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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Brienne – Brière de l’Isle

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Briel'

1532 von E. Merula gestiftete Waisenhaus, einige Fabriken und Handel mit Getreide und Krapp. Der Ort ist geschichtlich besonders berühmt wegen der Einnahme durch die Wassergeusen 1. April 1572, dem Gründungstage der Freiheit der Niederlande.

Brienne (spr. brĭänn) oder Brienne-le-Château, Städtchen im franz. Depart. Aube, mit (1891) 1732 E., die Handel mit Baumwoll- und Stahlwaren und Weinbau treiben. In der 1776 errichteten und 1790 aufgehobenen Militär-Adelsschule zu B. machte Napoleon I. vom 23. April 1779 bis 17. Okt. 1784 seine ersten Studien in der Kriegskunst; seine Bronzestatue als Zögling der Militärschule ziert den Platz. Bei B. wurde 29. Jan. 1814 ein Gefecht und in der Nähe 1. Febr. Die Schlacht von La Rothière (s. d.) geliefert. Blücher war nach seinem Rheinübergange bis B. mit einem Teile seiner Armee vorgerückt, Schwarzenberg bis Bar-sur-Aube, wo er 24. Jan. ein Gefecht bestanden hatte. Beide Heere waren nur noch 20 km voneinander getrennt. Ihre Vereinigung zu hindern, brach Napoleon gegen Blücher auf und griff ihn am 29. bei B. an. Das Gefecht dauerte unentschieden bis zum Abend. Die Franzosen nahmen die Stadt ein; sie wurde zwar wieder genommen, geriet aber in Brand. Die Franzosen behaupteten das Schloß, und Blücher zog sich um Mitternacht bis Trannes zurück. Napoleon, der zweimal in Gefahr gewesen, von der russ. Reiterei gefangen genommen zu werden, folgte und nahm Stellung bei La Rothière.

Brienne, Etienne Charles de Loménie de, Kardinal und Minister, s. Loménie de Brienne.

Brienne (spr. brĭänn), Johann von, aus einem franz. Grafengeschlecht der Champagne, wurde 1210 König von Jerusalem, da er die Erb-(Stief-)Tochter des 1205 gestorbenen Königs Amalrich von Jerusalem heiratete. Doch mußte er sein Reich an Kaiser Friedrich II. abtreten, als dieser 1225 sich mit seiner Tochter Isabella vermählte. Nach dem Tode der letztern 1223 bekämpfte B. in Apulien im Dienste Papst Gregors IX. den Kaiser. 1229 wurde er, einer der tapfersten Ritter seiner Zeit, auf Lebenszeit zum Kaiser und Mitregenten des elfjährigen Balduin II. von Konstantinopel gewählt; über 80 J. alt siegte er 1236 über die Konstantinopel belagernden Bulgaren und Griechen und starb 1237. – Vgl. E. Georges, Jean de B. empereur de Constantinople et roi de Jérusalem (Troyes 1858).

Walther (Gaulthier) von B., Bruder des vorigen, heiratete die Tochter des letzten normann. Königs von Sicilien, Tancreds von Lecce, der an Kaiser Heinrich VI. sein Reich verloren hatte, wurde von Papst Innocenz III. mit Tarent und Lecce belehnt, aber 1205 bei Sarno von dem staufischen Statthalter Diepold von Vohburg gefangen; er starb 1205 im Gewahrsam.

Walther II. von B., Sohn des vorigen, wurde 1244 in der Schlacht bei Jaffa von den Saracenen gefangen und 1251 in Ägypten getötet. Sein Sohn Hugo erhielt von Karl von Anjou Lecce und wurde durch Heirat mit Isabella, der Witwe des Herzogs Wilhelm von La Roche, Herzog von Athen.

Walther V. von B., Sohn des vorigen, Herzog von Athen, breitete seine Herrschaft über Athen mit Hilfe der catalan. Söldner weiter aus, verlor aber im Kampfe gegen die Rebellion der letztern 1311 am Kephissos Leben und Herzogtum. Sein Sohn

Walther VI. wurde 1326 von König Robert von Neapel zum Statthalter von Florenz ernannt ↔ und bekämpfte Ludwig den Bayern auf dessen Römerzug 1327. Nach manchen Kämpfen in Griechenland und Frankreich wurde er 1342 Herr von Florenz, 1343 aber wegen seiner Härte vertrieben. Er fiel 1356, der letzte seines Geschlechts, als Connétable von Frankreich in der Schlacht bei Maupertuis.

Briénz, Brienz-Tracht, Pfarrdorf im Bezirk Interlaken des schweiz. Kantons Bern, in 604 m Höhe, an der Linie B.-Tracht-Luzern (62,73 km, Brünigbahn) der Jura-Simplonbahn, hat (1888) 2531 meist prot. E., Post, Telegraph, und ist berühmt durch seine im Großen betriebene Holzschnitzerei, die über 600 Arbeiter beschäftigt, und die ausgezeichneten Brienzerkäse. Das freundliche Dorf, dessen hochgelegene Kirche schon 1219 urkundlich erwähnt wird, besteht aus den drei zusammenhängenden Ortschaften B., Tracht und Kienholz und breitet sich in einer Länge von 2 km am obern Ende des reizenden Brienzersees (in 566 m Höhe, 14 km lang, 2–2 ½ km breit, bis 262 m tief, 30 qkm groß) aus, der von Dampfern befahren wird. Außer der Aare, die den See durchfließt, ihn mit ihren Sinkstoffen von Meiringen ab ausgefüllt hat und die Verbindung mit dem nur durch das Bödeli (s. d.) getrennten Thunersee herstellt, nimmt er die Lütschine und den Gießbach (s. d.) auf. Der See und das Dorf B. werden im Norden von der steilen, etwa 2000 m hohen Kette des Brienzergrats überragt, dessen höchste Spitze, das Rothhorn (2351 m), eine herrliche Fernsicht bietet; von B. führt eine Zahnradbahn hinauf. Das südl. Ufer wird von der Faulhornkette (s. Faulhorn) gebildet.

Brienzergrat, s. Brienz.

Brienzer Rothhornbahn, s. Schweizerische Eisenbahnen.

Brienzersee, s. Brienz.

Brienzer Seebahn, geplante Bahn (15 km) zwischen Brienz und Interlaken am rechten Ufer des Brienzersees. Dieselbe wird die Brünigbahn (Betriebsstrecke der Jura-Simplonbahn) mit der Bödelibahn verbinden.

Brière de l’Isle (spr. brĭähr dĕ lihl), Louis Alexandre Esprit Gaston, franz. General, geb. 4. Juni 1827 in Saint Michel du François (Martinique), studierte auf der Militärschule von St. Cyr und trat 1847 in die Marine-Infanterie ein. Als Kapitän machte er den Krieg gegen China (1859–60), als Bataillonschef den gegen Cochinchina (1861–62) mit. Als Oberst zeichnete er sich 1870 bei der Verteidigung von Bazeilles aus und wurde bei Sedan verwundet und gefangen. Nach seiner Rückkehr wurde er im Marineministerium Chef des Bureaus für die Marine-Infanterie und 1876 zum Gouverneur von Senegal ernannt, wo er bis Dez. 1881 blieb und zum Brigadegeneral befördert wurde. 1882–83 war er Generalinspecteur der Marinetruppen. Dez. 1883 wurde er als Commandeur der 1. Brigade des Expeditionskorps unter General Millot nach Tongking (s. d.) geschickt, an dessen Stelle er Sept. 1884 den Oberbefehl übernahm. Er wurde Jan. 1885 zum Divisionsgeneral befördert, eroberte Langson (Febr. 1885), wandte sich dann aber mit dem größten Teil des Heers zum Entsatz von Thuyen-Quan und ließ den General Negrier mit ungenügenden Streitkräften in Langson zurück, der 24. März 1885 von den Chinesen geschlagen wurde. Infolgedessen wurde B. der Oberbefehl entzogen und dem General Courcy übertrafen, unter dessen Kommando B. bis zum Friedensschluß in Tongking blieb. Jan. 1887 wurde er wieder zum General-