Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Carità; Carit Etlar; Carl; Carlén; Carleton

938

Carità - Carleton

von Chrysander in den «Denkmälern der Tonkunst» herausgegeben; bis 1882 erschienen «Jephta», «Baltazar», «Jonas», «Judicium Salomonis». Außer diesen komponierte C. viele Motetten (die meisten dreistimmig), Kantaten, Duette, Serenaden u. s. w. Ein Meister der Komposition wie des Gesangs, wurde er von vielen Schülern (Cesti, A. Scarlatti u. a.) aufgesucht. Für sie schrieb er eine «Ars cantandi», Anleitung zur Singkunst, die nur in einer deutschen Übersetzung als Anhang zum «Vermehrten Wegweiser» (3. Aufl., Augsb. 1696) erhalten ist.

Carità (ital.), Caritas (lat.), d. h. Liebe, besonders Mutterliebe, in der bildenden Kunst Ausdruck für die Darstellungen der Mutterliebe. Zuerst kommt die C. als einzelne allegorische Figur neben den übrigen Tugenden vor, später erscheint die C. ausschließlich als Gruppenbild, eine liebevolle Mutter mit ihren Kindern. Ein schönes Beispiel dieser letztern Auffassung bietet die Predella zu Raffaels Grablegung Christi und die C. von Andrea del Sarto (Paris, Louvre). Neuere Darstellungen der C. sind von Kaulbach, von Cornelius (Karton) und plastisch von Dubois ausgeführt am Grabmal des Generals Lamoricière in Nantes.

Carit Etlar, Pseudonym für Joh. Karl Christian Brosböll (s. d.).

Carl, Philipp, Physiker, geb. 19. Juni 1837 zu Neustadt a. d. Aisch (Mittelfranken), studierte seit 1856 in München Mathematik und Physik und habilitierte sich 1861 an der Universität. 1857‒65 war er unter Lamont an der Münchener Sternwarte mit astron. und erdmagnetischen Arbeiten beschäftigt, 1865 gründete er in München eine physik.-technische Anstalt zur Herstellung von physik. Instrumenten, die er bis 1875 leitete. 1869 wurde C. zum Professor der Physik an den königlich bayr. Militärbildungsanstalten ernannt. Er starb 24. Jan. 1891 in München. C. schrieb: «Die Principien der astron. Instrumentenkunde» (Lpz. 1863) und «Repertorium der Kometen-Astronomie» (Münch. 1864). Besonders bekannt geworden ist C. aber als Begründer und Herausgeber (1865‒82) des «Repertoriums für Experimental-Physik».

Carlén, Flygare-Carlén, Emilia, schwed. Romanschriftstellerin, geb. 8. Aug. 1807 zu Strömstad, verheiratete sich 1827 mit dem Provinzialarzt Flygare (gest. 1833) und 1841 mit Joh. Gabriel C. (s. unten) in Stockholm und starb dort 5. Febr. 1892. Ihre schriftstellerische Thätigkeit begann sie mit der Novelle «Waldemar Klein» (1838). Als die beliebtesten ihrer Romane und Erzählungen sind hervorzuheben: «Der Stellvertreter»(1839), «Gustav Lindorm» (1839), «Der Professor» (1840), «Die Milchbrüder» (1840), «Die Kirchweihe von Hammarby» (1841), «Die Rose von Tistelö» (1842), «Kämmerer Laßmann» (1842), «Das Fideikommiß» (1844), «Der Einsiedler auf der Johannisklippe» (1846), «Ein Jahr» (1846), «Eine Nacht am Bullarsee» (1847), «Der Jungfernturm» (1848), «Ein launisches Weib» (1849), «Der Vormund» (1851), «Ein Handelshaus in den Schären» (1860), ihr bester Roman; ferner die sehr interessanten Kulturschilderungen «Schattenspiel. Zeitgemälde und Jugenderinnerungen» (1865), «Erinnerungen aus dem schwed. Schriftstellerleben 1840‒60» (1878). Ihre frühern Werke sind in verschiedene Sprachen übertragen worden. Eine Gesamtausgabe («Samlade romaner») erschien in 31 Bänden (Stockh. 1869‒75; deutsch, 96 Bde., Stuttg. 1869‒70). Von ihren spätern Novellen ^[Spaltenwechsel] (die letzte war «Arfvingen och hans molpart» 1844), die zuerst in «Svenska Familjejournalen» erschienen, begann 1887 eine Gesamtausgabe u. d. T.: «Efterskörd från en 80 årings författarebana» mit ihrer Biographie von Sköldström. Man muß ihr wegen ihrer reichen Kombinationsgabe, ihres feinen Sinnes für das Sittliche und Bedeutsame in den gewöhnlichen Verhältnissen des Alltagslebens, ihrer, wenn auch nicht psychologisch tiefen, doch konsequenten Zeichnung der Charaktere einen vorzüglichen Rang unter den gleichzeitigen Romanschriftstellerinnen zuerkennen. ‒ Ihr zweiter Gemahl, Johan Gabriel C., geb. 9. Juli 1814 in Westgotland, betrat die jurist. Laufbahn, widmete sich aber bald zu Stockholm der Litteratur und hat sich außer durch einige jurist. Handbücher besonders durch die Gedichtsammlungen «Stycken på vers» (1838) und «Romanser ur svenska folklifvet» (1846), ferner durch die Encyklopädien «Svenska Familjeboken» (1850‒52) und «Läsning vid husliga härden» (1860), durch die Ausgaben der poet. Werke der Anna Maria Lenngren (1857), Bellmans (1856‒61) und J. A. ^[Johan Anders] Wadmans (1869) bekannt gemacht. 1864‒66 war er Redacteur der «Illustrerad Tidning». Seine «Samlade Dikter» erschienen 1870. Er starb 6. Juli 1875 zu Stockholm. ‒ Der einzige Sohn der Emilia C., C. W. E. Flygare, geb. 1. Dez. 1829, gest. 25. Dez. 1852, hat sich besonders durch die auch ins Deutsche übersetzten und von seiner Mutter herausgegebenen Skizzen «Aus der Fremde und der Heimat» (Stuttg. 1862) als talentvoller Novellist bekundet. ‒ Rosa C., die Tochter der Emilia, geb. 9. Mai 1836, vermählt mit dem 1873 verstorbenen Kreisrichter C., gest. 12. Febr. 1883, hat durch die anonym erschienenen und auch ins Deutsche übersetzten Novellen «Agnes Tell» (1861), «Tuva» (1862), «Helene» (1863), «Bröllopet i Bränna» (1863), «Tre år och tre dagar» (1864), «Tatarnes son» (1866), «Lifvet på landsbygden» (1866) und «Cornelius, hans fränder och vänner» (1872) Aufmerksamkeit erregt.

Carleton (spr. karlt’n), William, irischer Schriftsteller, geb. 1794 (oder 1798) zu Prillisk in Tyrone, war zum kath. Priester bestimmt, gab diesen Beruf auf und trat später zur Hochkirche über. Seine «Traits and stories of the Irish peasantry» (anonym, 2 Bde., Dubl. 1830; deutsch 3 Bde., Lpz. 1836) gewannen großen Beifall, ebenso eine Fortsetzung (1832); von den spätern Ausgaben sind die von 1843 bis 1844 und die neueste von 1887 zu nennen. In dem Roman «Fardorougha the miser» (Dubl. 1839) ist der Humor mitunter gezwungen, die Hauptcharaktere sind kräftig gezeichnet. Eine dritte Sammlung von Erzählungen (3 Bde., Dubl. 1841) ist meist pathetischen Inhalts. «Valentine M’Clutchy» (3 Bde., Dubl. 1845; in der 3. Aufl., 1859, mit dem Titelzusatz «and Solomon M’Slime, his religious Attorney») hat einen polit.-religiösen Zweck und war zur Verteidigung der kath. Geistlichkeit bestimmt. Auch «Rody the rover» (Dubl. 1845), «The black prophet, a tale of the Irish famine» (ebd. 1847; deutsch von Gerstäcker, 2 Tle., Lpz. 1848) und «The tithe proctor» (Dubl. 1857) sind tendenziös gefärbt. Nachdem C. den Roman «Willy Reilly and his dear Coleen Rawn» (3 Bde., Lond. 1855) veröffentlicht hatte, wanderte er nach Amerika aus und schrieb hier «The evil eye» (Dubl. 1860). Nach etwa zehnjährigem Aufenthalt in Amerika kehrte er nach Dublin zurück, erhielt durch Palmerston eine Pension

^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]