901
Canino - Canitz und Dallwitz
nung in Griechenland und im Orient. Er gab 1852 zu Athen Gedichte: "Mente, fantasia e cuore", heraus und veröffentlichte polit. Flugschriften in neugriech. und rumän. Sprache. Wegen eines Artikels gegen Napoleon III. aus Bukarest vertrieben, kehrte er 1859 nach Italien zurück und lebte als Journalist in Mailand, Neapel und Turin. 1862 sandte ihn Rattazzi als geheimen Agenten nach dem Orient, um gegen Österreich und die Türkei zu wirken. Im Einverständnis mit Kossuth, Klapka u. a. entwarf er zu einem Bunde der Donauvölker einen Plan, den Kossuth aufnahm. 1866 war er Kriegskommissar bei Garibaldi, dann lebte er in Frankreich, seit 1873 wieder in Italien. Er starb 12. Aug. 1891. Seine Erlebnisse und Abenteuer erzählte C. in "Vingt ans d'exil". Durch sein philol. Werk "Etimologico dei vocaboli italiani derivati dal greco" (Tur. 1865) geriet er in eine litterar. Fehde mit Ascoli. Erwähnenswert sind noch: "Giorgio il monaco e Leila" (Tur. 1872), "La questione dell'Epiro" (Rom 1879), "La verità sulla questione degli Israeliti in Rumania" (ebd. 1879), "Amore e dolore", eine Sammlung von Gedichten (Tur. 1880), "Il libro dell'amore (Bd. 1 u. 2, Vened. 1886 - 87), enthaltend Übersetzungen von Liebesliedern aus fast 150 Sprachen; endlich eine Übersetzung von Webers "Weltgeschichte" (Tur. 1879 fg.).
Canīno, Ort im Kreis Viterbo der ital. Provinz Rom, nordwestlich von Toscanella, in fruchtbarer Gegend, hat (1881) 2587 E., Post und Telegraph, in der Kirche ein Denkmal Lucian Bonapartes, der von Pius VII. zum Fürsten von C. erhoben wurde. C. ist auch Geburtsort Alexander Farneses (Papst Paul III.).
Canīno, Charles Lucien Jules Laurent, Prinz Bonaparte, Fürst von, s. Bonaparte 3, a (S. 274 b).
Caniramīn, wenig gebräuchlicher Name für Brucin (s. d.).
Canis (lat.), Hund.
Canis a non canéndo, s. Lucus a non lucendo.
Canisĭus (latinisiert aus De Hond), Petrus, der erste deutsche Jesuit, geb. 8. Mai 1524 zu Nimwegen, studierte in Köln Philosophie und Theologie, trat 1543 in den Jesuitenorden und wurde 1546 zum Priester geweiht. Als Gesandter der Universität und des Klerus Kölns an den Bischof von Lüttich und den Kaiser war er bemüht, den Reformversuch des Kölner Erzbischofs Hermann V. von Wied zu vereiteln. Er nahm 1547 am Tridentiner Konzil teil, weilte fünf Monate in Rom und ward 1549 nach Deutschland gesandt, um dem Umsichgreifen der Reformation entgegenzuarbeiten. Als Mittel betrachtete er besonders die Errichtung von Schulen zur Vorbildung von Priestern, aber auch für den Unterricht der Laien. C. begann 1549 seine Lehrthätigkeit an der Universität Ingolstadt, ging 1552 nach Wien, gründete dort ein Kolleg, ebenso 1556 in Prag und in Ingolstadt und ward 1556 erster Provinzial der neuerrichteten oberdeutschen Provinz des Jesuitenordens. Als solcher nahm er 1557 am Religionsgespräch zu Worms, 1559 am Reichstag zu Augsburg, 1562 am Tridentiner Konzil teil. Bedeutungsvoller war seine ausgedehnte propagandistische Thätigkeit, durch die er überall in Deutschland und Polen den Jesuiten Bahn brach. 1580 zog sich C. nach Freiburg i. d. Schweiz zurück und starb hier 21. Dez. 1597. Papst Pius IX. sprach ihn 1864 selig; sein Gedächtnistag ist der 27. April. Für den Unterricht schrieb C. die in vielen Sprachen sehr oft aufgelegte "Summa doctrinae christianae sive catechismus major"(Wien 1554), weitläufig kommentiert von dem Jesuiten Petrus Busäus (Köln 1586), und die "Institutiones christianae pietatis sive parvus catechismus catholicorum" (1566), für die Erbauung das "Manuale catholicorum in usum pie precandi collectum" (Antw. 1530; deutsch, 8. Aufl., Landsh. 1829). - Vgl. Rieß, Der selige C. (Freib. i. Br. 1865); Marcour, Der selige P. C., der erste deutsche Jesuit und zweite Apostel Deutschlands (Freib. i. Br. 1881); Reiser, P. C., als Katechet (Mainz 1882). - Sein Neffe, Heinrich C., geb. zu Nimwegen Mitte des 16. Jahrh., gest. 2. Sept. 1610 als Professor des kanon. Rechts zu Ingolstadt, schrieb u. a. "Antiquae lectiones ad historiam mediae aetatis illustrandam" (6 Bde., Ingolst. 1602 - 4), die Basnage als "Thesaurus monumentorum ecclesiasticorum" (7 Bde., Antw. 1721) neu herausgab, auch "Summa juris canonici" (Ingolst. 1599), sehr oft gedruckt.
Canitz, Friedr. Rud. Ludw., Freiherr von, Dichter, geb. 27. Nov. 1654 zu Berlin, studierte 1671 - 75 zu Leiden und Leipzig die Rechte, wurde 1677 Kammerjunker am Hofe zu Berlin, 1680 Hof- und Legationsrat, 1697 Geh. Staatsrat, dann Wirkl. Geheimrat und 1698 in den Reichsfreiherrenstand erhoben. Als bevollmächtigter Minister im Haag erkrankt, nahm er 1699 seine Entlassung und starb 11. Aug. zu Berlin. C.' von ihm selbst nicht für die Öffentlichkeit bestimmten Gedichte zeigen reine und fließende Sprache und wohlgebaute Verse; sind sie auch ohne höhern dichterischen Wert, so halten sie sich doch von dem Schwulst und der Üppigkeit der zweiten Schlesischen Dichterschule frei, und sein berühmtes Trauerlied auf den Tod seiner Gattin Doris atmet wahres Gefühl. Seine Ideale waren die franz. Dichter zur Zeit Ludwigs XIV., besonders Boileau. C.' Gedichte gab J. Lange als "Nebenstunden unterschiedener Gedichte" (Berl. 1700) heraus, vollständiger mit Lebensbeschreibung und Anmerkungen J. U. König ("Des Freiherrn von C. Gedichte", Berl. u. Lpz. 1727 fg.), nachgedruckt von Bodmer (Zür. 1737). - Vgl. C.' Leben in Varnhagen von Enses "Biogr. Denkmalen", Bd. 4 (3. Aufl., neue Ausg., Lpz. 1887); Hoffmann von Fallersleben im "Weimarischen Jahrbuch", IV (Hannov. 1857); Lutz, Friedr. Rud. Ludw. von C. (Neustadt a. H. 1887); ders., C. und sein Verhältnis zu dem franz. Klassicismus (Münch. 1887).
Canitz und Dallwitz, Karl Ernst Wilh., Freiherr von, preuß. General und Staatsmann, geb. 17. Nov. 1787 zu Cassel, studierte zu Marburg die Rechte, trat darauf in kurhess., während des Feldzuges 1806 aber in preuß. Kriegsdienste. 1812 wurde er, als ein Teil des preuß. Heers zum Kampfe gegen Rußland aufbrach, dem Generalstabe Yorks beigegeben. Nach Abschluß der Konvention von Tauroggen trat er in die russ. Armee und machte unter Tettenborn den Zug nach Berlin und Hamburg mit. Während des Waffenstillstandes im Sommer 1813 kehrte er in preuß. Dienste und zwar wieder als Generalstabsoffizier bei dem Armeekorps Yorks zurück und stand nach dem Kriege bei dem Generalkommando in Breslau. C. wurde 1821 Adjutant des Prinzen Wilhelm, des Bruders Friedr. Wilhelms III., und zugleich Lehrer an der Allgemeinen Kriegsschule in Berlin. Um diese Zeit schrieb er (anonym) ein noch jetzt wertvolles Buch: "Nachrichten und Betrachtungen über die Thaten und Schick-^[folgende Seite]
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]