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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Chapelle; Chaperon; Chapetōnes; Chapitre; Chaplin; Chapman; Chappe; Chappe d’Auteroche; Chaptal

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Chapelle – Chaptal

Chapelle (spr. schappéll), eigentlich Claude Emmanuel Lhuillier, franz. Dichter, geb. 1626 zu Chapelle-St. Denis bei Paris, Schüler Gassendis, war mit Racine, Boileau, Molière, Lafontaine eng befreundet. Er starb 12. Sept. 1686. Er dichtete muntere anakreontische Lieder und verfaßte mit Bachaumont «Voyage en Provence et en Languedoc» (1663; Ausg. von Lacour, Par. 1854), eine launige Schrift in Prosa und Versen. Seine «Œuvres» (zusammen mit denen von Bachaumont) erschienen Haag und Paris 1755 u. ö.

Chaperon (frz., spr. schapp’róng), eine Kopf und Hals bedeckende Kappe, die im Mittelalter von beiden Geschlechtern getragen wurde; C. rouge (spr. ruhsch), Rotkäppchen. C. heißt auch eine ältere Person als Schutz und Geleit junger Damen. – In der Baukunst ist C. die nach beiden Seiten abfallende Abdeckung einer Hof- oder Gartenmauer, deren First die Grenzlinie zwischen zwei nebeneinander liegenden Grundstücken bildet.

Chapetōnes (span., spr. tscha-), die neu eingewanderten europ. Ansiedler in Südamerika, im Gegensatz zu den in Amerika geborenen, von Europäern abstammenden Kreolen.

Chapitre (frz., spr. schappítr), Kapitel.

Chaplin (spr. schappläng), Charles, franz. Maler und Kupferstecher, geb. 8. Juni 1825 zu Andelys, war Schüler Drollings, malte anfangs Landschaften, ging aber dann zur Boudoirmalerei in der Weise Bouchers über. Zu seinen frühern Bildern gehören: Der heil. Sebastian (1847), Dorfstraße in der Auvergne, Abend in der Heide, Der Morgen (1855); zu den spätern: Diana, Die Seifenblasen (1864), Die Lottospielerin, Geburt der Venus u. s. w., auch viele Porträts, die sehr geschätzt wurden. Als Kupferstecher radierte er nach Rubens, Watteau, Bida und eigenen Kompositionen. Er starb 30. Jan. 1891 in Paris.

Chapman (spr. tschäppmänn), George, engl. Dramatiker und Übersetzer, geb. 1557 zu Hitching Hill in Hertford, studierte im Trinity College zu Oxford, lebte in London in freundschaftlichem Verkehr mit Shakespeare, Spenser, B. Jonson u. a. und starb 12. Mai 1634. Neuerdings ist die Vermutung aufgestellt worden, daß er in Deutschland gewesen sei, weil er in dem Trauerspiel «Alphonsus, emperor of Germany» (hg. von Elze, Lpz. 1867) eingehende Kenntnis deutscher Sitten und der deutschen Sprache zeigt. C. schrieb 18 Dramen; die Tragödien sind ungenießbare Schauerstücke, von den Lustspielen ist nur das mit B. Jonson und Marston geschriebene «Eastward ho!» (1605) erwähnenswert, das die Verfasser wegen einer mißliebigen Anspielung auf die Schotten ins Gefängnis brachte und dem Hogarth den Gedanken zu «Idle apprentice» entnahm. Eine Gesamtausgabe von C.s Dramen (3 Bde.) erschien London 1873. Höher steht C. als erster engl. Homer-Übersetzer (Ausgabe von Hooper, 1857‒58). Eine modernisierte Gesamtausgabe seiner Werke besorgte Shepherd (Lond. 1874).

Chapman (spr. tschäppmänn), James, engl. Afrikareisender, kam um 1840 nach Natal, von wo er Handels- und Jagdreisen ins Innere unternahm, besuchte mehrmals den Ngamisee und ging 1655 von da nach der Walfischbai, 1860 von hier nach den Victoriafällen des Sambesi und kam 1863 wieder nach der Walfischbai zurück. Er starb 6. Febr. 1872 zu Du Toits Pan in Griqualand. C. schrieb: «Travels in the interior of South Africa» (2 Bde., Lond. 1868).

Chappe (frz., spr. schapp), Seidengarn, s. Seide.

Chappe (spr. schapp), Claude, der Erfinder eines optischen Telegraphen, geb. 1763 zu Brûlon im franz. Depart. Sarthe, erfand, unterstützt von seinen Brüdern Abraham und Ignace, den nach ihm benannten Zeichentelegraphen (s. Optische Telegraphen) und übergab 1792 der Nationalversammlung die Beschreibung desselben, worauf 1793 die Anlegung der ersten telegr. Linie zwischen Paris und Lille befohlen und 1794 vollendet wurde; ihr folgten bald viele andere von beträchtlicher Ausdehnung und vorwiegend militär. Bedeutung, und blieben zum Teil bis zur Mitte der fünfziger Jahre im Betrieb. Aus Kummer darüber, daß man ihm durch Hinweis auf ältere Versuche die Ehre seiner Erfindung streitig zu machen suchte, nahm er sich 23. Jan. 1805 das Leben.

Sein Bruder, Ignace Urbain Jean C., geb. 1760 zu Rouen, der nach ihm franz. Telegraphendirektor wurde, unter Villèles Ministerium 1823 zugleich mit seinem Bruder Pierre seinen Posten verlor und 26. Jan. 1829 in Paris starb, hat sich durch die «Histoire de la télégraphie» (2 Bde., Par. 1824) verdient gemacht.

Chappe d’Auteroche (spr. schapp doht’rósch), Jean, Astronom, Oheim der vorigen, geb. 2. März 1722 zu Mauriac in der Auvergne, widmete sich dem geistlichen Stande, wendete sich aber dann vorzugsweise dem Studium der Astronomie zu. Als Mitglied der Akademie ward er beauftragt, 1761 zu Tobolsk den Vorübergang der Venus vor der Sonne zu beobachten. Behufs einer ähnlichen Beobachtung unternahm C. 1769 auf Veranlassung der Akademie eine Reise nach Kalifornien und starb zu San Lucar 1. Aug. 1769. Seine «Voyage en Sibérie fait en 1761» (2 Bde., mit Atlas, Par. 1768) enthält einige ungünstige Bemerkungen über Rußland, welche die Kaiserin Katharina Ⅱ. und Schuwalow in dem «Antidote ou examen du mauvais livre superbement imprimé, intitulé: Voyage de l’abbé C.» (2 Bde., Amsterd. 1771) in brüsker Weise beantworteten. Seine «Voyage en Californie» (Par. 1772) wurde von C. F. Cassini herausgegeben.

Chaptal (spr. schapptáll), Jean Antoine, Graf von Chanteloup und Pair, franz. Chemiker und Minister, geb. 5. Juni 1756 zu Nogaret im Depart. Lozère, lebte als praktischer Arzt und Lehrer der Chemie zu Montpellier und zeichnete sich dort 1791 bei der Bestürmung der Citadelle durch Mut und Entschlossenheit aus. 1793 wurde er vom Wohlfahrtsausschuß an die Spitze der Salpeterfabrik zu Grenelle gestellt, wo es ihm durch ein vereinfachtes Verfahren gelang, dem drohenden Mangel an Pulver durch Herstellung der erforderlichen größern Menge von Salpeter abzuhelfen. 1794 nach Montpellier zurückgekehrt, erhielt er eine Verwaltungsstelle im Depart. Hérault und die Professur der Chemie. Er wurde 1798 zum Mitglied des Instituts, 1799 zum Staatsrat und 1800 zum Minister des Innern ernannt. Als solcher leistete er Bedeutendes für Entwicklung der Industrie, des Handels und der Verkehrswege. Weil er sich aber weigerte zu erklären, daß der von Napoleon Ⅰ. aus polit. und finanzwirtschaftlichen Gründen begünstigte Rübenzucker besser sei als der aus Zuckerrohr, fiel er 1804 in Ungnade; doch schon 1805 berief ihn der Kaiser zum Mitgliede des Erhaltungssenats und erhob ihn 1811 in den Grafenstand. Während der Hundert Tage war er Staatsminister und Direktor des Handels und der

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