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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Cellulōsedynamit; Celman; Celosĭa; Celovec; Celsĭus

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Cellulosedynamit – Celsius (Anders)

Veränderung, welche sie der tierischen Haut ähnlich macht (vegetabilisches Pergament). Bei der Einwirkung kalter konzentrierter Salpetersäure oder eines Gemenges von Salpetersäure und Schwefelsäure entstehen Salpetersäureester, sog. Nitrocellulosen, die je nach der Einwirkungsart stärker oder schwächer nitriert sind. Die schwächer nitrierten Nitrocellulosen, z. B. Tetranitrat, C₁₂H₁₄O₆(ONO₂)₄, lösen sich in einem Gemisch von Äther mit wenig Alkohol auf (s. Kollodium), die stärker nitrierte Hexanitrocellulose, C₁₂H₁₄O₄(ONO₂)₆, ist unlöslich und wird Schießbaumwolle (s. d.) genannt. Bei der Destillation unter Luftabschluß zersetzt sich die C. unter Hinterlassung von Kohle und Verflüchtigung von Methylalkohol (Holzgeist), Ameisensäure, Essigsäure (Holzessig), Kohlenwasserstoffen, Kreosot u. s. w., welch letztere Bestandteile des Holzteers sind. (Vgl. Holzstoff.) Technische Verwendung findet die C. in den verschiedensten Formen; die Gespinstfasern, Baumwolle, Lein, Hanf sind fast reine C., ebenso das daraus bereitete Papier. Die aus Holz dargestellte C. ist seit etwa 1865 ein wichtiges Rohmaterial für die Fabrikation besserer Papiere geworden, nachdem das auf mechan. Wege zerteilte Holz, der Holzschliff, sich nur für grobe Papierarten tauglich erwiesen hat. Zur Darstellung der Holzcellulose sind vielfache Vorschriften gegeben worden, von denen sich besonders zwei als praktisch nutzbar erwiesen haben, das Natronverfahren und das Sulfitverfahren. Bei dem Natronverfahren wird das zu kleinen Stücken zerschlagene Holz, vorzugsweise Nadelholz, mit Ätznatronlauge in geschlossenen eisernen Kesseln erhitzt, bis eine Dampfspannung von 6 bis 10 Atmosphären erreicht ist. Dabei wird alles im Holz enthaltene Harz und die inkrustierende Substanz gelöst, während die C. nicht oder nur wenig angegriffen wird. Zweckmäßig verbindet man dabei eine Anzahl von Kochapparaten so untereinander, daß die gebrauchte Lauge mit frischem Holz, dagegen die schon nahezu fertige C. mit frischer Lauge zusammengebracht werden kann. Die mit den löslichen Stoffen beladene Lauge wird endlich eingedampft und der Rückstand im Flammofen geglüht, um das Natron wiederzugewinnen. Das Holz braucht, nachdem es durch Waschen von der aufgesogenen Lauge befreit ist, nur noch im Kollergang, Stampfwerk oder Holländer gemahlen zu werden, um dann als Halbzeug an Papierfabriken abgegeben zu werden. Bei dem Sulfitverfahren (Mitscherlich) erfolgt die Zerstörung der Lignite und Harze durch Kochen in wässriger schwefliger Säure oder in einer Lösung von unterschwefligsaurem Kalk in einer solchen Säure. Das Sulfitverfahren hat sich in den meisten Fällen als vorteilhafter erwiesen als das Natronverfahren, sodaß jetzt meist mit Sulfitlauge gekocht wird. Das Wiedereindampfen der Kochlauge unterbleibt hier. – Die Fabrikation von C. hat sich rasch entwickelt und ist anscheinend noch im Zunehmen; 1890 wurde in Deutschland an chemisch bereitetem Holzstoff und Strohstoff, Esparto und anderm Faserstoff 75757 Doppelcentner (im Werte von 1856000 M.) eingeführt, dagegen 381665 Doppelcentner (im Werte von 10114000 M.) ausgeführt; 1891 betrug die Ausfuhr 467030 Doppelcentner. – Vgl. Schubert, Die Cellulosefabrikation (Berl. 1892).

Cellulōsedynamit, ein Sprengstoff aus 75 Teilen Nitroglycerin und 25 Teilen Holzmehl bestehend und daher den Nobeliten (s. d.) zuzurechnen. Dem Kieselgurdynamit (s. d.) sehr ähnlich, übertrifft es dieses darin, daß es auch in gefrorenem Zustande leicht explodiert und daß Nässe ihm weniger leicht schadet. Das C. wird hauptsächlich zu Zündpatronen verwandt, die gefrorenes Kieselgurdynamit zur Explosion bringen sollen. Mitunter wird unter C. Lignose (s. d.) verstanden.

Celman, Miguel Juarez, Präsident der Argentinischen Republik, geb. 29. Sept. 1844 zu Cordoba in Argentinien, studierte in seiner Heimatsstadt Rechtswissenschaft, wurde Provinzialdeputierter, Minister und Gouverneur von Cordoba und 12. Okt. 1886 auf 6 Jahre zum Präsidenten von Argentinien gewählt. Er überkam von seinem Vorgänger Roca finanzielle Schwierigkeiten, und während seiner Verwaltung wurde die Spekulation in Eisenbahnen und Grundbesitz durch die öffentlichen Banken und die Ausgabe von Pfandbriefen derart gefördert, daß 26. Juli 1890 eine revolutionäre Bewegung in Buenos-Aires ausbrach, die 5. Aug. seinen Rücktritt erzwang. (S. Argentinische Republik.)

Celosĭa L., Pflanzengattung aus der Familie der Amarantaceen (s. d.). Ihre in den Tropengegenden, namentlich in Ostindien, wachsenden Arten sind meist Kräuter, selten Sträucher, mit abwechselnden, ganzen, kahlen Blättern und verschieden gruppierten kleinen Blüten, welche ein glänzendes, trockenhäutiges, meist schön gefärbtes Perigon besitzen, und deren jede von drei gefärbten, trockenhäutigen Deckblättchen umgeben ist. Zu dieser Gattung gehört die als Hahnenkamm bekannte und oft zur Zierde in vielen Spielarten kultivierte Topfpflanze, die in China einheimische C. cristata L., bei welcher die bald rot, bald anders gefärbten Blüten durch Fasciation (s. d.) in hahnenkammartige, oft monströse Gruppen zusammengedrängt sind. Eine andere, einjährige Art, die in Ostindien einheimische C. argentea L., mit in Ähren gestellten silberweißen Blüten, wird auch häufig kultiviert. Beide sind ostind. Ursprungs und können auch im freien Lande als Sommergewächse gezogen werden. Man sät sie im April ins Mistbeet und versetzt die erhaltenen Pflanzen auf vorjährig gedüngten Boden oder in Töpfe. Von der in Abessinien und Nubien vorkommenden C. trigyna L. werden die Blätter und Blüten als Mittel gegen den Bandwurm benutzt.

Celovec (spr. zélowez), slaw. Name der Stadt Klagenfurt.

Celsĭus, Anders, schwed. Astronom, geb. 27. Nov. 1701, wurde 1730 Professor der Astronomie in Upsala. Da es aber daselbst an einer Sternwarte und an Instrumenten fehlte, ging er 1732 auf Reisen. Er hielt sich in Nürnberg bei Doppelmayer auf und schrieb dort 1733 die «Observationes de lumine boreali» gegen die Herleitung des Nordlichts von dem Zodiakallicht. Hierauf besuchte er Italien, wo er in Rom die von Bianchini und Maraldi gezogene Mittagslinie in der Kartäuserkirche verbesserte. Hier beschäftigte er sich auch mit der Messung der Intensität des Lichts und bestimmte die wahre Größe des altröm. Fußes. Als er 1734 nach Paris kam, war Bouguer im Begriff, behufs einer Gradmessung in der Nähe des Äquators nach Peru abzureisen. C. schlug eine zweite ähnliche Gradmessung im hohen Norden vor, die bald darauf Maupertuis mit C. u. a. in Lappland ausführte. Nach Upsala zurückgekehrt, schrieb er über Maupertuis’ Meridiangrad die Schrift «De observationibus pro figura telluris determinande in Gallia habitis» (1738). C. beobachtete zuerst die Polhöhe nach Horrebows Me- ^[folgende Seite]