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Chester (in Nordamerika) – Chevalier
unweit seiner Mündung, hat (1891) 37105 E. C. erinnert in seiner Anlage noch heute an ein röm. Castrum; die Mauern aus rotem Sandstein stammen bis auf die Thore aus dem 14. Jahrh., folgen aber zumeist der röm. Umwallung und gewähren einen Überblick über Umgebung und Stadt. Diese wird von den 2 Lagerstraßen, Eastgate und Bridgestreet, kreuzweise geschnitten und in 4 Vierecke geteilt. Da diese Straßen in die Felsplatte, auf welcher die Stadt ruht, eingehauen waren, so trat beim Erbauen der Häuser das seltsame Verhältnis ein, daß man im ersten Stock 2 m über dem Fahrwege eine Galerie für Fußgänger offen lassen mußte. So entstanden die Chester-Rows, eine Art Laubengänge oder Arkaden, die durch das obere, vorspringende Stockwerk gedeckt und durch Säulen gestützt, bald auf-, bald abwärts steigend und durch kleine Nebengassen unterbrochen, in die Häuser und Kaufläden führen. Die Häuser selbst sind vielfach reich geschnitzte Holzbauten, wie z. B. Stanley House (1519). Unter den Kirchen ist die St. Johnskirche am Dee und die got. Kathedrale bemerkenswert, jetzt restauriert, mit Reliquien der heil. Oswald und Werburgh, einem Chor (14. Jahrh.), schönem Kapitelhaus und Resten der ursprünglich normann. Anlage. Die Stelle des alten Schlosses, das teilweise aus der Zeit Wilhelms des Eroberers stammte, nehmen jetzt neue Prachtgebäude ein mit Gericht, Kaserne und Gefängnis. Die Stadt besitzt eine Lateinschule, Lehrerseminar, Museum, Bibliothek und Irrenanstalt. Die Gewerbthätigkeit erstreckt sich auf Schiffbau, Fabrikation von Seife und Chemikalien. Der Ausfuhrhandel ist seit der Versandung des Dee auch trotz des Baues eines neuen Kanals, der Schiffen von 300 t den Zugang bis zu den Quais der Stadt ermöglicht, zurückgegangen und beschränkt sich auf den Vertrieb der Waren von Manchester, Birmingham und der irischen Leinwand (2 Messen im Juli und Oktober). Liverpool hat C. völlig in den Hintergrund gedrängt. Wichtig ist der Chesterkäse, für den jährlich acht Märkte abgehalten werden. Etwa 5 km im S., am Dee liegt mitten in einem herrlichen Park Eaton-Hall, im O. Hawarden (s. d.), der Wohnsitz Gladstones.
Im Altertum hieß C. Deva und war die Haupt stadt der Cornavier; unter den Römern bildete sie das Castrum der Legio ⅩⅩ Victrix. Die dicken Mauern sind das einzige Überbleibsel alter Befestigungsart in England. Später war die Stadt unter dem Namen Caer-Legion oder Caer-Leon Hauptstadt des wälischen Königreichs Gwynedh bis zur Eroberung durch König Egbert 835, worauf sie angelsächsisch Laegceaster (lat. Cestria) genannt wurde und jahrhundertelang die Hauptfeste gegen Wales) blieb. Im 9. Jahrh. kam sie an die Sachsen; nachdem die Dänen sie verbrannt hatten, erholte sie sich erst unter ihrem ersten Grafen, Hugo Lupus, dem Neffen Wilhelms des Eroberers.
Chester (spr. tscheht’r), Stadt im County Delaware des nordamerik. Staates Pennsylvanien, am Westufer des Delaware, 10 engl. Meilen südwestlich von Philadelphia, hat (1890) 20226, mit South-Chester und Upland 29577 E., eine 1862 begründete Militärakademie sowie ein theol. Seminar; mehrere Stahl-und Walzwerke und bedeutende Textilindustrie (Baumwollwaren), Schiffbau und 3 Nationalbanken. – C. ist die älteste Stadt von Pennsylvanien, wurde 1643 von Schweden gegründet und hieß zuerst Upland. 1682 tagte hier unter Penn die provisorische Gesetzgebende Versammlung.
Chesterfield (spr. tschéßt’rfihld), Stadt in der engl. Grafschaft Derby, 36 km nördlich von Derby, am Rother, der zum Don (Humber) fließt, hat (1891) 13242 E., eine schöne Pfarrkirche (14. u. 15. Jahrh.) mit gewundenem Turm; Eisen- und Messinggießerei, Gerberei, Fabrikation von Seiden- und Baumwollstoffen und Passementerie. In der Nähe Eisen-, Blei- und Kohlengruben. In St. Trinity Church ruht George Stephenson. Der 1776 angelegte, 74 km lange Chesterfield-Kanal führt von C. nach dem Trent und hat 65 Schleusen.
Chesterfield (spr. tschéßt’rfihld), Phil. Dormer Stanhope, Graf von, engl. Staatsmann und Schriftsteller, geb. 22. Sept. 1694 zu London, studierte zu Cambridge, besuchte 1714 das Festland und wurde nach Georgs Ⅰ. Thronbesteigung Kammerjunker beim Prinzen voll Wales und vor dem gesetzlichen Alter Parlamentsmitglied. Doch begann er erst nach dem Eintritt ins Oberhaus (1726) sich ernstlich mit Politik zu beschäftigen. 1728 mit einer Sendung nach Holland beauftragt, gelang es ihm, das Kurfürstentum Hannover vor drohendem Kriege zu sichern. Zur Belohnung empfing er den Hosenbandorden und die Stelle als Oberhofmeister Georgs Ⅱ. 1745 wurde er Vicekönig von Irland und 1746 Staatssekretär, zog sich aber schon 1748 zurück. Er starb 24. März 1773. Sein schriftstellerisches Talent bewies er besonders durch die «Letters to his son» (2 Bde., Lond. 1774 u. ö.; deutsch, 6 Bde., Lpz. 1774‒77), die sowohl wegen des weltmännischen Tones, als auch wegen laxer Moral großes Aufsehen erregten. Dieser (natürliche) Sohn starb 1768 als Gesandter in Dresden. Von C.s Schriften sind noch zu erwähnen die «Miscellaneous works» (2 Bde., Lond. 1777; 4 Bde., 1779; deutsch, 3 Bde., Lpz. 1778‒80) und die «Posthumous pieces» (Lond. 1778). Ausgaben der Briefe und vermischten Schriften von Lord Mahon (5 Bde., ebd. 1845‒53) und Carey (2 Bde., ebd. 1871). – Vgl. Browning, Wit and wisdom of Lord C. (Lond. 1874).
Chesterfieldinseln (spr. tscheßt’rfihld’), eine seit 1879 franz. Gruppe von Riffinseln (0,8 qkm), unter 20° südl. Br. und 158° 30′ östl. L. von Greenwich, westlich von der Nordspitze Neucaledoniens im Großen Ocean, hat reiche Lager von Guano.
Chesterfieldkanal, s. Chesterfield (Stadt).
Chesterkäse, s. Chester (in England) und Cheshire.
Chester-Rows (spr. tscheht’r rohs), s. Chester (in England).
Chesvan oder Mar-Chesvan (hebr.), achter Monat im jüd. Jahre, hat 29 (zuweilen 30) Tage und entspricht ungefähr dem Oktober und November.
Chetiter, s. Hethiter.
Chev., bei zoolog. Namen Abkürzung für Aug. Chevrolat, Entomolog in Paris.
Chev., bei Pflanzennamen Abkürzung für François Fulgis Chevallier, geb. 2. Juli 1796 zu Paris, gest. 24. Dez. 1840 zu Freiburg i. Br.; er schrieb eine «Flora der Umgebung von Paris» und einige Abhandlungen über Flechten.
Chevalerésk (frz., spr. schwall-), ritterlich.
Chevalerie (frz., spr. schwall’rih), Ritterschaft, Rittertum, Ritterlichkeit.
Chevalier (frz., spr. schwallĭeh), Ritter, erblicher Titel des frühern franz. mittlern Adels und Bezeichnung der Mitglieder von Ritterorden; C. d’honneur (spr. donnöhr), Hofkavalier, Ehrenbegleiter einer fürstl. Person; C. d’industrie (spr. dängdüstrih), Industrie-, Glücksritter; C. sans peur et sans re- ^[folgende Seite]
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