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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Boticelli - Botschafter

Schicksale B.s behandelt von Swinburne; B.s Abenteuer zur See sollen Byron den Anstoß zu seinem "Korsar" gegeben haben.

Boticelli, s. Botticelli.

Botokuden (portug. Botocudos, von botoque, "Faßspund"), ein Name, unter dem in der Litteratur ein Indianerstamm erwähnt wird, der in den urwaldbedeckten Ostabhängen des brasil. Küstengebirges, in dem Gebiet der Flüsse Rio Doce, Mucury, und nordwärts bis zum Jequitinhonha seit uralter Zeit seine.Heimat hat. Der Name B. ist ihnen gegeben worden wegen der großen (bis 13 cm im Durchmesser haltenden), aus dem leichten Holz der Chorisia ventricosa verfertigten Scheiben, die sie in die durchbohrte Unterlippe und in die Ohrläppchen zu zwängen pflegten. (S. Tafel: Amerikanische Völkertypen, Fig. 18.) Die portug. Kolonisten bezeichnen sie gewöhnlich als Bugres. Dem benachbarten Indianerstamm der Tupinamba waren sie unter dem Namen Waimura (Guaimura, Aimore, Aymores) bekannt. Sie selbst nennen sich Būrung. Der Schädelbildung nach sind sie im wesentlichen als dolichokephal zu bezeichnen. Ihrer Sprache nach scheinen sie den westlich von ihnen verbreiteten sog. Gês-Stämmen, den Kayapo, Chavantes, Cherentes, Suyá u. a. verwandt zu sein. Sie gehen vollständig nackt. Ihre Wohnungen sind einfache, schräge, vorn und an den Seiten offene Dächer, die mit Palmen- oder Heliconienblättern gedeckt sind. Sie schlafen auf der Erde, auf einem Lager von Blättern, oder auch in der Asche des Feuers. Sie haben weder Hangmatten, noch Boote und leben ausschließlich vom Ertrage der Jagd und des Fischfangs. Doch wissen sie auch die Fische nur mit Pfeil und Bogen oder mittels Vergiften des Wassers zu erlegen. Ihre Waffen sind Pfeil und Bogen und eine schwere hölzerne Keule. Im Kriege sind sie wild und grausam. Sie wagen sich nur selten aus den Wäldern heraus, sind aber in denselben sehr schwer zu bekriegen. Gefangene Feinde pflegten sie zu verzehren. Nachdem in der zweiten Hälfte des 16. Jahrh. die port. Ansiedelungen um Porto Seguro und Ilheos schwer von ihnen zu leiden hatten, trat im Anfang des 17. Jahrh. ein friedlicheres Verhalten ein, bis dann Übergriffe der Portugiesen den Streit von neuem entfachten. Bis in unser Jahrhundert hinein wütete der erbittertste Rassenkampf. Neuerdings ist es gelungen, einen Teil der Stämme in Dörfern anzusiedeln. Doch sind bis in die letzte Zeit immer und immer wieder Feindseligkeiten vorgekommen. Die Gesamtzahl der B. beläuft sich auf etwa 5000 Köpfe, von denen die Hälfte sich noch in völlig unabhängigem Zustande befindet. - Vgl. Max Prinz zu Wied-Neuwied, Reise nach Brasilien in den J. 1815-17 (2 Bde., Frankf. a. M. 1820-22); v. Tschudi, Reisen durch Südamerika (Lpz. 1806); Ehrenreich in der "Zeitschrift für Ethnologie", Bd. 19 (1887).

Botoschani, rumän. Botoşani. 1) Kreis im Königreich Rumänien zwischen Sereth und Pruth, im Hügelland der nördl. Moldau, hat (1885) auf 2950 qkm 141 369 E. - 2) Hauptstadt des Kreises B., in 214 m Höhe, an der Zweiglinie Veresci-B. der Lemberg-Czernowitz-Jassy-Eisenbahn, Sitz eines deutschen Vicekonsuls, ist unregelmäßig gebaut und hat (1889) 31 024 E., darunter viele Israeliten und Armenier, 14 griech. und 2 armenische Kirchen, zahlreiche Synagogen, 1 Lyceum, 1 Theater und betreibt bedeutenden Handel, namentlich mit Hornvieh, Getreide und Brennholz nach der Bukowina und andern österr. Ländern.

Botrychium Sw., Farngattung aus der Familie der Ophioglosseen (s. d.) mit 10 Arten, meist in der nördlich gemäßigten Zone. Es sind krautartige, meist niedrige Farne, bei denen der sporentragende Blattabschnitt rispenförmig verzweigt, der sterile Teil aber fiederförmig gespalten ist. Die in Deutschland häufigste Art ist die Mondraute, auch Walpurgiskraut, B. lunaria Sw. Das Kraut derselben war offizinell und wurde als Zaubermittel gebraucht.

Botrys (grch.), Traube, s. Blütenstand (S. 165 b).

Botrytis Bassiana, s. Muscardine.

Botrytisch, s. Blütenstand (S. 165 d).

Botsaris. Botzaris.

Botschabelo, Station der Berliner Mission für Südafrika, in dem Distrikt Middelburg der Südafrikanischen Republik, liegt am Kromflusse, einem kleinen Seitenfluß des obern Olifant, 11 km nördlich von der Stadt Middelburg und 130 km östlich von Pretoria entfernt.

Botschaft heißt im konstitutionellen Staate eine Mitteilung des Staatsoberhaupts an die Landesvertretung, in welcher das erstere auf direkte Weise zu der letztern spricht, im Gegensatz zu den gewöhnlichen Vorlagen und Eröffnungen, welche das Ministerium als solches, wennschon ebenfalls im Namen des Staatsoberhaupts, macht. Die Mitunterschrift und Verantwortlichkeit der Minister darf darum aber keineswegs solchen Botschaften fehlen, da im konstitutionellen Staate kein Regierungsakt ohne diese Gültigkeit hat. Doch sind in der neuern preußisch-deutschen Geschichte mehrfach B. ohne ministerielle Gegenzeichnung vorgekommen, so die B. Wilhelms I. von 1863, die B. Wilhelms II. über die Arbeiterschutzgesetzgebung vom Febr. 1890. Besonders bekannt und wegen ihres Inhalts als histor. Dokumente wichtig sind die B., welche herkömmlicherweise der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika jedesmal dem Kongreß bei dessen Eröffnung vorlegt, und worin er sich über den Gesamtzustand der Union in allen Beziehungen, über die äußern Angelegenheiten, das Verhältnis der Bundesgewalt zu den Einzelstaaten u. s. w. ausspricht. In Frankreich hatte Napoleon III. dieses Beispiel nachgeahmt. - B. heißt ferner die oberste Behörde des diplomat. Dienstes, s. Botschafter.

Botschafter (frz. ambassadeur; aus dem mittellat. ambactio; vom althochd. ambaht, d. h. Dienst, Amt) heißen die Gesandten (s. d.) der obersten Rangklasse. Nach dem Herkommen werden ihnen die päpstl. Legati a latere oder Nuntien gleichgestellt. Die B. repräsentieren nicht bloß wie die andern Gesandten den Staat, sondern außerdem die persönliche Würde des Souveräns. Deshalb ist auch die Sendung von B. mit größern Kosten verbunden; aus demselben Grunde werden aber auch in dem Hofceremoniell und an den Höfen die B. bevorzugt. So steht ihnen nach älterer Auffassung das Recht zu, jederzeit bei dem Souverän, bei welchem sie beglaubigt sind, persönliche Audienz zu erhalten, von welchem 1870 der französische B. Benedetti beim König Wilhelm von Preußen in Ems den bekannten Gebrauch gemacht hat. Fürst Bismarck hat indes dieses Recht bestritten, und keinenfalls kann es in konstitutionellen Staaten mit Umgehung des verantwortlichen Ministers ausgeübt werden. Das gleichfalls in