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Changeconto – Chantal
Schußfadenmaterial anders gefärbt ist, als das Kettenfadenmaterial.
Changeconto, s. Change.
Changement (frz., spr. schangsch’máng), Vertauschung, Änderung, Wechsel.
Changieren (frz., spr. schangsch-), wechseln, verändern; im Buchhandel: Verlagsartikel tauschen. – In der Reitkunst: von einer Hand auf die andere übergehen in der Bahnreiterei (s. Reitbahn). Das C. erreicht man entweder durch Kehrtwendung oder durch schräges Durchqueren der (ganzen oder halben) Bahn. Beim Galoppieren (s. Galopp) ist C. der Wechsel der vorgreifenden Beine, d. h. Übergang vom Rechtsgalopp zum Linksgalopp oder umgekehrt. S. auch Abchangieren.
Chania, Stadt auf Kreta (s. d.).
Chânkah oder Chângiâh, auch Chânge (pers.), Derwischkloster.
Chankasee (Kengka, Hangai, Sinhai), See an der Grenze des russ.-sibir. Küstengebietes und Chinas, nördlich von Wladiwostok, vom Ussuri durch einen Höhenzug getrennt, in 49 m Höhe, ist nur 12 m tief, bedeckt 3791,6 qkm (davon 1280,9 qkm auf chines. Gebiet), entsendet den Sungatschi zum Ussuri; Dampfschiffverbindung mit Chabarowka.
Channing (spr. tschänning), William Ellery, amerik. Theolog, Schriftsteller und Redner, geb. 7. April 1780 zu Newport (Rhode-Island), lebte, nach Beendigung seiner Studien auf dem Harvard College, 1798‒1800 als Hauslehrer in Richmond (Virginia). Hier lernte er das Sklavenwesen kennen, das ihn mit Abscheu erfüllte. 1803 ließ er sich in Boston als Geistlicher nieder, wo er 1819 durch seine Predigt bei der Ordination von Jared Sparks (s. d.) der Führer der Unitarier (s. d.) wurde. Berühmt sind aus jener Zeit seine Predigten über Selbsterziehung (1838), über Arbeitserziehung (1840), die Sklavenfrage, die Mäßigkeit u. s. w. Für die «North American Review» und den «Christian Examiner» verfaßte er mehrere Aufsätze, von denen die über Milton, Napoleon und Fénélon am bekanntesten sind. Er starb 2. Okt. 1842 zu Bennington (Vermont). Seine Schriften wurden gesammelt 1841 (5 Bde., Boston, wozu als 6. Bd. 1872: «The perfect Life» erschien). Eine Auswahl seiner Schriften gaben Sydow und Schulze heraus (15 Bdchn., Lpz. 1850‒53). Auch Ausgabe in 1 Band (Boston Unitarian Association). – Vgl. W. H. Channing, Memoir of W. E. C. (3 Bde., Bost. 1848 u. ö.); Lavollée, C., sa vie et sa doctrine (Par. 1876).
Channing (spr. tschänning), William Ellery, amerik. Dichter, Neffe des vorigen, geb. 10. Juni 1818 zu Boston (Massachusetts), war an der «New York Tribune» und dem «New Bedford Mercury» thätig, ließ sich 1842 in Concord nieder, wo er an Emersons «Dial» mitarbeitete. Hervorzuheben sind seine «Poems» (1843, 1847 u. ö.), ferner «The Woodman» (Bost. 1849), «Near home» (1858), «The Wanderer» (1872). In Prosa: «Conversations in Rome between an Artist, a Catholic, and a Critic» (1847), «Thoreau, the Poet-Naturalist» (1874).
Chānpur, Stadt im indobrit. Vasallenstaat Bahawalpur (s. d.).
Chanskăja Stawka (d. h. das Zelt oder das Lager des Chans), Centralpunkt der Kirgisen der Innern oder Bukejewschen Horde (s. d.), wurde 1826 von Dschangin Chan begründet und ist infolge der wichtigen Jahrmärkte zu einer beständigen Ansiedelung geworden. Es hat (1890) 1242 E. (davon 367 Kirgisen, 547 Tataren), russ. Behörden, Post und Telegraph, russ. Kirche, Moschee.
Chanson (frz., spr. schangßóng), in der ältern franz. Poesie jedes singbare epische oder lyrische Gedicht. So waren die nordfranz. Chansons de geste des Mittelalters größere epische Dichtungen, die recitativisch unter Instrumentenbegleitung von Spielleuten (den Jongleurs) vorgetragen wurden, im Gegensatz zu den nur gelesenen Contes und Romans. Vorzugsweise gilt C. von lyrischen Gedichten, die anfangs, vom 12. bis 13. Jahrh., der Canzone (s. d.) ähnlich waren und nach eigens dazu komponierten Melodien vorgetragen wurden, später den Namen C. auch dann trugen, wenn sie überhaupt strophische Gliederung sowie singbare Form und heitern Inhalt hatten, mit Schlußreimen (refrains) versehen waren oder nicht. Die C. der letztern Art ist nationalfranzösisch und als Nationallied auch franz. Volkslied. Bis zum 16. Jahrh. hatte die volksmäßige, heitere oder ernste C. in Frankreich vorherrschend den Charakter des Liebes- und Trinkliedes. Später suchte man durch C. das Volk zu erregen und öffentliche Personen und Begebenheiten lobend, meist aber tadelnd in scharf charakterisierender Form zu besingen. Zu den Zeiten der Ligue und Fronde war Paris und ganz Frankreich voll von solchen polit.-satir. Liedern, die bei allem Wechsel der Parteien und bei aller Beschränkung der Preßfreiheit auch später nie ausgingen und handschriftlich oder durch den Druck Verbreitung fanden. Die Anfänge der Revolution wurden ebenso lustig in C. besungen als vorher die Freuden- und Leidensgeschichten unter dem Maitressenregiment. Als die Dinge eine blutige Wendung nahmen, kam der revolutionäre Geist auch im Volksgesange zum Durchbruch und ließ einige Lieder aufkommen, z. B. die «Marsellaise», die «Carmagnole» und das «Ça ira», die auf das Volk eine fanatisierende Wirkung ausübten, bis unter Napoleon Ⅰ. die C. ihren alten Charakter fröhlicher Laune wieder annahm. Der tragische Sturz des Kaiserreichs und die darauf erfolgende kirchliche und polit. Restauration brachten in die Liedergattung einen sentimental-elegischen oder leidenschaftlich gereizten Ton, wie ihn Béranger anstimmte. Bei seinen meist socialistisch-schwärmerischen Nachfolgern (z. B. Pierre Dupont) erhielt die C. den Ausdruck eines düstern und erbitterten Demokratismus.
Chansonnette (frz., spr. schangßonnétt), kleines Lied, meist von komischem oder frivolem Inhalt; auch Bezeichnung für eine derartige Lieder vortragende Sängerin.
Chantage (frz., spr. schangtahsch’), eigentlich Fischfang, wobei großer Lärm gemacht wird, um die Fische in die Nähe zu treiben; dann Gelderpressungsversuch durch die Drohung, denjenigen, bei dem die Erpressung versucht wird, öffentlich bloßzustellen, falls er das Geld verweigert.
Chantal (spr. schangtáll), Jeanne Françoise Frémiot, Witwe des Barons Christoph de C., geb. 1572 zu Dijon, gest. 1641, von Clemens ⅩⅢ. 1767 heilig gesprochen. Sie stiftete nach dem Rate des heil. Franz von Sales 1610 den Orden von der Heimsuchung Mariä (Visitantinnen, Salesianerinnen), der sich vorzugsweise mit der Erziehung der weiblichen Jugend beschäftigt, von Paul Ⅴ. 1618 bestätigt wurde und gegenwärtig über hundert Häuser, namentlich in Frankreich, Österreich und Nordamerika hat.
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