Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

937

Carignano - Carissimi

Franz. Ostbahn, hat (1891) 1843, als Gemeinde 2123 E., Post und Telegraph, Drahtzieherei, Blattmetallschlägerei und Tuchfabrikation. ‒ C., im Mittelalter Evosium, dann Ivois genannt, wurde 1662 ein Herzogtum des Eugen Moritz von Savoyen, der es C. nannte; 1752 kaufte es der Herzog von Penthièvre für seine Tochter, die Herzogin von Chartres. Hier entschloß sich 30. Aug. 1870 Napoleon Ⅲ. nach Sedan zu gehen. Am andern Tage wurde C. vom preuß. Gardekorps besetzt.

Carignano (spr. -injahno, im frühern Mittelalter Carnianum, auch Carinianum), Stadt in der ital. Provinz und im Kreis Turin, links am Po, in fruchtbarer, aber feuchter Gegend, hat Post und Telegraph, Dampftrambahnverbindung nach Turin (18 km), Carmagnola und Moretta, (1881) 4442, als Gemeinde 7151 E., mehrere Paläste und Kirchen, darunter San Giovanni Battista, von Alfieri 1766 erbaut, die Kirche des alten Klosters der heil. Klara, das Grabmal der Bianca Paläologos. der Gemahlin Karls Ⅰ., in Santa Maria delle Grazie, und einen von Arkaden umgebenen Marktplatz, ferner Seidenbau und Seidenindustrie. ‒ C. fiel nach dem Tode des Fürsten Ludovico von Acaia (1418) an die Grafen von Savoyen. Nach dem Regentschaftskriege in Piemont legte Emanuel Ⅰ. seinem jüngsten Sohne, dem Fürsten Tommaso, den Titel eines Fürsten von C. bei und gab ihm Stadt und Gebiet als Apanage. Der Fürst Tommaso-Carignano wurde Stammvater der jetzt regierenden ital. Königslinie.

Carihuairāzo, Vulkan in der südamerik. Republik Ecuador, auf der Westcordillere, etwas nördlich des Chimborazo, soll 1698 bei schwerem Erdbeben zusammengestürzt sein, ist schneebedeckt und erreicht mit seinen schroffen Zacken und Spitzen 5106 m Höhe.

Carillon (frz., spr. karĭjóng; ital. gariglione), Glockenspiel (s. d.). ‒ C. nennt man auch für Klavier und andere Instrumente komponierte Tonstücke, die das Glockenspiel nachahmen.

Carimata-Inseln, s. Karimata-Inseln.

Carīna (lat.), der Schiffskiel; in der Botanik eine scharfkantige Erhöhung eines Blüten- oder Fruchtteils; dann die beiden mit ihrer untern Kante verwachsenen untern Blätter der Schmetterlingsblüten, das sog. Schiffchen.

Carinātae («Gekielte»), Karinaten, diejenigen Vögel, welche zur Vergrößerung der Ursprungsfläche der großen Brustmuskeln auf dem Brustbeine einen medianen Kamm oder Kiel (Carina) haben. Vögel, welche nicht fliegen oder nicht, wie die Pinguine, mit den vordern Extremitäten schwimmen, brauchen keine besonders starke Brustmuskulatur, daher auch keine vergrößerte Ursprungsfläche für dieselbe, und der Kiel fällt weg. Man hat diese Vögel als Ratiten den Karinaten gegenübergestellt und glaubt, daß diese sehr bunte, auf lediglich negative Charaktere basierte Vogelgruppe eine den Karinaten gleichwertige Unterordnung bilde, zu denen man die Strauße und neuerdings mit Marsh einen fossilen ausgesprochenen Schwimmvogel (Hesperornis) rechnet. (S. Straußvögel.)

Cariñena (spr. -injehna), Stadt in der span. Provinz Saragossa (Aragonien), südwestlich von Saragossa, an der Eisenbahnlinie C.-Saragossa (46 km), hat (1887) 3600 E., Post, Telegraph, sehr alte Mauern, got. und arab. Baureste, darunter einen viereckigen Turm, der, früher ein Teil des Kastells, ^[Spaltenwechsel] jetzt als Glockenturm der Kathedrale dient, sowie Bau des berühmten Garnachaweins, der in Saragossa das gewöhnliche Getränk bildet.

Carīni, Stadt in der ital. Provinz und im Kreis Palermo auf Sicilien, 7 km vom Meere, auf steilem Hügel, in einer korn- und weinreichen Gegend, an der Linie Palermo-Trapani der Westsicil. Eisenbahn, hat (1881) 11667, als Gemeinde 12037 E., ein altes, im 14. Jahrh. durch die Chiaramonti erbautes Feudalschloß und in der Umgegend Höhlen mit fossilen Tierresten. 6 km nördlich lag Hykkara. Am 18. April 1860 wurden die sicil. Aufständischen bei C. von den bourbonischen Truppen geschlagen.

Carinthĭaquelle, Säuerling bei Kappel (s. d.) in Kärnten.

Carīnus, M. Aurelius, der ältere Sohn des röm. Kaisers Carus, wurde nach dem Regierungsantritt seines Vaters im Spätsommer 282 n. Chr. zum Cäsar erhoben und bei dessen Zug gegen die Perser (Anfang 283) mit der Leitung des Abendlandes betraut. C. überließ die Verteidigung des Oberrheins gegen die Alamannen bald seinen Legaten, um sich in Rom den schlimmsten Ausschweifungen hinzugeben. Als sein Vater Ende 283 in Persien den Untergang gefunden und die Offiziere der aus Asien zurückkehrenden Armee, nach der Ermordung des Cäsars Numerianus (Bruder des C.), 17. Sept. 284 zu Chalcedon den Diocletian mit dem Purpur bekleidet hatten, brach ein Thronkrieg zwischen diesem und C. aus. In der Schlacht bei Margus (an der jetzigen Morawa), die einen für C. günstigen Verlauf nahm, wurde dieser von einem seiner Tribunen, dessen Frau C. entehrt hatte, ermordet.

Cariös, s. Kariös.

Carīpe, Dorf im Staate Bermudez der Vereinigten Staaten von Venezuela, nördlich von Aragua, in einem schönen gesunden Thale in 80 m Höhe, hat eine großartige Kirche des ehemaligen jetzt verfallenen Kapuzinerklosters. In der Nähe liegt die von A. von Humboldt und Goering beschriebene, großartige Guachárohöhle, die bekannt ist nach den darin sich aufhaltenden zahllosen Ziegenmelkern (Steatornis Caripensis).

Carisbrooke (spr. kärrĭßbruck), Ort auf der Insel Wight (s. d.).

Carissĭmi, Giacomo, ital. Tonsetzer, geb. um 1604 zu Marino bei Rom, wurde 1624 Kapellmeister in Assisi, 1628 Kapellmeister an der St. Apollinariskirche des Collegium Germanicum in Rom, wo er 1674 starb. In dieser bescheidenen Stellung entfaltete er eine wahrhaft reformatorische Thätigkeit in fast allen Fächern der Musik. Durch C. erhielt die im J. 1600 begonnene Reformbewegung der ital. Musik ihren ersten Abschluß. Er gab der weltlichen Kantate, der Arie und dem Duett so feste und allgemeingültige Formen, daß die gesamte spätere Entwicklung in seine Bahnen einlenkte. Besonders war dies beim Recitativ der Fall. Diesem und den Chören verlieh C. eine wunderbare Ausdrucksfähigkeit. Sein Hauptverdienst ist, daß er den neuen Stil auf die Kirchenmusik zu übertragen suchte, indem er eine Anzahl Historien in Form von Kantaten komponierte, die begleiteten Sologesang mit Chören verbanden. Hierdurch begründete er das spätere biblische Oratorium. 14 solcher kleiner Oratorien, sämtlich zu lat. Texten, sind von ihm noch erhalten; die meisten behandeln alttestamentliche, die übrigen allegorisch-biblische oder geistliche Gegenstände. Diese bisher unbekannten Werke wurden

^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]