellung als dekussiert (folia decussata); wenn mehrere B. auf derselben Höhe des Stengels stehen, so spricht man von einer Quirl- oder Wirtelstellung (folia verticillata). Zwei aufeinander folgende B., welche einander gegenüberstehen, aber nicht in derselben Höhe des Stengels angefügt sind, heißen wechselständig (folia alterna); ist keine dieser eben aufgezählten Beziehungen zwischen den einzelnen B. vorhanden, so spricht man von zerstreuter (folia sparsa) oder auch spiraliger Anordnung, mit der letztern hat sich hauptsächlich die Lehre von Blattstellung oder die Phyllotaxie beschäftigt. (Näheres s. Blattstellung.)

An jedem B. unterscheidet man einen flächenförmig ausgebreiteten Teil als Blattspreite und einen stielartig zusammengezogenen Teil, mit dem das B. an der Stammachse festsitzt, als Blattstiel. Fehlt der Blattstiel gänzlich, so wird das B. sitzend (sessile), ist er dagegen vorhanden, gestielt (petiolatum) genannt. Fehlt die Blattspreite, so ist der Blattstiel gewöhnlich flächenartig ausgebreitet, wie z. B. bei manchen Akazien-Arten. Solche blattspreitenartig ausgebildete Blattstiele bezeichnet man als Phyllodien. Ist das B. ein sitzendes, so kann es entweder einfach angewachsen sein, oder mit den Lappen des eingeschnittenen Blattrandes den Stengel umschließen und wird dann umfassend (amplexicaule) genannt, oder den Stengel völlig umgeben, und heißt dann durchwachsen (perfoliatum), oder endlich flügelartig eine Strecke am Stengel herablaufen, in welchem Falle es als herablaufend (decurrens) bezeichnet wird. Die Form der B. und die Art und Weise, wie sie am Stengel ansitzen, sind für die systematische Unterscheidung der einzelnen Pflanzenarten von großer Wichtigkeit und es hat sich infolgedessen in der Botanik betreffs der Blattformen eine sehr umfangreiche Terminologie eingebürgert, von deren zahlreichen Benennungen hier nur die wichtigsten Platz finden können. Die Blattspreite wird einfach (simplex) genannt, wenn alle Teile derselben zusammenhängen und etwaige Einschnitte nicht ganz bis zum Mittelnerven oder an den Blattgrund gehen; es heißt dagegen zusammengesetzt (compositum), wenn die gesamte Blattspreite in einzelne Teile zerfällt, die nur durch stielartige Partien zusammengehalten werden; die einzelnen Teile nennt man in diesem Falle Blättchen (foliola).

Die einfachen B. werden nun wiederum nach der Ausbildung des Blattrandes in zahlreiche Formen eingeteilt. Sie sind entweder ganzrandig (integerrimum, s. Tafel: Blatt, Fig. 1), gesägt (serratum), Fig. 2), gezähnt (dentatum, Fig. 3),

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 86.