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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Cocainismus - Coccius

ständige Geistesstörung (Cocaïnomanie) ein, die in der Form der hallucinatorischen Verrücktheit als sog. Verfolgungswahn auftritt. Nur rechtzeitige Entziehung des Mittels vermag den Kranken zu retten, die Behandlung selbst kann nur in einer geschlossenen Anstalt erfolgreich durchgeführt werden.

C. wird jetzt meist in reinem Zustande und in Form seiner salzsauren Verbindung in europ. Fabriken aus dem seit 1884 von Peru aus gelieferten Rohcocaïn gewonnen. Letzteres, mit einem Reingehalt von 80 bis 97 Proz., kommt hauptsächlich über Hamburg in den Handel. Salzsaures C. kostet (1893) 530 M. das Kilogramm, reines C. 7 ½ M. das Dekagramm.

Cocaïnismus, Cocaïnomanie, Cocaïnsucht, s. Cocaïn.

Cocanada (engl.), verderbt aus Kakinada (s.d.).

Cocapillen, s. Geheimmittel.

Cocceji, Heinr., Freiherr von, Jurist, geb. 25. März 1644 zu Bremen, studierte in Leiden und England, wurde 1672 zu Heidelberg und 1688 zu Utrecht Professor der Rechte, 1690 Ordinarius der Juristenfakultät zu Frankfurt a. O. 1712 in den Reichsfreiherrenstand erhoben, starb er 18. Aug. 1719. C. war der Rechtsbeistand vieler Höfe, und sein Lehrgebäude des deutschen Staatsrechts ("Juris publici prudentia", Frankf. 1695 u. ö.) sowie die "Autonomia juris gentium" (ebd. 1720) standen in großem Ansehen. Ferner erschienen von ihm "Exercitationes curiosae" (2 Bde., Lemgo 1722) und "Dissertationes varii argumenti (2 Bde., ebd. 1727), "Consilia et deductiones" (2 Bde., ebd. 1725-28) und "Grotius illustratus, seu commentarii ad Grotii de jure belli et pacis libros III" (4 Bde., Bresl. 1744-52).

Cocceji, Samuel, Freiherr von, Sohn des vorigen, geb. 20. Okt. 1679 zu Heidelberg, ward 1702 zu Frankfurt a. O. ord. Professor, kam 1704 als Regierungsrat nach Halberstadt und wurde 1710 Direktor der dortigen Regierung. 1711 ward er nach Wetzlar zur Reichskammergerichtsvisitation berufen und hierauf zum Geh. Justiz- und Oberappellationsrat ernannt. 1714 kam er als Geh. Justizrat nach Berlin und wurde daselbst 1723 Kammergerichtspräsident, 1727 Staats- und Kriegsminister, 1730 Chef aller geistlichen Sachen und Kurator aller königl. Universitäten, 1731 Oberappellationsgerichtspräsident, 1738 erster Chef der Justiz in allen preuß. Landen, 1747 Großkanzler. Er starb 4. Okt. 1755. Ein gründlicher Gelehrter und trefflicher Beamter, machte er sich durch die Verbesserung der Rechtspflege in Preußen außerordentlich verdient. Seine umgearbeitete Gerichtsordnung, "Projekt des Codicis Fridericiani Pomeranici" vom 6. Juli 1747 und "Projekt des Corporis juris Fridericiani", vom 3. April 1748, war bis 1780 in Geltung. Weniger bedeutend war der Anfang eines Bürgerlichen Gesetzbuchs, das "Projekt des Corporis juris Fridericiani" (2 Tle., Halle 1749-51). Unter seinen übrigen Schriften ist sein "Jus civile controversum" hervorzuheben (zuletzt von Emminghaus herausgegeben, 2 Bde., Lpz. 1791-99). Zu seines Vaters Werke "Grotius illustratus", dessen Herausgabe er besorgte, schrieb er eine Einleitung ("Novum systema jurisprudentiae"). - Vgl. Trendelenburg, Friedrich d. Gr. und sein Großkanzler Samuel von C. (Berl. 1863).

Coccejus, Johs., eigentlich Koch oder Koken, reform. Theolog, geb. 9. Aug. 1603 zu Bremen, studierte dort auf der reform. Akademie, später in Franeker, ward 1629 Professor der biblischen Philologie an der Akademie zu Bremen, 1636 an der Universität zu Franeker, 1650 Professor der Dogmatik zu Leiden, wo er 5. Nov. 1669 starb. Im Gegensatz zu der seit der Synode zu Dordrecht in der reform. Theologie zunehmenden Scholastik begründete C. eine streng biblische Richtung. Er schrieb ein "Lexicon et commentarius sermonis Hebraici et Chaldaici Veteris Testamenti" (Leid. 1669; verbessert hg. von Mai, ebd. 1714; von Schulz, 2 Bde., Lpz. 1777; 2. Aufl. 1796). Seine theol. Richtung ist in der "Summa doctrinae de foedere et testamentis Dei" (Leid. 1648; 2. Aufl. 1653) dargelegt, in der er die sog. Föderaltheologie (s. d.) folgerecht durchführt. Indem er zugleich auf echte Frömmigkeit drang, trat er dem starren Orthodoxismus eines Gisbert Boëtius (s. d.) u. a. scharf entgegen. Die so entstandenen kirchlichen Parteien der Coccejaner und Boëtianer wurden auch zu politischen, indem diese sich der oranischen Partei, jene der aristokratisch-republikanischen anschlossen. C.' Werke wurden gesammelt von seinem Sohne Joh. H. C. (8 Bde., Amsterd. 1673-75; 10 Bde., 1701). Dazu kamen: "Opera anecdota" (2 Bde., ebd. 1706). - Über C.' theol. Bedeutung vgl. Ritschl, Geschichte des Pietismus (Bonn 1880), Bd. 1, S. 150-151.

Coccidae, s. Schildläuse.

Coccidien, kugel- oder eiförmige Psorospermien, parasitische Protozoen aus der Gruppe der Gregarinen (s. d.), die bei Kaninchen und Mäusen, Schafen, Kälbern und Hunden und auch beim Menschen im Innern von Epithelzellen (Darmepithel und Gallengangepithel) schmarotzen und bei massenhafter Ansammlung durch Zerstörung des Epithels Entzündungen des Darms und der Leber verursachen können.

Coccin, ein schön roter Teerfarbstoss, soll aus einer Mischung von Bromnitrofluoresceïn mit Aurantia bestehen.

Coccinella, s. Coccinelle.

Coccinelle (Coccinella), Marienkäfer oder Blattlauskäfer, eine Gattung kleiner, oben halbkugelig gewölbter, unten platter, roter oder gelber und schwarzpunktierter Käfer, die nur dreigliedrige Füße, kurze, elfgliedrige, nach unten einschlagbare Fühler und große viergliedrige, beilförmig endende Kiefertaster besitzen. Sie bilden die Gruppe der Dreizeher (Trimera). Die bekannteste Art ist die siebenpunktierte C. oder der Siebenpunkt (Coccinella septempunctata L.) mit sieben schwarzen Punkten auf den roten Flügeldecken, der, wie auch die andern Arten, bei Gefahr aus den Gelenken einen braunen Saft hervortreten läßt, welcher nach Opium riecht und der deshalb für ein Mittel gegen Zahnweh gilt. Die mit sechs langen Füßen versehenen, oft warzigen Larven finden sich auf Pflanzen, wo sie, wie die Käfer selbst, von Blattläusen leben. Da sie erstaunliche Mengen derselben vertilgen, so gehören diese kleinen Käfer, die überwintern, zu den sehr nützlichen Tieren.

Coccinin, ein Azofarbstoff, dunkelrotes, in Wasser lösliches Pulver, das zum Färben von Wolle Verwendung findet.

Coccionella., s. Cochenille.

Coccius, Ernst Adolf, Augenarzt, geb. 19. Sept. 1825 zu Knauthain bei Leipzig, studierte auf den Universitäten zu Leipzig und Prag Medizin, praktizierte dann ein Jahr als Arzt in seinem Heimatsorte und wurde 1849 Hausarzt an der Augenheilanstalt zu Leipzig. 1851 habilitierte er sich als

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