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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Cojutepeque; Coke; Cokes; Col; Col.; Cola; Colāni; Colaptes; Colascione; Colban; Colbert

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Cojutepeque – Colbert

blütigen Ährchen. Die bekannteste Art ist das in Gärten häufig angebaute, in Ostindien und China heimische Thränengras (C. lacryma L.), ein einjähriges Gras mit markigem Stengel, ziemlich breiten Blättern und porzellanartig glänzenden Scheinfrüchten, im südl. Europa auch verwildert vorkommend. Die etwa erbsengroßen Früchte wurden früher unter dem Namen Hiobsthränen nicht selten als Heilmittel benutzt.

Cojutepeque (spr. kochutepehke), Hauptstadt des Departamento Cuscatlan der mittelamerik. Republik Salvador, an der Straße von San Salvador nach San Vicente, hat (1878) 4154 E. und bedeutenden Marktverkehr.

Coke (spr. kohk), Sir Edward, engl. Rechtsgelehrter, geb. 1552, wurde Advokat, dann vom Unterhaus 1593 zum Sprecher gewählt, von Elisabeth zum Generalstaatsanwalt (Solicitor general) und 1594 zum Kronanwalt (Attorney general) erhoben. In dieser Stellung leitete er unter Jakob Ⅰ. 1603 den Prozeß gegen Raleigh. Seit 1606 Oberrichter der Common Pleas und seit 1613 der King’s Bench und Geheimer Rat, wurde er 1616 entlassen, weil er sich ungesetzlichen Eingriffen Jakobs in den Gerichtsgang nicht fügen wollte. Er gehörte nun zur Unterhausopposition, zumal gegen seinen alten Rivalen, den Kanzler Bacon, und war der Urheber der Petition of Rights 1628. Er starb 3. Sept. 1634. Seine «Institutes» (4 Tle., Lond. 1628‒44) und «Reports» (beide in zahlreichen Auflagen) bilden mit die Grundlagen des engl. Rechts. – Vgl. Johnson, Life of C. (2 Bde., Lond. 1837).

Coke (spr. kohk), Thomas William, Graf von Leicester, engl. Landwirt, war der Sohn von Wenman Roberts, der als Erbe seines mütterlichen Oheims Thomas C., Grafen von Leicester, dessen Namen annahm. Am 4. Mai 1752 geboren, wurde er schon 1774 Parlamentsmitglied für Norfolk, welche Grafschaft er als Mitglied der liberalen Partei seitdem fast ohne Unterbrechung bis 1832 vertrat. Er wurde 1837 als Graf Leicester von Holkham zum Peer erhoben und starb 30. Juni 1842. Durch seine Musterwirtschaft zu Holkham in Norfolk erwarb er sich große Verdienste um die Einführung einer verbesserten Viehzucht und auf wissenschaftlichen Principien beruhenden Bodenbearbeitung. Auch führte er den sog. Norfolker Fruchtwechsel in vier Feldern zuerst in seiner ganzen Ausdehnung durch und brachte den Mais- und Rübenbau in England in Aufnahme. – Vgl. Rigby, Holkham, its agriculture etc. (Lond. 1821).

Cokes, s. Koks.

Col (Colle), s. Einsattelung.

Col., offizielle Abkürzung für Colorado.

Cola (ital.), Abkürzung des Namens Nicola.

Cola Schott., Pflanzengattung aus der Familie der Sterculiaceen (s. d.) mit wenigen Arten im tropischen Afrika. Es sind Bäume mit ungeteilten oder gelappten Blättern und ein- oder vielgeschlechtigen Blüten mit fünfspaltiger Blumenhülle und 10‒12 zu einer Röhre verwachsenen Staubfäden. Die Früchte einiger Arten (Kolanüsse), hauptsächlich die fast kastanienförmigen der C. acuminata Schott. et Endl., dienen in Centralafrika den Negern als Münze; auch werden sie wie die Betelnüsse von den Eingeborenen gekaut. Aus den gerösteten Samen läßt sich ein kaffeeähnliches Getränk herstellen. Sie werden neuerdings als Surrogat für Kaffee sehr empfohlen, doch lassen sie sich nur schwer im frischen Zustande ausführen; beim Trocknen nehmen sie einen unangenehmen bittern Geschmack an. Sie enthalten über 2 Proz. Caffeïn.

Cola (lat.), auf Rezepten: seihe durch.

Colāni, Timothée, theol. Führer der liberalen Partei (Nouvelle école) innerhalb des franz. Protestantismus , geb. 1824 zu Lemé (Depart. Aisne), studierte in Straßburg Theologie, wurde 1847 Licentiat auf Grund einer von der Fakultät gekrönten Preisarbeit über Strauß’ «Leben Jesu». Im Verein mit Reuß, Cunitz, Scherer, Kayser begründete er 1850 die durch ihre kritisch-wissenschaftliche Haltung und durch die Einführung der Resultate deutscher Wissenschaft für den franz. Protestantismus bahnbrechende «Revue de théologie et de philosophie chrétienne», die er bis 1869 herausgab. 1861 begründete er die Union protestante libérale, eine Vereinigung der kirchlich-liberalen Partei im Elsaß; 1852 wurde er Vikar und 1862 Pfarrer an der franz. Gemeinde zu St. Nikolai. Als er 1864 trotz des Widerspruchs der orthodoxen Partei zum Professor der praktischen Theologie an der theol. Fakultät berufen worden war, legte er sein Pfarramt nieder. Infolge der Kriegsereignisse von 1870 zog sich C. nach Frankreich ins Privatleben zurück und wandte sich mehr der Tagespolitik zu. Auf der Pariser Synode der reform. Kirche 1872 trat er als Führer der liberalen Partei für die bedrohte Glaubens- und Gewissensfreiheit ein. 1875 ließ er sich als Schriftsteller und Bibliothekar der Sorbonne definitiv zu Paris nieder und lenkte durch seine Beiträge in litterar. und polit. Zeitungen, besonders dem «Temps», abermals die Aufmerksamkeit auf sich. Er starb 2. Sept. 1888 zu Grindelwald. Außer seinen Predigtsammlungen «Sermons prêchés à Strasbourg» (2 Bde., Straßb. 1857‒60; deutsch von Richard, Dresd. 1858) und «Nouveaux sermons» (Straßb. 1860) ist namentlich sein Werk «Jésus Christ et les croyances messianiques de son temps» (2. Aufl., ebd. 1864) zu nennen.

Colaptes, s. Goldspecht.

Colascione (ital., spr. -laschohne), auch Calascione (frz. Colachon, spr. -aschóng), Musikinstrument, der Mandoline ähnlich, in Unteritalien im Gebrauch. Es ist besonders durch seinen langen Hals auffällig und hat zwei in der Quinte gestimmte Saiten.

Colban, Adolfine Marie, geborene Schmidt, norweg. Romanschriftstellerin, geb. 18. Dez. 1814 zu Kristiania, seit 1850 Witwe des Professors C., lebte lange abwechselnd in Paris und Norwegen; später ließ sie sich in Rom nieder, wo sie 27. März 1884 starb. Von ihren Schriften sind hervorzuheben: «Tre Noveller» (1873), «Tre nye Noveller» (1875), «Jeg lever» (1877; deutsch, Lpz. 1878), «En gammel Jomfru» (1879; deutsch, Stuttg. 1880), «Cleopatra» (1880), «Thyra» (1882).

Colbert (spr. -bähr), Jean Baptiste, franz. Staatsmann, geb. 29. Aug. 1619 zu Reims als Sohn eines reichen Kaufmanns, erwarb sich auf einer Reise durch die Hauptstädte des Landes umfassende Kenntnisse von Industrie und Handel. Von Letellier an Mazarin empfohlen, arbeitete er seit 1648 in dessen Diensten; er wurde damals Staatsrat; in der Fronde hielt er ohne Wanken an Mazarin fest. Als Mazarin, der seinen Schützling dringend empfahl, 1661 starb und Ludwig ⅩⅣ. selbst die Zügel der Regierung ergriff, kam C., nachdem er stark zum Sturze Fouquets und seiner liederlichen Finanzwirtschaft mitgewirkt hatte, unter dem Titel eines Generalcontroleurs der Finanzen an die Spitze der Ver- ^[folgende Seite]

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