160
Chevalier – Chevilly
proche (spr. ßang pöhr e ßang röpprósch), Ritter ohne Furcht und Tadel, Ehrentitel mehrerer Ritter des Mittelalters, z. B. Bertrands Duguesclin, Louis’ de La Tremouille, namentlich Bayards; C. de la Triste Figure (spr. trist figühr), Don Quixote (s. d.); C. d’or, Goldmünze mit dem Kreuz der Malteserritter.
Chevalier (spr. schwallĭeh), Michel, franz. Nationalökonom, geb. 13. Jan. 1806 zu Limoges, trat 1824 in die Polytechnische Schule. Für die Theorien der Saint-Simonistischen Schule eingenommen, erhielt er die Leitung des «Globe», welches Journal die Saint-Simonisten angekauft hatten und zum Organ der neuen socialen Lehren machen wollten. Beim Ausbruch der Trennung zwischen Bazard und Enfantin folgte er letzterm nach Ménilmontant und nahm Anteil an der Ausarbeitung des «Livre nouveau», des zukünftigen Evangeliums Saint-Simonistischer Lehre. Als die Regierung 1832 dem excentrischen Auftreten der neuen Lehre eine Ende machen zu müssen glaubte, wurde auch C. zu einjähriger Haft verurteilt. Noch vor Ablauf seiner Strafzeit wurde er indes von dem Minister Thiers nach den Vereinigten Staaten gesendet, um das dortige Kanal- und Eisenbahnwesen zu studieren. In dieser Stellung schrieb er für das «Journal des Débats» aus den verschiedenen Städten, die er bereiste, eine Reihenfolge von Briefen, die großes Aufsehen erregten und später vermehrt u. d. T. «Lettres sur l’Amérique du Nord» (2 Bde., Par. 1836; 4. Aufl. 1842; deutsch, 4 Bde., Lpz. 1837) im besondern Abdruck erschienen. Sodann veröffentlichte er das Werk «Des intérêts matériels en France, travaux publics, route, canaux, chemins de fer» (Par. 1838; 7. Aufl. 1843; deutsch von Lindner u. d. T. «Die Eisenbahnen im Vergleich mit den Wasserstraßen», Stuttg. und Tüb. 1838), ein wahres Programm materieller Verbesserungen. Nacheinander zum Ritter der Ehrenlegion (1836), Professor der Nationalökonomie am Collège de France (1840), Oberingenieur des Bergbaues (1841) ernannt, wurde er 1845 von den Wählern des Depart. Aveyron in die Kammer abgeordnet, wo er mit der jeden polit. Fortschritt abwehrenden Majorität stimmte, während er im «Journal des Débats» den volkswirtschaftlichen Ideen der freisinnigsten Art das Wort redete. Nach der Februarrevolution von 1848 bekämpfte er die socialistischen Theorien von Louis Blanc und verteidigte in seinen «Lettres sur l’organisation du travail» (Par. 1848) das von den herrschenden Schulen des Tags so heftig angegriffene System der alten Nationalökonomie. Infolge des Staatsstreichs vom 2. Dez. 1851 wurde C. Staatsrat in ordentlichem Dienste und 1860 Senator. Seitdem that er sich durch seine praktische handelspolit. Thätigkeit im Sinne des Freihandels hervor. Besonders zu erwähnen ist seine Mitwirkung bei dem Französisch-Englischen Handelsvertrage 1860. Bei der Weltausstellung zu London (1862) war er Präsident der internationalen Jury, 1867 leitete er die Veröffentlichung der Berichte über die Ausstellung zu Paris Dieselben sind in einem umfangreichen Werke erschienen und mit einer Einleitung von C. versehen («Exposition universelle de 1867 à Paris. Rapports du Jury international», 13 Bde., Par. 1868). Die Einleitung wurde von J. E. Korn ins Deutsche übertragen u. d. T. «Die Weltindustrie in der zweiten Hälfte des 19. Jahrh.» (Lpz. 1869). Außer den genannten Schriften hat man von C.: «Cours d’économie politique» (3 Bde., Par. 1842‒50; 2. Aufl. 1855‒66; deutsch von J. E. Horn u. d. T. «Zwölf nationalökonomische Vorträge», Lpz. 1856; der 3. Band dieses Werkes erschien u. d. T. «La monnaie» 1850 u. ö.), «Essais de politique industrielle; souvenirs de voyage: France, république d’Andorre, Belgique, Allemagne» (Par. 1843), «Examen du système commercial» (ebd. 1852). C. starb 28. Nov. 1879 in Montpellier.
Chevalier (spr. schwallĭeh), Sulpice, franz. Zeichner, s. Gavarni.
Chevalier d’Eon (spr. schwallĭeh dĕóng), Günstling Ludwigs ⅩⅤ., s. Eon de Beaumont.
Chevaliers du lustre (frz., spr. schwalliéh dü lüstr), s. Claque.
Chevallier (spr. schwallĭeh), François Fulgis, s. Chev.
Chevaulegers (frz., spr. schwolescheh), «leichte Pferde», ursprünglich eine Compagnie leichter Reiter der Maison du roi (Haustruppen) der franz. Könige, von Heinrich Ⅳ. errichtet als Chevaux-légers de la garde du roi. Sie war 240 Mann stark, hatte ihren Rang nach den Gardes-du-Corps und Gensdarmes und bestand, wie diese, aus Edelleuten. 1660 wurden 2 Compagnien Chevaux-légers de la reine errichtet, bis 1690 noch 10 andere; sie wurden jedoch sämtlich wieder aufgelöst. Nach der Ordonnanz von 1776 sollte jedes Kavallerieregiment aus 5 Schwadronen, darunter 1 C., bestehen. Die fünften Schwadronen der 24 Reiterregimenter wurden 1779 in 6 Regimenter C. zusammengezogen und die C. der Garde aufgelöst. In Österreich waren schon 1767 einige Dragonerregimenter in C. verwandelt worden. Während der Napoleonischen Zeit gaben auch die größern Rheinbundsfürsten ihren leichten Reitern den franz. Namen, unter dem sie sich in den Kriegen vielfach ausgezeichnet haben, und der noch jetzt für 6 bayr. Regimenter, die nach Ersatz, Ausrüstung und Bewaffnung den Dragonern des deutschen Heers entsprechen, beibehalten worden ist. In den Armeen der andern europ. Großmächte findet er sich nicht mehr.
Chevelure (frz., spr. schew’lühr), Kopfhaar, Haarwuchs.
Chevet (frz., spr. sch’weh), Kopfkissen, Geschützunterlage, Richtkeil.
Cheville, Pas de (spr. pad’schwij), Pah der Freiburger Alpen an der Grenze der schweiz. Kantone Waadt und Wallis, nordöstlich des Rhôneknies. Der Weg, teils Fahr-, teils Saumweg, steigt von Bex durch das Wald- und weidereiche Thal des Avançon zu der aussichtsreichen Paßhöhe (2049 m) hinan, die nördlich von den Steilwänden der Diablerets (3251 m), südlich von den Felsköpfen der Kette des Grand-Moveran (3061 m) überragt wird, senkt sich dann rasch zu dem kleinen, 1749 durch einen Bergsturz der Diablerets entstandenen See von Derborence (1432 m), erreicht durch ein Trümmermeer das Val de Triqueut und zieht sich auf der linken Seite desselben hoch über der schäumenden Lizerne zum Rhônethal hinab, welches er bei Conthey (509 m), 5 km westlich von Sitten, erreicht. Von Bex bis Conthey erfordert der Paß einen Marsch von 10‒11 Stunden.
Chevillieren (frz., spr. schwĭjih-), s. Färberei.
Chevilly (spr. sch’wĭjih). 1) Dorf im Arrondissement Orléans des franz. Depart. Loiret, südlich von Artenay, mit (1891) 1464 E., wurde während der Schlacht bei Orléans (3. Dez. 1870) von dem von Artenay hervordringenden 9. preuß. Armeekorps unter Manstein angegriffen und nach heftiger Beschießung erstürmt. – 2) C. la-Rue (spr. rüh), Dorf im Arrondissement Sceaux des franz.
^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]