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Celeres - Cellini
Celĕres (1at., «die Schnellen»), im alten Rom
Name der 300 vornehmen Krieger, welche die berittene Leibwache der Könige bildeten.
Ihr Anführer hieß Tribunus Celerum und hatte unter andern
das Recht, die Komitien zu versammeln. Mit dem
Sturze des Königtums wurde die Schar aufgelöst.
Celerität (lat.), Geschwindigkeit.
Celje, slaw. Name der Stadt Cilli (s. d.).
Cella (lat.), Kammer, daher das deutsche Zelle
(besonders der dem Klosterbewohner angewiesene
Privatraum). Bei antiken Tempelanlagen wird unter
C.. (grch. naós) der durch Wände abgeschlossene,
im Innern des Baues gelegene Raum verstanden,
der für das Götterbild bestimmt war; er erhielt sein
Licht durch die Eingangsthür oder von der Decke
aus. (S. Tempel.)
Cellamāre (spr. tsche-), Antonio del Giudice,
Herzog von Giovenazzo, Fürst von, geb, 1657 zu Neapel, wurde am Hofe Karls II. von Spanien erzogen,
trat im Spanischen Erbfolgekriege eifrig auf die
Seite Philipps V., ward Diplomat und 1715 span.
Gesandter am franz. Hof. Hier machte sich C., auf
Betrieb des span. Ministers Alberoni, zum Mittelpunkte einer Verschwörung, die den Sturz des
Herzogs von Orleans und die Erhebung des Bourbonen Philipp V. von Spanien zum Regenten in
Frankreich während der Minderjährigkeit Ludwigs XV. bezweckte.
Das Komplott wurde jedoch entdeckt, C. Ende 1718 über die Grenze gebracht. Bei
Philipp V. blieb C. in hoher Gunst. Er starb 1733. —
Vgl. Lemontey, Historie de la Régence, etc. (2 Bde., Par. 1832);
Martens, Causes célès du droit des gens (2. Aufl., Bd. 1, Lpz. 1858);
Jobez, La France sous Louis XV (Bd. 1, Par. 1864).
Cellarĭus, bei den alten Römern der mit der
Verwaltung der Vorratskammern (cellae) beauftragte Sklave.
Cellarĭus, Christoph, Gelehrter und Schulmann, geb. 22. Nov. 1638 zu Schmalkalden,
besuchte die Universitäten Jena und Gießen und war
zuerst seit 1667 an der Schule zu Weißenfels angestellt. 1673 wurde er Rektor zu Weimar, 1676 zu
Zeitz, 1688 zu Merseburg, endlich 1693 Professor
der Beredsamkeit und Geschichte zu Halle, wo er
4. Juni 1707 starb. C. hat sich besonders durch seine
Handausgaben der bekanntesten lat. Klassiker sowie
durch eine große Anzahl von Lehrbüchern der Sprachen wie auch der Geographie und Geschichte große
Verdienste erworben. Von seinen Schriften sind die
«Notitia orbis antiqui» (2 Bde., Lpz. 1701–6;
neu hg. von Schwarz, 2 Bde., ebd. 1773) und
«Orthographia latina» (neue Ausg. von Harleß, 2 Bde., Altenb. 1768) hervorzuheben.
Seine «Dissertationes» gab Walch heraus (Lpz. 1712). — Vgl. Jak. Burckhard, De obitu Cellarii (Halle 1707);
Keil, Oratio de Chr. Cellarii vita et studiis (ebd. 1875).
Celle.
1) Landkreis, ohne die Stadt C., im preuß.
Reg.-Bez. Lüneburg, hat 1553,67 qkm, (1890) 29672
(14743 männl., 14929 weibl.) E., 108 Landgemeinden und 11 Gutebezirke. —
2) Kreisstadt im Landkreis C. und Stadtkreis (23,33 qkm),
liegt in wasserreicher, mit Kiefernadelwäldern bedeckter Ebene, am
Südrande der Lüneburger Heide, an der hier schiffbar
werdenden Aller, die hier von links die Fuse aufnimmt, und an der Linie Hamburg-Lehrte der Preuß.
Staatsbahnen und hat mit den früher vorstädtischen
Bezirken (Altenceller, Hehlenthor-, Westceller Vorstadt,
↔

Textfigur: Celle
Neustadt, Altenhäuser) 18901 E., darunter
1483 Katholiken und 143 Israeliten; in Garnison
(1998 Mann) das 77. Infanterieregiment und die 3.
Abteilung des Feldartillerieregiments von Scharnhorst Nr. 10,
Postamt erster Klasse mit Zweigstelle, Telegraph. Von den 7 Kirchen gehört je 1 der kath. und
reform. Gemeinde; ferner besteht eine Synagoge. Eine Zierde
der Stadt ist das Schloß (teils aus spätgot. Zeit, teils 1680 von Giacomo Bolognese im Renaissancestil aufgeführt), in welchem 1369–1705 die Herzöge
von C. aus dem Hause Braunschweig-Lüneburg
residierten und 1775 die unglückliche Königin Karoline Mathilde von Dänemark starb. In der 1485
erbauten Schloßkapelle befindet sich ein Altargemälde
von Martin de Voß (1569); in der alten Stadtkirche,
an welcher 1611–21 der bekannte theol.Schriftsteller
Joh. Arnd Generalsuperintendent war, Denkmäler
von acht Herzögen und die herzogl. Gruft, wo auch die
dän. Königin Karoline Mathilde und Sophia Dorothea («Prinzessin von Ahlden»),
die 1694 geschiedene Gattin des hannov. Kurprinzen, spätern Königs
Georg I. von England, beigesetzt sind. Am Marktplatz liegt das Rathaus aus dem 16. Jahrh. Im
Französischen Garten ein 1784 errichtetes Marmordenkmal der Königin Karoline Mathilde; in den
Schloßanlagen ein 1891 errichtetes Kriegerdenkmal
von Bronze, modelliert von Hartzer. Haus und
Garten Thaers liegen eine Viertelstunde von der
Stadt entfernt. C. ist Sitz des Oberlandesgerichts
für die Provinz Hannover, das Fürstentum Lippe-Detmold, das waldeckische Amt Pyrmont und den
Kreis Rinteln (Landgerichte Aurich, Detmold, Göttingen, Hannover, Hildesheim, Lüneburg, Osnabrück,
Stade, Verden), des Landratsamtes für den Landkreis, eines Amtsgerichts (Landgericht Lüneburg),
Hauptzollamtes, einer Reichsbanknebenstelle und
hat ein evang.-luth. Gymnasium (vorher Stiftungsschule des Kalands (s. d.), seit Anfang des 14.Jahrh.;
Direktor Dr. Ebeling, 13 Lehrer, 8 Klassen, 205
Schüler), Realgymnasium (Direktor Dr. Endemann,
14 Lehrer, 7 Klassen, 199 Schüler), höhere Mädchen-
schule, Handelsschule, Hebammenschule, mehrere
Bibliotheken, darunter die des Oberlandesgerichts
und die Kirchenministerialbibliothck; je ein Waisen-,
Werk- und Krankenhaus, Schlachthof und Gasanstalt. In der frühern Westceller Vorstadt liegen
das Zuchthaus sowie das ausgezeichnete königl.
Landgestüt. Die Industrie erstreckt sich auf Wollgarnfärberei, Wachsbleicherei, Branntweinbrennerei
sowie Fabrikation von Buchdruckerschwärze (von
Hostmann), Isoliermasse aus Infusorienerde, von
Tabak, Cigarren, Seife, Öfen, Schirmen und Stöcken;
ferner bestehen Kunstgärtnereien, Baumschulen und
im naben Lachendorf eine große Papierfabrik. C. ist Geburtsort des Landwirts Thaer und des Dichters Ernst Schulze; ersterm wurde an der Trift 1873
von Hartzer eine Marmorstatue errichtet. — Vgl. Dehning, Die Geschichte der Stadt C. (Celle 1891).
Cellīni (spr. tsche-), Benvenuto, ital. Goldschmied
und Bildhauer, geb. 1500 zu Florenz als Sohn des
Baumeisters Giovanni C., erlernte die Goldschmiedekunst und trat dann in die Werkstatt des Firenzuola
di Lombardia zu Rom, wo er einen ausgezeichneten
Tafelaufsatz fertigte. Nächst der Goldschmiedekunst
übte er frühzeitig das Stahlstempelschneiden sowie
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 23.
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