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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Boronatrocalcit - Borrani

in Böhmen, an der Stillen Adler und der Linie Chotzen-Halbstadt der Österr.-Ungar. Staatsbahn, hat (1890) 1634 czech. E., Post, Telegraph, Kunstmühle und Brauerei. Das Schloß wurde 1640 von dem Grafen Kolowrat gekauft und 1820 umgebaut. Das Allodgut B. (14,66 qkm) ist im Besitze des Grafen Lützow.

Boronatrocalcit, auch Ulexit, Tiza, Hydroboracit, Hayesin, Borocalcit, Boraxkalk, Tinkalcit, afrikanischer Rhodicit genannt, 2 B5CaNaO9 + 15 H2O, Mineral, findet sich an verschiedenen Orten; von technischer Bedeutung ist ein Lager, das in der Salpeterregion zu Iquique in Chile liegt. Der B. bildet dort zu Tage stehende Ablagerungen von sandiger Struktur, die reichlich mit Knollen von Haselnuß- bis Walnußgröße durchsetzt sind; letztere haben auf dem Bruche ein strahlig krystallinisches Gefüge und zeigen grauweiße Farbe. Er enthält stets Einschlüsse von Kochsalz, Gips, schwefelsaurem Natrium und andern Salzen. Der B. ist ein wichtiges Rohmaterial bei der Fabrikation des Borax und macht der toscan. Borsäure stark Konkurrenz. Wert 23 M. der Doppelcentner.

Bororo, s. Amerikanische Rasse (Bd. 1, S. 527a).

Boros-Jenö (spr. borrosch), zwei Ortschaften in Ungarn. Die eine, deutsch Weindorf genannt, im Pester Komitat, 7 km nordwestlich von Altofen, hat (1890) 1117 kath. deutsche E. und bedeutenden Weinbau. - Die andere, eine alte, auch geschichtlich denkwürdige Groß-Gemeinde im Arader Komitat, links an der Weißen Körös und den Linien Arad-Gurahoncz-Jószashely und B.-Csermö der Vereinigten Arader und Csanáder Eisenbahnen, ist Hauptort des gleichnamigen Stuhlbezirks B. (31802 E.) und hat (1890) 5126 meist rumän. E. (1806 Magyaren, 115 Deutsche) kath. und griech.-orient. Konfession, ist Standort des 3. Bataillons des 4. ungar. Landwehrregiments, hat Post, Telegraph, vortrefflichen Getreidebau, sehr gute Wiesen, große Waldungen, Wein- und Obstbau. - Noch im 17. Jahrh. war der Ort eine blühende, volkreiche Stadt, in der die siebenbürg. Fürsten öfter Hof hielten. In den Türkenkriegen zerfiel der Ort. B. war bis zu Ende des 18. Jahrh. der Sitz eines griech.-orient. Bischofs, der sodann nach Arad übersiedelte. Das alte Schloß, an der Weißen Körös gelegen, wurde zuerst 1552 und dann wiederholt von den Türken erobert und verloren; zuletzt erhielten sie es vom Fürsten Bethlen Gabor im Tauschwege und blieben daselbst bis 1686; in diesem Jahre eroberte es Siegbert Heister dauernd zurück. Während der Türkenherrschaft war B. auch Sitz eines Paschas. - Mit "Boros", soviel als "Weinort", giebt es in Ungarn noch: Boros-Sebes, Klein-Gemeinde im Arader Komitat und Hauptort eines Stuhlbezirks (31041 E.), rechts der Weißen Körös, an der Linie Arad-Gurahoncz der Vereinigten Arader und Csanáder Eisenbahnen, hat (1890) 1862 rumän. und magyar. E. Boros-Telek, Klein-Gemeinde im Central-Stuhlbezirk des Komitats Bihar, hat 409 rumän. E.

Borotin, Markt im Gerichtsbezirk Sedletz der österr. Bezirkshauptmannschaft Selčan in Böhmen, unweit der Station Sudoměřitz-Hoschtitz, an der Linie Prag-Gmünd der Österr. Staatsbahnen, hat (1890) 955, als Gemeinde 1142 czech. E., Post und Dampfmühle. In der Nähe "das alte Schloß", Ruine, Schauplatz von Grillparzers "Ahnfrau".

Borough (engl., spr. börro), ursprünglich eine befestigte Stadt. Im heutigen Sinne spricht man von Municipal Boroughs, d. i. Städten mit städtischer Organisation, und von Parliamentary Boroghs, d. i. Städten, die im Parlament vertreten sind. Städte von größerer Bedeutung werden in der Regel als Cities bezeichnet. Der Ausdruck Rotten Boroughs ("verfaulte Städte") wurde zur Zeit der Reformagitation vielfach als Bezeichnung für die herabgekommenen Ortschaften angewandt, die trotz ihrer lächerlich kleinen Einwohnerzahl einen oder zwei Abgeordnete wählten. Unter Pocket Buroughs ("Taschenstädte") verstand man die Ortschaften, in welchen ein mächtiger Grundbesitzer thatsächlich die Wahl bestimmte (er hatte gleichsam die Ortschaft in der Tasche).

Boroviczka, Kranwettbranntwein, ein in Ungarn aus Wacholderbeeren erzeugter Branntwein.

Borovsky, Pseudonym des czech. Schriftstellers Karl Havlicek (s. d.).

Borowitschi. 1) Kreis im südöstl. Teil des russ. Gouvernements Nowgorod, hat 10 533 qkm, 128 428 E., viele Seen, Wälder, Steinkohlenlager, wenig Ackerbau und Viehzucht, Holzindustrie, Schiffbau, Ziegeleien, Kalksteinbrüche und Töpfereien. - 2) Kreisstadt im Kreis B., 220 km östlich von Nowgorod, an der Msta, die hier viele Stromschnellen und Wasserfälle bildet, und an der Zweigbahn Uglowka-B. der Nikolai-Bahn (Petersburg-Moskau), hat (1889) 10944 E., 8 Kirchen, 10 Kapellen, Mädchenprogymnasium, Schiffbau, Leinwandfärberei und -Druckerei, Töpferei, Handel mit Leinwand, Leder und Holz. B. dient seiner gesunden und schönen Lage wegen als Sommeraufenthalt der Petersburger.

Borow-Seen, russ. Borovyja Ozera, sechs Salzseen im russ.-sibir. Gouvernement Tomsk, im Südostwinkel des Kreises Barnaul, nämlich der Malinowsche, der Große und Kleine Lomowsche, der Kotschkowatoj, der Borowsche und Wschiwsche See. Der größte von ihnen, der Malinow-See, ist 20 km lang, die übrigen sind weit kleiner. Am salzhaltigsten sind der Borowsche und der Kleine Lomow. Aus den Seen wurde 1887 etwa 1 Mill. Pud Salz gewonnen.

Borowsk. 1) Kreis im nördl. Teil des russ. Gouvernements Kaluga, hat 1664,6 qkm, 81 000 E., Acker- und Gartenbau. - 2) Kreisstadt im Kreis B., an der Protwa und an der alten Poststraße von Moskau nach Kaluga, ungefähr in der Mitte zwischen beiden Städten, hat (1889) 10091 E., Post und Telegraph, Trümmer ehemaliger Befestigung, 9 Kirchen, Obst- und Gartenbau, Seiden-, Segeltuchfabrik, Handel mit Leinsamen, Hanf, Honig und Leder. B. bestand schon im 13. Jahrh. und hat seinen Namen nach dem die Stadt umgebenden Walde (bor) erhalten. Etwa 3 km von B. liegt das Pafnutjewsche Kloster, bei dem zweimal im Jahre (8. Sept. und am 9. Freitage nach Ostern) Jahrmärkte stattfinden.

Borowyja Ozera, s. Borow-Seen.

Borrago, Pflanzengattung, s. Borago.

Borrani, Odoardo, ital. Maler, geb. 1834 zu Pisa, studierte in Florenz unter Bianchi. Für sein erstes bedeutenderes Gemälde: Lorenzo il Magnifico flüchtet sich in die Sakristei des Doms (1859), erhielt er die goldene Medaille. 1859 machte er den Feldzug mit; nach der Rückkehr malte er: Tod des Jacopo Pazzi, und Michelangelo leitet die Befestigung von Florenz. Größern Beifall hatten: Der 27. April 1859 (angekauft vom Fürsten von Cavignano), Inneres der Kirche von Sta. Monica, Christliche Vestalin, Verzückung der heil. Therese, Die Nonne, Maria Stuart. Außerdem schuf er treffliche Porträte und Aquarellbilder.