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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Brustkrebs - Brustwehren

Brustkrebs (Carcinoma mammae), eine krankhafte, durch ihren bösartigen Verlauf sich auszeichnende Geschwulst der weiblichen Brustdrüse (s. Brüste), welche sowohl Frauen, die geboren und gestillt haben, als auch unverheiratete Personen befällt, in der Regel aber erst nach dem 40. Lebensjahre sich entwickelt. Die Ursachen des B. sind, wie die des Krebses (s. d.) überhaupt, meist ganz dunkel; in einzelnen Fällen ist seine Entstehung auf eine ererbte Anlage, in andern auf einen erlittenen Schlag oder Stoß gegen die Brust zurückzuführen. Er entsteht als ein harter, schwer verschiebbarer, mehr oder weniger schmerzhafter Knoten in der Brust, welcher allmählich größer wird, mit der darüber liegenden Haut verwächst und sich endlich in ein offenes, immer weiter greifendes und stark jauchendes Geschwür verwandelt und schließlich einen bedeutenden Kräfteverfall der Kranken herbeiführt; dazu gesellen sich stets Anschwellungen der Lymphdrüsen in der Achselhöhle sowie oberhalb des Schlüsselbeins. Sich selbst überlassen, führt der B. im Laufe von 2 bis 3 Jahren sicher zum Tode, entweder durch Entkräftung oder durch eintretende Blutungen, durch das Auftreten von Krebsgeschwülsten in andern Organen, durch Rippenfellentzündung u. s. w. Heilung ist nur von einer frühzeitigen und energischen Entfernung der Geschwulst mit dem Messer oder der galvanokaustischen Schneideschlinge zu erwarten, eine Operation, welche infolge der neuerlichen Fortschritte der Wundbehandlung ganz gefahrlos ist und nur eine sehr kurze Heilungsdauer beansprucht. Je frühzeitiger operiert wird, um so eher darf man auf dauernde Heilung rechnen; leider suchen aber die meisten Frauen aus Furcht und falscher Schamhaftigkeit erst so spät ärztliche Hilfe, daß durch die Operation nicht alles Krankhafte entfernt werden kann und nach einiger Zeit in der Narbe und ihrer Umgebung neue Krebsknoten auftreten, welche schließlich das Ende der Kranken herbeiführen. - Vgl. Billroth, Die Krankheiten der Brustdrüsen (Stuttg. 1880).

Brustlehne, s. Brüstung.

Brustleier, s. Bohrer (S. 238b).

Brustpulver, auch Preußisches B., Kurellasches Pulver, Hämorrhoidenpulver, Französisches Hustpulver (Puvis Liquiritiae compositus, Pulvis pectoralis Kurellae) genannt, ist nach dem Deutschen Arzneibuch eine Mischung aus 2 Teilen gepulverten Sennesblättern, 2 Teilen gepulvertem Süßholz, 1 Teil gepulvertem Fenchel, 1 Teil gereinigtem Schwefel und 6 Teilen Zucker. Es wird eingenommen bei Beschwerden der Atmungsorgane und als mildes Abführmittel.

Brustsaft, brauner (Sirupus Liquiritiae), ist ein Gemisch eines konzentrierten Süßholzauszuges mit weißem Sirup. Weißer B., s. Altheesaft.

Brustseuche der Pferde, eine ansteckende Krankheit, die unter den Erscheinungen einer Lungenbrustfellentzündung verläuft. Die B. kommt in größern Pferdeständen als Ortsseuche vor. Dem Ausbruche der Krankheit gehen in der Regel allgemeine Mattigkeit, Neigung zu Schweißausbruch, verminderter Appetit voraus. Hierauf stellt sich hohes Fieber, Nasenausfluß, Atemnot und Husten ein. In günstigen Fällen verschwinden diese Erscheinungen in 6-8 Tagen, in schweren Fällen kann aber auch der Tod in derselben Zeit erfolgen. Sehr ungünstig wird der Verlauf beeinflußt, wenn die Tiere, trotzdem sich schon die Vorboten der Krankheit gezeigt haben, noch sehr angestrengt werden. Deshalb sollte beim Herrschen der B. ein Pferd sofort außer Arbeit gestellt werden, wenn es nicht frißt oder Mattigkeit zeigt. Nachdem die Krankheitserscheinungen verschwunden sind, braucht das Tier noch 2-4 Wochen zur Rekonvalescenz. Die Sterbeziffer beträgt nur 10-20 Proz. Die Patienten müssen zunächst in gut ventilierte Räume, Remisen oder dgl. gebracht werden. Dann empfiehlt sich das Auflegen eines Senfteiges auf die Brustwandungen, innerlich außer Diät (Kleientränke, Heu, Grünfutter, Mohrrüben) leicht abführende Salze, Karlsbader Salz, Glaubersalz, bei auffallender Schwäche Wein (1-2 l). Die Seuche erlischt in der Regel nach 5-6 Wochen. Einmaliges Überstehen schützt nicht gegen spätere nochmalige Erkrankung. Als Folgekrankheit der B. beobachtet man zuweilen Sehnenentzündungen, innere Augenentzündungen, Kehlkopfspfeifen, Taubheit. Eine gründliche Desinfektion der Stallungen ist in allen Fällen angezeigt.

Brustsirup, weißer, von Mayer in Breslau, s. Geheimmittel.

Bruststimme, s. Falsett, Register, Stimme.

Bruststück (Thorax), bei Insekten der mittlere, aus drei Ringen zusammengesetzte, die Hauptbewegungsorgane tragende Teil des Körpers.

Brustthee (Species pectorales, Species ad infusum pectorale) ist nach dem Deutschen Arzneibuch eine Mischung von 8 Teilen Eibischwurzel, 3 Teilen Süßholz, 1 Teil Veilchenwurzel, 4 Teilen Huflattichblätter, 2 Teilen Wollblumen (Königskerzenblumen), sämtlich grob zerschnitten, und 2 Teilen gequetschtem Anis. B. mit Früchten, Species pectorales cum fructibus (in die erste Ausgabe der Pharmacopoea von 1872 noch mit aufgenommen, in der zweiten Ausgabe von 1882 jedoch bereits gestrichen), sind 16 Teile gewöhnlicher B., 6 Teile Johannisbrot, 4 Teile Gerstengraupen, 3 Teile zerschnittene Feigen.

Brüstung oder Brustlehne, im allgemeinen jede bis zur Brust oder halben Menschenhöhe reichende Einfriedigung eines erhöhten Platzes oder Abgrenzung einer Maueröffnung. Sie kommt bei Fenstern, Terrassen, Brücken, Treppen, Balkons, Brunnen u. s. w. vor und wird aus Stein oder Holz, voll oder durchbrochen (s. Balustrade) gestaltet. - über B. in der Befestigungskunst s. Brustwehren.

Brustwarze, s. Brüste.

Brustwassersucht (Hydrothorax), die Ansammlung von klarer, gelblicher, seröser Flüssigkeit in der Höhle der Brustfelle, zwischen Lunge und innerer Brustwand, welche nicht auf einem entzündlichen Vorgang des Brustfells (s. Brustfellentzündung) beruht, sondern sich als Teilerscheinung der allgemeinen Wassersucht (s. d.) im Verlaufe gewisser Krankheiten des Herzens, der Lungen, der Nieren u. s. w. entwickelt. Gewöhnlich wird dadurch die Lunge komprimiert, gegen die Wirbelsäule verdrängt und mehr oder minder funktionsunfähig. Die B. äußert sich durch allmählich wachsende, oft hochgradige Atemnot ohne besondere schmerzhafte Empfindungen der Brust, durch Blausucht, Husten und nächtliche asthmatische Anfälle, ist aber nur durch die physikalische Untersuchung der Brust zu erkennen. Die Behandlung der B. richtet sich nach dem sie veranlassenden Grundleiden; bei heftiger Atemnot erweist sich oft die Punktion der Brusthöhle als ein treffliches, freilich meist nur vorübergehend wirkendes Mittel.

Brustwehren werden entweder durch das natürliche Gelände gebildet, indem man den Stand des