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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Bleek; Blei

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Bleek. - Blei (Metall)

ten alle Sprachen des großen Bantu-Stammes im Geiste der modernen Sprachwissenschaft zu behandeln unternommen hat, aber über die Phonologie und das Nomen nicht hinausgekommen ist.

Bleek., hinter den lat. Namen von Fischen Abkürzung für Pieter Bleeker, einen holländ. Naturforscher und Arzt (geb. 1819, gest. 1878), der lange in Indien lebte und sammelte.

Blei (Plumbum; chem. Zeichen oder Symbol = Pb; Atomgewicht = 207), von den ältern Chemikern Saturnus (♄) genannt, eins der am häufigsten vorkommenden Metalle und nächst dem Zinn und Kupfer am längsten bekannt. Die Römer fertigten Röhren zu Wasserleitungen aus B., und Plinius erwähnt schon, daß man B. nicht ohne Zinn löten könne. Gediegen findet sich das B. nur selten, so bei Alston Moor in Cumberland im Kalkstein, im Goldsande am Ural und Altai, auf Erzlagern bei Pajsberg in Wermland, in Höhlungen des Meteoreisens von Tarapaca in Chile. Meist findet sich das B. an Schwefel gebunden im Bleiglanz (s. d.); außerdem kommt es vor als Weißbleierz (s. d.) oder Cerussit, als Grün- oder Braunbleierz oder Pyromorphit (s. d.), als Krokoit oder Rotbleierz (s. d.), als Anglesit (s. d.) und als Gelbbleierz (s. d.).

Das reine B., welches durch Zusammenschmelzen von reinem Bleioxyd mit Kohle gewonnen wird, ist ein bläulichgraues, stark glänzendes Metall, färbt ab und zeichnet sich durch Weichheit und Biegsamkeit aus, weshalb es einen ziemlich hohen Grad von Dehnbarkeit, aber nur geringe absolute Festigkeit besitzt. Das specifische Gewicht des raffinierten B. ist 11,37, das des gegossenen 11,352 und das des gewalzten 11,358. Das B. gehört zu den leichtflüssigen Metallen, es schmilzt schon bei 332° und destilliert bei Weißglut (gegen 1700°). Es läßt sich nur schwierig feilen, indem die Feilspäne ihrer Weichheit wegen die Vertiefungen der Feile verstopfen. An der Luft überzieht es sich langsam mit einem Oxydhäutchen; schneller bildet sich beim Schmelzen eine Decke von grauem Suboxyd (Bleiasche, Bleikrätze), das durch längeres Glühen erst in gelbes, dann in rotes Bleioxyd oder Mennige (s. d.) übergeht. B. ist ein Metall von großer technischer Wichtigkeit. Man benutzt es zu Röhren, Platten, zu Bleifolie, zu Pfannen und Kammern zur Schwefelsäurefabrikation, zur Schrot- und Kugelfabrikation, zu Bleimantelgeschossen für gezogene Geschützrohre, zu elektrischen Leitungen (s. Bleikabel), zu Plomben, zu Buchdruckertypen, bei gewissen, auf die Gold- und Silbergewinnung bezüglichen Hüttenprozessen sowie zur Darstellung verschiedener technisch wichtiger Präparate, Legierungen u. s. w. In der Heilkunde wird B. vielfach in Form von Bleipflaster, Bleisalbe, Bleiwasser u. s. w. als äußerlich anzuwendendes Mittel benutzt. Alle Bleiverbindungen wirken als heftige Gifte auf den Organismus, es ist daher Vorsicht bei der Verwendung von bleiernen oder B. enthaltenden Gegenständen geboten (s. Bleivergiftung). Mit Bleiglasur versehene irdene Töpfe sollten nie zur Bereitung von Speisen dienen, weil die in den Nahrungsmitteln enthaltenen oder denselben zugesetzten Säuren (Essig) die Glasuren auflösen. Der Gebrauch von bleiernen Wasserleitungsröhren (s. Bleiröhren) kann gefährlich werden, aber nur dann, wenn das Wasser sehr weich ist.

In den Bleiverbindungen fungiert das B. als zwei- und vierwertiges Element (s. Bleiamalgam, Bleicarbonat, Bleichlorid, Bleichromat, Bleijodid, Bleinitrat, Bleioxychlorid, Bleioxyd, Bleisuboxyd, Bleisulfat, Bleisulfid, Bleisuperoxyd, Bleizucker, Mennige).

Für die Gewinnung des B. im großen ist das bei weitem wichtigste Erz der Bleiglanz (s. d.), der je nach seiner Reinheit auf verschiedene Weise verarbeitet wird. Zumeist geht der Verhüttung eine Konzentration des Bleigehalts im Erze auf mechan. Wege vorher. (S. Aufbereitung.) Die Verhüttung des Bleiglanzes richtet sich nach der Beschaffenheit und Menge der unhaltigen Beimengungen. Sie erfolgt durch Röstarbeit, Röstreduktionsarbeit oder durch Niederschlagsarbeit. Das Röstverfahren, das Erze mit quarzarmer Gangart voraussetzt, beruht darauf, daß durch Erhitzen von Bleiglanz bei Luftzutritt ein Teil sich in Oxyd und Sulfat umwandelt, und daß aus deren Stoffen und dem noch unveränderten Bleiglanz bei gesteigertem Erhitzen (Reaktionsperiode) unter Entwicklung von schwefliger Säure metallisches B. resultiert. Der nach dem Abfließen des B. verbleibende oxydhaltige Rückstand wird durch Kohle reduziert (Rückstandsperiode). Man unterscheidet verschiedene Röstverfahren. Bei dem Kärntner Prozeß wird langsam und bei niedriger Temperatur geröstet, bei dem englischen Verfahren wird rasch und höher in größern Flammöfen erhitzt. Die belgische und oberschlesische Methode ist eine Vereinigung der beiden vorhergehenden. Der Röstreduktionsmethode (Zugutemachung) werden Bleiglanze unterworfen, die viel fremde Schwefelmetalle oder quarzreiche Gangart enthalten. Durch das Rösten wird der Schwefel teilweise verflüchtigt, und gleichzeitig bilden sich Metalloxyd und schwefelsaure Salze. Die geröstete Masse wird dann unter Zusatz von Schlacken zur Aufnahme der Erden und Metalloxyde und unter Zusatz von Kohle einer reduzierenden Schmelzung unterworfen. Hierdurch entsteht aus Bleioxyd metallisches Blei; aus den schwefelsauren Salzen bilden sich Schwefelmetalle (Bleistein). – Unter Niederschlagsarbeit versteht man die Zerlegung des Bleiglanzes durch Eisen oder eisenhaltige Materialien. Es bildet sich hierbei neben Schlacken und Bleistein metallisches B. Wegen der unvollkommenen Gewinnung des B. und wegen verhältnismäßig hoher Betriebskosten wird dies Verfahren nur noch selten angewandt. Das nach obigen Methoden in Flamm- und Schachtöfen erhaltene B. (Werkblei) enthält meist noch Antimon, Arsen, Kupfer, Zink, Eisen, Silber u. s. w. und muß deshalb gereinigt werden. Oft genügt nur ein einfaches Umschmelzen bei niederer Temperatur zur Beseitigung der Nebenbestandteile; das leichtflüssige B. saigert aus, während eine kupfer-, zink- und eisenreichere Bleilegierung obenauf schwimmt (Gekrätz, Schlicker) und abgezogen werden kann. Unreineres B. aber muß in Flammöfen eingeschmolzen und vermittelst Zuführung von Luft oder Einführung von überhitztem Wasserdampf oder auch Umrühren mit oxydierenden Substanzen, wie Bleiglätte, Salpeter u. s. w., gereinigt werden. Bei dieser Art der Reinigung werden teils durch Verflüchtigung, teils durch Überführung in abziehbare Gekrätze oder Schlicker alle Beimengungen außer Silber abgeschieden. Über die Abtrennung des letztern s. Silber, über die elektrolytische Gewinnung und Reinigung von B. s. Elektrometallurgie.

An der Spitze der Bleiproduktion stehen gegenwärtig die Vereinigten Staaten von Amerika mit jährlich etwa 210000 t; der Hauptort für die dortige