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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Cinnabarit – Cinq-Mars

bekleidet hatte, Legat im Bundesgenossenkriege und wurde mit Sullas Bewilligung, obwohl er zur Gegenpartei gehörte, für 87 mit Gnäus Octavius zum Konsul gewählt, wobei er eidlich geloben mußte, nichts gegen die von Sulla nach des Marius Vertreibung getroffenen Einrichtungen zu unternehmen. Trotzdem versuchte er mit allen Mitteln die Partei des Sulla zu schädigen, die des Marius emporzubringen; ja er ließ durch einen Tribun den Sulla anklagen; dieser stellte sich jedoch nicht und zog ungehindert in den Mithridatischen Krieg ab. Darauf brachte C. die Rückberufung der Verbannten, d. h. des Marius und seiner Anhänger in Vorschlag, sowie das Gesetz, das schon im Jahre vorher von dem Tribun Sulpicius durchgebracht, aber für ungültig erklärt worden war, dahin gehend, die ital. Bundesgenossen, die kurz vorher das Bürgerrecht erlangt hatten, und die Freigelassenen nicht mehr in besondern Tribus und zuletzt stimmen zu lassen, sondern sie unter die alten Tribus zu verteilen. Die Partei des Senats unter Führung des Gnäus Octavius widersetzte sich, und es kam auf dem Forum zum blutigen Gefecht, worauf C. aus der Stadt vertrieben und dann vom Senat abgesetzt wurde. Die ital. Bundesgenossen und die Truppen des Appius Claudius, die Nola belagerten, fielen aber C. zu, und so brachte er ein starkes Heer, nach Vellejus sogar 30 freilich großenteils aus Rekruten bestehende Legionen zusammen, rief Marius und die übrigen Verbannten zurück und belagerte mit Marius, Sertorius und Gnäus Papirius Carbo Rom. Die Stadt ward ihnen, nachdem der früher an C.s Stelle erwählte Konsul Merula hatte abdanken müssen, übergeben, und auf Veranlassung des Marius wurde nun in Rom ein Blutbad angerichtet, das fünf Tage dauerte. Mit Marius erklärte sich C. ohne Wahl zum Konsul für 86 und nahm sich, als jener gestorben war, den Lucius Valerius Flaccus, für 85 und 84 den Gnäus Papirius Carbo zum Kollegen. Als aber C. dem aus Asien zurückkehrenden Sulla nach Griechenland entgegenziehen wollte, weigerten sich seine Soldaten, ihm zu folgen, und ermordeten ihn in einem Aufstande.

Sein Sohn Lucius Cornelius C. schloß sich als Jüngling dem Konsul Marcus Lepidus an bei dessen Versuch, 78 die Sullanischen Verfassungsänderungen wieder umzustürzen, flüchtete, als das Unternehmen mißlungen war, im folgenden Jahre zu Sertorius nach Spanien, erhielt jedoch später durch Cäsars Bemühung die Erlaubnis zur Rückkehr und ward 44 Prätor. An der Verschwörung gegen Cäsar nahm er keinen Teil, billigte aber dessen Ermordung laut vor dem Volke, das deshalb beim Leichenbegängnis des Diktators C. töten wollte, irrtümlich aber nicht ihn, sondern seinen Vetter, den Tribun G. Helvius C., zerriß.

Gnäus Cornelius C., der Sohn des vorigen von dessen Gemahlin Pompeja, des Pompejus Tochter, focht bei Actium gegen Octavian. Dieser verzieh ihm nicht nur diesmal, sondern auch später als Kaiser, als C. eine Verschwörung gegen ihn gestiftet hatte, und gab ihm sogar für das J. 5 n. Chr. mit Valerius Messala das Konsulat, worauf ihm C. treu ergeben blieb.

Cinnabarīt, soviel wie Zinnober.

Cinnabarīte, s. Blenden.

Cinnameīn, der Zimmetsäureester des Benzylalkohols, C₇H₇·O·C₉H₇O, krystallisiert in glänzenden, aromatisch riechenden und bei 39° C. schmelzenden Prismen und ist im Peru- und Tolubalsam, in kleinen Mengen auch im Storax enthalten.

Cinnamodendron, s. Zimmet.

Cinnamōmum Bl., Zimmetbaum, Pflanzengattung aus der Familie der Lauraceen (s. d.) mit etwa 50 Arten, meist in den Tropen Asiens. Es sind Bäume oder Sträucher mit immergrünen, lederartigen, schönen Blättern und rispig angeordneten Blüten. Die wichtigsten Arten sind: C. ceylanicum Nees (s. Tafel: Polycarpen, Fig. 1), ein Baum, in Ceylon einheimisch, in Ostindien, Brasilien und Westindien häufig kultiviert; er hat 1‒10 m Höhe, vierkantige Zweige und dreinervige, unterseits netzaderige Blätter; seine Rinde liefert den echten Zimmet, auch Kaneel genannt; C. Cassia Bl., ein Baum, in China und Cochinchina wild und kultiviert, besitzt längliche, dreinervige, unterseits bogig geäderte Blätter; von ihm stammt die Zimmetcassia ab. Der in Bengalen, Malabar und Java einheimische C. Tamala Nees liefert die Zimmetblüten (s. d.) oder Zimmetnägelein.

Cinnămus, Johs., byzant. Historiker, s. Kinnamos.

Cinnamȳl, das Radikal der Zimmetsäure (s. d.), die auch Cinnamylsäure heißt.

Cino da Pistōja (spr. tschi-), ital. Rechtsgelehrter und Dichter, aus der edlen Familie der Sinibuldi in Pistoja, studierte in Bologna, war 1307 Richter in Pistoja und ging, als Anhänger der Partei der Weißen (Ghibellinen), in die Verbannung. 1310 kam er als Beisitzer des Senators Ludwig von Savoyen nach Rom. Nach dem Tode Kaiser Heinrichs Ⅶ. widmete er sich ganz der Wissenschaft, beendete 1314 sein bedeutendstes jurist. Werk, den Kommentar zu den ersten 9 Büchern des Codex Justinians («Lectura in codicem») und erwarb in Bologna den Doktorgrad (9. Dez.). Dann lehrte er, hoch geehrt, an den Universitäten Treviso (1318‒21), Siena (bis 1323), Florenz (1324), Siena (bis 1326), Perugia, Neapel (1330‒31). 1332 weilte er in Angelegenheiten seiner Vaterstadt in Florenz. Er starb Ende 1336 oder Anfang 1337. Er war mit Dante eng befreundet. Seine Liebeslieder auf Selvaggia sind voll Dunkelheiten und bezeichnen die Entartung der florentin. lyrischen Schule; aber in seiner Zeit ward er bewundert; Dante und Petrarca haben ihn gepriesen. Sein Kommentar wurde seit 1483 mehrmals gedruckt, seine ital. Gedichte zuletzt von Bindi und Fansani («Le rime ridotte a miglior lezione», Pistoja 1878); eine Auswahl gab Carducci (Flor. 1864) heraus. – Vgl. Chiappelli, Vita e opere giuridiche di Cino da Pistoja (Pistoja 1881).

Cinq Codes (spr. ßäng kohd’), s. Code Napoléon.

Cinq-Mars (spr. ßäng mahr oder marß), Henri Coiffier de Ruzé, Marquis de, Günstling Ludwigs ⅩⅢ. von Frankreich, wurde 1620 als zweiter Sohn des Marquis von Effiat, Marschalls von Frankreich, geboren. Richelieu brachte den 18jährigen C. an den Hof, um ihn zum Freund des Königs zu machen, diesen aber dadurch selbst um so besser zu beherrschen. C. wußte durch Gewandtheit und Liebenswürdigkeit die volle Gunst des Königs zu gewinnen, der ihn alsbald mit den hohen Hofämtern ausstattete, suchte dann aber den Minister selbst zu stürzen. Gaston von Orléans und der jüngere de Thou waren in das Komplott verwickelt, auch Spanien war durch einen für Frankreich bedrohlichen Vertrag beteiligt (1642); Richelieu entdeckte ihn und brachte durch dessen Mitteilung den persönlich zu C. hinneigenden König auf seine Seite zurück; der Pro- ^[folgende Seite]

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