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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Chaus – Chavanne

Stadt hat sich im 11. Jahrh. um das Schloß Calniacum der Grafen von Vermandois gebildet.

Chāus, Sumpfluchs, s. Luchs.

Chausey-Inseln oder Chaussey-Inseln (spr. schoßeh), Gruppe kleiner Felseninseln, welche zum Arrondissement Avranches des franz. Depart. La Manche gehört und 12 km im NW. von Granville am Eingange der Bai St. Michel liegt. Die Große Insel hat Ruinen einer alten, von Richard Ⅰ. von der Normandie gegründeten Abtei; sie ist sehr fruchtbar und hat Brüche ausgezeichneten Granits (zum Straßenpflaster für Paris verwendet) und Sodabereitung aus Seetang (Varec).

Chaussade, La (spr. schoßahd’), Eisenwerk bei Nevers (s. d.).

Chaussard (spr. schoßahr), Pierre Jean Baptiste, franz. Schriftsteller, geb. 8. Okt. 1766 zu Paris, war Advokat des Parlaments, und hatte sich schon litterarisch versucht, als die Revolution ausbrach und C.s phantastischen Geist völlig gefangennahm. Als Publicola förderte er ihre Ideen in Poesie und Prosa und nahm 1792 von dem Minister Lebrun eine Kommission nach Belgien an, um es zu revolutionieren und mit Frankreich zu vereinigen. Später wurde C. Generalsekretär des öffentlichen Unterrichts, dann, nach verschiedenen Professuren in Rouen, Orléans und Nîmes, Universitätsprofessor zu Paris, als solcher aber von Ludwig ⅩⅧ. 1814 entlassen. Er starb 9. Jan. 1823. Außer patriotischen Oden verfaßte C. zahlreiche geschichtliche Werke, deren wirksamste «Théorie des lois criminelles» (1789) und «De l’Allemagne et de la maison d’Autriche» (1792) waren. Seine beste Arbeit ist das Lehrgedicht «Épître sur quelques genres, dont Boileau n’a pas fait mention», zuerst anonym (1811), dann umgearbeitet als «Poétique secondaire, ou essai didactique») (1817) erschienen.

Chaussee (spr. schoßeh), s. Straße und Straßenbau.

Chaussey-Inseln, s. Chausey-Inseln.

Chaussure (frz., spr. schoßühr), Schuhzeug, Fußbekleidung.

Chautauquesee (spr. schahtáhkwe-), im County Chautauque im nordamerik. Staate Neuyork, ist 28 km lang, 2‒5 km breit, liegt 394 m ü. d. M., 224 m über dem nur 10 km entfernten Eriesee und wird von Dampfern befahren.

Chauveau-Lagarde (spr. schowoh lagárd), Claude François de, franz. Advokat, geb. 21. Jan. 1756 zu Chartres, bekannt als Verteidiger der Königin Marie Antoinette, der Prinzessin Elisabeth, Charlotte Cordays, Brissots, Mirandas u. a., wurde 1794 verdächtigt und verhaftet, aber durch Robespierres Sturz vor der Hinrichtung bewahrt. Napoleon Ⅰ. ernannte ihn 1806 zum Advokaten beim Staatsrat. Von Ludwig ⅩⅧ. 1814 geadelt, verteidigte er während der Hundert Tage General Bonnaire. C. wurde 1828 Rat am Kassationshofe und starb 28. Febr. 1841. Er schrieb: «Théorie des états généraux ou la France régénérée» (1789), «Note historique sur le procès de Marie-Antoinette et de Madame Élisabeth» (1816) und «Exposé simple et fidèle de la conduite du général Bonnaire» (1816).

Chauvinismus (spr. schow’-), ein erst in neuerer Zeit in der franz. Sprache eingebürgertes Wort, abzuleiten von Chauvin, dem Namen eines in dem Lustspiel «La cocarde tricolore» (1831 zuerst aufgeführt) der Brüder Théodore und Hippolyte Cogniard auftretenden jungen Rekruten, der mit seiner Tapferkeit prahlt und mehrere Couplets singt mit dem Refrain: «J’suis Français, j’suis Chauvin, J’tape sur le Bédouin.» Der Name soll (wie im Pariser «Figaro» von 1882, Nr. 41, ein alter Pariser sagt) von Nicolas Chauvin aus Rochefort stammen, einem abgedankten Napoleonischen Veteranen, der seinerzeit in Paris wegen seiner Schwärmerei für den Kaiser allgemein bekannt war und Scribes «Le soldat laboureur» veranlaßte. Bald wurde der Ausdruck C. zur Bezeichnung eines übertriebenen und säbelrasselnden Patriotismus üblich. – Chauvinist, Bethätiger des C.

Chaux-de-Fonds, La (spr. schod’fóng). 1) Bezirk im schweiz. Kanton Neuenburg, hat 97 qkm, (1888) 29414 E., darunter 4086 Katholiken und 633 Israeliten, in 4 Gemeinden. – 2) Dorf und Hauptort des Bezirks La C., 15 km nordwestlich von Neuchâtel unweit der franz. Grenze, in 992 m Höhe, in einem einförmigen, rauhen Hochthals des Jura, umgeben von 1000 bis 1300 m hohen, mit Nadelwald bedeckten Höhenzügen, an den Linien Neuchâtel-Locle-Col des Roches der Jura-Neuchâtelois-, Sonceboz-La C. (29,50 km) der Jura-Simplon-Bahn und an der Schmalspurbahn Ponts-La C. (16 km), von seinen Bewohnern mit Stolz «das große Dorf» genannt, ist regelmäßig angelegt, hat breite, gerade Straßen und steinerne, sehr ansehnliche Häuser und (1888) 25835 E., darunter 3842 Katholiken und 633 Israeliten, Post, Telegraph, Fernsprecheinrichtung; eine 21½ km lange, von den Ingenieuren Ritter und Mathys 1886‒87 erbaute Wasserleitung, eine evang. Kirche mit kunstreich gewölbter Decke, an Stelle der vormaligen Hubertskapelle von Ducommun; 2 kath. Kirchen (darunter eine für Altkatholiken), eine Synagoge, Amts-, Stadthaus, Theater, Kasino, Spital; ein Collège mit städtischer Gemäldesammlung, ein histor. Museum, Uhrmacher- und Industrieschule, Bibliothek, ein palastartiges Schulgebäude, ein Planetarium. Nächst Locle (s. d.) ist C. der Hauptsitz der schweiz. Uhrmacherei (jährliche Ausfuhr etwa 2 Mill. Frs.) und der mit derselben verbundenen Nebengewerbe, wie Gold-, Silber- und Bronzearbeiten, Emaillieren und Gravieren, Achat- und Krystallschleiferei, Bildschnitzerei, Malerei und Fabrikation mathem., physik. und musikalischer Instrumente. C. ist der Geburtsort des Malers Leopold Robert und der berühmten Mechaniker Droz. – Am Ende des 17. Jahrh. wurde von Locle her die Uhrmacherei eingeführt und damit die Blüte des Ortes begründet.

Chavanne (spr. schawánn), Joseph, Geograph und Reisender, geb. 7. Aug. 1846 zu Graz, studierte in Prag und Graz, bereiste 1867‒69 die Vereinigten Staaten von Amerika, Westindien, Mexiko und Nordafrika, war dann an der Meteorologischen Reichsanstalt in Wien thätig und redigierte von 1875 an die «Mitteilungen der Geographischen Gesellschaft» in Wien. Im Febr. 1884 ging er im Auftrag des Brüsseler Geographischen Instituts nach dem Kongo, um eine genaue topogr. Aufnahme des Gebietes zwischen dem Kongo und dem Kuilu-Niadi einerseits und zwischen der Mündung des erstern und der Äquator-Station andererseits herzustellen. Als erstes Ergebnis von C.s Expedition erschien seine Aufnahme des Unterlaufs des Kongo im Maßstab von 1:200000; diese Karte umfaßt den Lauf von der Mündung aufwärts bis Boma und die Küste nördlich bis Landana. Von ihm erschienen: «Die Temperaturverhältnisse von Österreich-Ungarn, dargestellt durch Isothermen» (Wien 1871), «Bei- ^[folgende Seite]

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