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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Castel; Castelār; Castelbuōno; Castel di Sangro; Castel-Durante; Castelfidardo

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Castel (bei Mainz) - Castelfidardo

Castel bei Mainz, s. Kastel.

Castelār, Emilio, einer der Führer der republikanischen Partei in Spanien, geb. 8. Sept. 1832 zu Cadiz, studierte auf der Universität zu Madrid, schloß sich in der Julirevolution von 1854 der demokratischen Partei an und wurde Mitarbeiter an fortschrittlichen Blättern. Später erhielt er eine Professur der Geschichte an der Madrider Universität, und 1864 gründete er mit Carrascon das Blatt «Democracia». Als Professor der Geschichte von dem Ministerium Narvaez bedroht, wurde er durch die begeisterten Kundgebungen der Studenten der Regierung noch mehr verdächtig und verhaftet. Nach dem Scheitern des Aufstandes vom 22. Juni 1866 floh C. nach Frankreich, kehrte aber nach dem Ausbruche der Septemberrevolution 1868 nach Madrid zurück, wo ihn namentlich die akademische Jugend mit Begeisterung aufnahm. In zahlreichen Reden, sowohl in der Hauptstadt selbst als in den Provinzen, machte er, wie Orense, Fernando Garrido u. a., Propaganda für die Föderativrepublik. In Saragossa und Lerida wurde er zum Abgeordneten für die konstituierenden Cortes gewählt und sein Name ist mit der größten Errungenschaft der Septemberrevolution, der Kultusfreiheit, eng verknüpft. Die republikanische Partei wählte ihn neben Orense und Figueras in ihr Direktorium. Unter dem ersten Ministerium Amadeus' machte C. im Verein mit den Karlisten entschiedene Opposition, unterstützte aber dann wenigstens mittelbar das radikale Ministerium Zorrilla. Als Amadeus 11. Febr. 1873 abdankte und die Republik proklamiert wurde, übernahm C. das auswärtige Ministerium, trat aber 7. Juni zurück, nachdem der Bruch der Republikaner mit den Radikalen sich vollzogen hatte und seine Bemühungen, die Ordnung aufrecht zu erhalten, erfolglos geblieben waren. Doch wurde er 26. Aug. zum Präsidenten der Cortes ernannt, und bereits 7. Sept. übernahm er das Ministerpräsidium mit diktatorischer Gewalt, zog sich aber durch Schaffung eines disciplinierten Heers zur Niederwerfung des Aufstandes von Cartagena und des Karlistenkrieges die Feindschaft seiner frühern Gesinnungsgenossen zu. Als er bei dem 2. Jan. 1874 erfolgten Zusammentreten der Cortes seinen Rechenschaftsbericht ablegte, wurde sein Verfahren gegen die Aufständischen als unrepublikanisch bezeichnet und das beantragte Dankesvotum gegen die Regierung seitens der Cortes abgelehnt, worauf C. das Ministerium niederlegte. Nach der Wiederherstellung der Monarchie unter Alfons Ⅻ. im Jan. 1875 gab er seine Entlassung als Professor der Madrider Universität, lebte darauf in Paris, wurde aber bei den im Jan. 1876 stattfindenden Wahlen in Barcelona in die Cortes gewählt. Hier bekämpfte er bei den Debatten über den neuen Verfassungsentwurf die von dem Ministerpräsidenten vorgelegten Glaubensartikel und suchte, jedoch erfolglos, allen Konfessionen Freiheit des Glaubens und der Ausübung des Kultus zu verschaffen. Bei der Adreßberatung vom 28. Febr. 1878 verlangte er die Zurückgabe Gibraltars an Spanien. Vor den neuen Corteswahlen von 1879 erließ er ein demokratisches Manifest, worin er die rückhaltlose Umkehr zu der Verfassung von 1869, zu der Freiheit des Glaubensbekenntnisses, der Presse, des Unterrichts, der Vereine und Versammlungen verlangte; doch hatte er in den Cortes keinen Einfluß mehr auf die Gestaltung der Politik. Er trat nach dem Deutsch-Französischen Kriege von 1870 und 1871 mehrfach als Deutschenhasser und als Verteidiger der Idee eines Bundes der roman. Völker, zu denen er seltsamerweise auch die Neugriechen gesellt, gegenüber dem Germanentum hervor. Als Herausgeber der Madrider Zeitung «El Globo» und Mitarbeiter mehrerer südamerik. Blätter erfreut er sich eines großen Ansehens; als Führer der «possibilistischen» Republikaner erwartet er die Verwirklichung seines Staatsideals nur auf dem Wege friedlicher Propaganda. ^[Spaltenwechsel]

Von C.s publizistischen und wissenschaftlichen Arbeiten sind hervorzuheben: «La civilizacion en los cinco primeros siglos del cristianismo» (2. Aufl., Madr. 1865), «Cuestiones políticas y sociales» (3 Bde., ebd. 1870), «Miscelánea de historia, de religion, de arte y de política» (ebd. 1874), «Estudios históricos sobre la edad media» (ebd. 1875), «Historia del movimiento republicano en Europa» (2 Bde., ebd. 1875), «Perfiles de personages y bocetos de ideas» (ebd. 1875), «Recuerdos de Italia» (deutsch von Schanz: «Erinnerungen an Italien», Lpz. 1876), «Las guerras de América y Egipto» (Madr. 1883), «Tragedías de la historia» (ebd. 1883), «Historia del año 1883» (ebd. 1884), «El suspiro de moro» (2 Bde., 1886), «Galería historica de mujeres célebres» (Bd. 1, ebd. 1888, Bd. 6 u. 7, 1888–89). Seine parlamentarischen Reden sind gesammelt erschienen u. d. T. «Discursos parlamentarios» (4 Bde., ebd. 1885); ein Teil derselben ist in deutschen Übersetzungen (Berl., Würzb. u. Finsterwalde 1869) veröffentlicht worden. – Vgl. Sanchez de Real, Emilio C., su vida, su carácter, sus costumbres etc. (Madr. 1874); Sandoval, Emilio C., coup d'œil sur sa vie (Par. 1887).

Castelbuōno, Stadt im Kreis Cefalù der ital. Provinz Palermo auf Sicilien, 18 km im SSO. von Cefalù, am Ostabhange des Madonia-Gebirges, hat (1881) 8467 E., Post, Telegraph, ein Schloß der Marchese Geraci, zahlreiche Klöster, eine an ältesten Drucken reiche Bibliothek und in der fruchtbaren Umgebung Mineralquellen.

Castel di Sangro, Stadt im Kreis Solmona der ital. Provinz Aquila degli Abruzzi, in gebirgiger Gegend, rechts am Sangro, von mittelalterlichen Mauern und Türmen umgeben, hat (1881) 4384, als Gemeinde 5193 E., Post und Telegraph, eine Burgruine und Teppichfabrikation.

Castel-Durante, Stadt in der ital. Provinz Pesaro-Urbino, bis Ende des 17. Jahrh. ein berühmter Fabrikationsort für Majolika (s. d.).

Castelfidardo, Ort in der ital. Provinz und im Kreis Ancona, 20 km südlich von Ancona, auf dem zwischen den Flüssen Aspio und Musone gelegenen Höhenzuge, hat (1881) 970, als Gemeinde 6369 E. C. steht an Stelle des antiken Fidenae und wurde geschichtlich merkwürdig durch den am 18. Sept. 1860 von dem ital. General Cialdini über die päpstl. Truppen unter General Lamoricière erfochtenen Sieg. Cialdini hatte mit 2 Infanteriedivisionen die Höhen bei C. und Crocette besetzt und sperrte damit die beiden von Loreto nach Ancona führenden Straßen; Lamoricière stand mit nur 5000 Mann bei Loreto und wollte längs der Küste über Numana nach Ancona marschieren. Trotz der Übermacht des Gegners griff Lamoricière an, wurde aber zurückgeschlagen. Lamoricière entkam mit nur 50 Reitern nach Ancona, während der in Loreto befindliche 2500 Mann starke Rest seiner Truppen sich den Piemontesen ergab, ebenso wie die Festung Ancona 29. Sept.

^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]