Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Bradsch - Braga

ordiniert worden, als seine Neigung zur Astronomie das Übergewicht gewann. Schon 1721 wurde er Professor der Astronomie zu Oxford und machte 1728 seine Entdeckung über die Abirrung des Lichts (s. d.) bekannt. B. wies auch zuerst auf Grund langjähriger Beobachtungen 1748 das Vorhandensein der Nutation (s. d.) nach, auf die schon Newton aus theoretischen Gründen hingewiesen hatte. Nach Halleys Tode erhielt er 1742 die Stelle eines königl. Astronomen und bezog die Sternwarte von Greenwich, deren Beobachtungsapparat durch seine Sorgfalt ansehnlich vermehrt wurde. Er starb, nachdem er Greenwich 1761 aus Gesundheitsrücksichten verlassen hatte, 13. Juli 1762 in Chalford. Aus seinen hinterlassenen Handschriften gaben Hornsby und Robertson die "Astronomical observations made at the observatory at Greenwich 1750-62" (2 Bde., Oxf. 1798-1805) heraus, aus denen später Bessel (s. d.) den berühmten Fixsternkatalog "Fundamenta astronomiae" ableitete. Später veröffentlichten noch Rigaud B.s "Miscellaneous works and correspondence" (Oxf. 1832) und dazu ein "Supplement" (1833), und Busch B.s "Astronomical observations" (Oxf. 1838).

Bradsch, s. Bharatpur.

Bradshaw (spr. bräddschah), John, Jurist, geb. um 1602, widmete sich der Rechtsanwaltschaft und wurde 1649 zum Vorsitzenden des Staatsgerichtshofs erwählt, der den Prozeß gegen Karl I. von England zu führen hatte. Später wurde er Präsident des neugegründeten Staatsrats, dessen Auflösung durch Cromwell 1653 er sich energisch widersetzt haben soll. 1654 trat er ins Parlament, wurde aber 1656 nicht wiedergewählt. Nach der Verzichtleistung Richard Cromwells trat er wieder ins Parlament ein und wurde Mitglied des Staatsrats. Er starb 22. Nov. 1659 und wurde in der Westminsterabtei beigesetzt. Nach der Restauration wurde seine Leiche an den Galgen gehängt. B. war ein begeisterter Republikaner, zugleich aber Gegner Cromwells.

Bradsot, eine bösartige Krankheit der Schafe, die in ihrem Verlaufe Ähnlichkeit mit Milzbrand besitzt und bis jetzt nur in Island und den Färöerinseln beobachtet worden ist.

Bradstreet (spr. bräddstriht), Anne, früheste amerik. Dichterin, die "Zehnte Muse", geb. 1612 oder 1613 zu Northampton (England), Tochter des Th. Dudley, Gouverneurs von Massachusetts, ging mit ihrem Gatten Simon B. (1603-97), dem Nachfolger ihres Vaters, 1630 von England nach Andover und starb 16. Sept. 1672. Ihre Gedichte erschienen u. d. T. "The Tenth Muse, lately sprung up in America" (Lond. 1650; 2. verm. Aufl. 1678). Ihre Werke gab John H. Ellis heraus: "The Works of A. B. in prose and verse" (1867). - Vgl. Helen Campbell, A. B. and her time (1890).

Bradwardin(e) (spr. bräddwĕrdinn), Thomas von, Scholastiker, genannt Doctor profundus, geb. um 1290 in Südengland, studierte in Oxford Philosophie, Theologie, Mathematik und Astronomie; 1325 wurde er Lehrer der scholastischen Theologie zu Oxford, dann Kanzler an der Paulskirche zu London, begleitete seit 1339 König Eduard III. als Beichtvater und Feldprediger auf seinen Feldzügen in Frankreich, ward 1349 zum Erzbischof von Canterbury gewählt und starb bald darauf, 26. Aug. 1349. In seinem Werke "De causa Dei" (Lond. 1618) vertritt er gegenüber dem Pelagianismus der Kirche die alte Augustinische Ansicht von der allein selig machenden und frei wirkenden Gnade Gottes.

Bradylalie (grch.), die Verlangsamung der Sprache infolge gehemmter Artikulation, im Gegensatz zur Bradyphrasīe, der durch trägen Gedankengang bedingten Verlangsamung der Rede; beide sind Symptome gewisser Hirnaffektionen.

Bradypepsie (grch.), langsame, schwere Verdauung, s. Dyspepsie.

Bradyphrasie (grch.), s. Bradylalie.

Bradypodidae, Bradypus, s. Faultiere.

Bradysurie, (grch.), Harnzwang, s. Dysurie.

Braekeleer (spr. brahk-), Ferdinand de, vläm. Genremaler, geb. 12. Febr. 1792 zu Antwerpen, bildete sich auf der Akademie seiner Vaterstadt unter van Brée, hielt sich 3 Jahre in Italien auf und ließ sich dann in Antwerpen nieder, wo er Mitglied der Akademie wurde. Als einer der glücklichsten Nachfolger von Hendrik Leys behandelte er die Historien- und Genremalerei. Zu nennen sind: Bombardement von Antwerpen (1830), Die Citadelle von Antwerpen am Tage nach ihrer Übergabe; Tod des Grafen von Merode (Antwerpen, Museum). Von seinen Genrebildern besitzt die Nationalgalerie zu Berlin: Streit nach der Mahlzeit, Alterstoilette (1852). B. starb 15. Mai 1883 in Antwerpen. - Sein Sohn Hendrik, geb. 11. Juni 1840 in Antwerpen, gest. 20. Juni 1888, hat sich als Genre- und Stilllebenmaler einen Namen gemacht.

Braga, ein von den Kosaken aus Hafermehl oder Hirse unter Zusatz von Malz und Hopfen bereitetes Getränk.

Braga, Hauptstadt (Cidade) des Distrikts B. (auf 2738 qkm [1881] 3 366 248 E.) der (ehemaligen) Provinz Entre-Minho-e-Douro, liegt in 180 m Höhe auf einer Anhöhe in einem malerischen Thale zwischen dem Cavado und dem Flüßchen Deste, an einer Zweiglinie der Minho-Douro-Staatsbahn, ist Sitz eines Erzbischofs (Primas von Portugal) und hat (1878) 19 755 E. Die innere, sehr altertümlich gebaute Stadt ist mit Mauern und Türmen umgeben, hat breite Straßen, eine Kathedrale, einen von den Sueven gegründeten got. Dom, den erzbischöfl. Palast, 7 Pfarrkirchen, mehrere Klöster, 1 Domkapitel, 1 Lyceum, 2 Waisenhäuser, 7 Plätze und Promenaden, darunter das große Campo de Sta. Anna, die mit den in der Nähe aufgefundenen röm. Altertümern geschmückte Vlaça dos Carvalhos, und ein altertümliches Kastell. Handel und Industrie sind ziemlich bedeutend. Es giebt viele Hutfabriken, Waffen- und Messerschmieden, Gold-und Silberwaren-Ateliers, ansehnliche Woll- und Leinwebereien und Wachsbleichen und im Juni und September einen großen Viehmarkt. An die Zeit der Römer, wo die Stadt Bracara Augusta hieß, erinnern noch die Ruinen eines Tempels, eines Amphitheaters und einer Wasserleitung. Unweit östlich der Stadt liegt auf einem steilen, 380 m hohen Berge die berühmte Wallfahrtskirche Bom Jesus do Monte. - B. war die Hauptstadt des suevischen Galläciens im 5. Jahrh. Auf einem hier 530 abgehaltenen Konzil nahmen die bisher arianischen Sueven samt ihrem König die Lehren der kath. Kirche an. Seit 585 westgotisch, geriet B. in die Hände der Araber, denen es 1040 durch die Castilier entrissen wurde, worauf es nach der Stiftung der Markgrafschaft Portugal an das Haus Burgund kam (1093). Vor der Eroberung Coimbras und Lissabons (1147) war B. Residenz der portug. Herrscher.

Braga, Joaquim Theophilo Fernandes, portug. Schriftsteller, geb. 24. Febr. 1843 auf der Azore