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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Commeatus – Commentarii

teriechef. – Im Ordenswesen heißt C. oder Komtur der Inhaber derjenigen höhern Ordensstufe, deren Ordenszeichen um den Hals getragen wird.

Commeātus (lat.), Urlaub.

Comme chez nous (frz., spr. komm scheh nu), wie bei uns.

Commedĭa, ital. Name für das Drama, insbesondere für das Lustspiel, im Gegensatz zur Tragedia, dem Trauerspiel. Anfangs verstand man unter C. jedes in der Volkssprache, d. h. italienisch abgefaßte Gedicht mit tragischem Anfang und fröhlichem Ausgang, so nannte Dante sein Meisterwerk einfach C. Später nannte man nur dramat. Dichtungen so. (S. Commedia dell’ arte.)

Commedĭa dell’ arte (so genannt, weil zuerst von berufsmäßigen Schauspielertruppen gespielt) oder Commedia a soggetto (spr. sodsch-, weil nur der Gegenstand, nicht der Dialog, geschrieben war), ital. Stegreifkomödie, die in den Fächern streng geschiedene Schauspieler mit Zugrundelegung eines allgemeinen Inhaltsscenars durch Improvisationen dialogisch ausführen. Die Verbindung der lückenhaften Scenen vermittelt der Arlecchino (s. d.) durch mimische, Lazzi (d. h. Verbände) genannte Späße. Zur Besonderheit der C. gehört die Gesichtsmaske, mit der der Pantalone, der Brighella, der Arlecchino und der Dottore erscheinen. Gewöhnlich waren die Schauspieler zugleich Dichter der Stücke, in denen sie auftraten. Die ganz geschriebene Komödie nannte man Commedia letterarĭa, erudīta, distēsa. Die C. erscheint um die Mitte des 16. Jahrh. und dürfte aus Einwirkung der (nach antikem Muster) neu erstandenen litterar. Komödie auf die alte volkstümliche Farce hervorgegangen sein. In Deutschland blühte die Stegreifkomödie in der ersten Hälfte des 15. Jahrh., Spuren hielten sich bis in die zweite des 18. (Verbot in Wien 1709). – Vgl. Bartoli, Scenari inediti della commedia dell’arte (mit Einleitung, Flor. 1881); Scherillo, La commedia dell’arte in Italia (Tur. 1884).

Comme il faut (frz., spr. komm il foh), wie es sein muß, gehörig, tüchtig.

Commelin (spr. kom’läng), Hieronymus, ein gelehrter Buchdrucker des 16. Jahrh., geb. zu Douay (das damals zu den span. Niederlanden gehörte), wanderte als Reformierter nach Genf aus und war hier als Buchdrucker thätig, bis er, angezogen durch die Heidelberger Bibliothek, dorthin übersiedelte. Er machte sich durch die von ihm besorgten und gedruckten Ausgaben griech. und röm. Klassiker und Kirchenväter, deren Text er zum Teil aus Handschriften verbesserte und mit kritischen Noten versah, berühmt. Der größte Teil derselben trägt nicht den Ortsnamen, sondern nur unter seinem Verlegerzeichen, der sitzenden, von einem Blumengewinde umgebenen Veritas, die Bezeichnung «Apud Hieron. Commelinum» oder «Ex officina Sanct-Andreana». C. starb Ende 1507 oder Anfang 1598. – Von seinen nähern Verwandten haben nicht wenige sich als Schriftsteller einen Namen gemacht besondere: Isaak C., geb. zu Amsterdam 19. Okt. 1598, gest. 13. Jan. 1676, Buchdrucker und Verfasser einiger histor. Werke, namentlich aus der holländ. Geschichte; dessen ältester Sohn Johann, geb. 23. April 1629, gest. 19. Jan. 1692 als Professor der Botanik in Amsterdam und Begründer des dortigen berühmten botan. Gartens; der zweite Sohn Isaaks, Kaspar C., geb. 28. Febr. 1636, gest. 15. Mai 1693, Verfasser einer «Beschrijvinge van Ansetrdam» (2 Bde., Amsterd. 1693; 2. Aufl. 1726); Kaspar C., Botaniker, Neffe des Johann C., dem er in der Professur der Botanik folgte, geb. 1667, gest. 25. Dez. 1731. ^[Spaltenwechsel]

Commelīna Dill., Pflanzengattung aus der nach ihr benannten Familie der Commelinaceen (s. d.). Die etwa 80 Arten derselben sind krautartige Pflanzen, die vorzugsweise in den tropischen und subtropischen Gegenden Amerikas, ferner in Ostindien und Neuholland vorkommen. Mehrere Arten, wie C. Rumphii Kostel., C. polygama Roth., werden ihrer lebhaft gefärbten Blüten halber als Zierpflanzen in Warmhäusern gezogen. C. coelestis L. eignet sich für den Sommer zur Kultur im freien Lande und ihre Knollen können wie bei den Dahlien frostfrei überwintert werden.

Commelinacēen, Pflanzenfamilie aus der Ordnung der Enantioblasten (s. d.) mit gegen 300 fast ausschließlich tropischen Arten. Es sind größtenteils ausdauernde krautartige Gewächse mit lebhaft gefärbten meist regelmäßigen und zwitterigen Blüten, deren Staubgefäße in der Regel an den Filamenten starke Behaarung besitzen. Zu den C. gehört eine Anzahl häufig in Warmhäusern kultivierter Zierpflanzen aus den Gattungen Commelina (s. d.) und Tradescantia (s. d.).

Commemoratĭo (lat.), Erwähnung, Gedächtnis. C. omnĭum fidelĭum, Gedächtnisfest aller Gläubigen (s. Allerseelen); C. omnium sanctōrum, Gedächtnisfest aller Heiligen (s. Allerheiligen).

Commemoration (engl., spr. -rehsch’n), d. i. Erinnerungsfeier, in England namentlich Bezeichnung für die kirchliche Feier, die jährlich in Oxford und Cambridge zu Ehren der verstorbenen Wohlthäter der Universität abgehalten wird. Sie findet stets am Sonntag vor dem (in Oxford als Encaenia bezeichneten) entsprechenden akademischen Festakt statt, der mit großer Feierlichkeit begangen wird. Die betreffende Woche (C. week auch kurz Commemweek genannt) wird namentlich in Oxford vorzugsweise von den Familien der Studenten zu Besuchen bei diesen verwendet und mit einer Reihe glänzender geselliger Feste ausgefüllt.

Comménda (mittellat.), s. Kommende, Accomenda und Kommanditgesellschaft.

Commensalĭa (lat.), s. Schmarotzertum.

Comment (frz., spr. -máng, «wie?»), in der Studentensprache die Gesamtheit der Gebräuche im geselligen Verkehr untereinander (Bier-, Trink-, Paukcomment; s. Verbindungswesen, studentisches). Früher galt auf jeder Universität ein C. Der älteste vollständig bekannt gewordene allgemeine C. ist der Jenaische von 1790; indessen haben schon im 17. Jahrh. die Landsmannschaften ihre C. schriftlich fixiert. In neuerer Zeit haben die einzelnen Gruppen innerhalb der Studentenschaft ihren eigenen C., die im allgemeinen bei allen studentischen Verbindungen übereinstimmen, aber in Einzelheiten abweichen. – Vgl. Conrad, Allgemeiner Biercomment und studentisches Konversationslexikon (3. Aufl., Lpz. 1888); Jenaischer Biercomment (6. Aufl., Jena 1889).

Commentarĭi (lat., von commentari, «etwas überdenken», «vorläufig entwerfen»), vorläufige Aufzeichnungen im Unterschiede von ausgearbeiteten Aufsätzen und Werken. So nannte man bei den Römern die Aufzeichnungen, welche Priester, wie Augurn, Pontifices, Quindecimvirn, oder Beamte, wie Konsuln, Censoren u. s. w., über die Vorgänge in ihrer priesterlichen und Amtsthätigkeit machten.

^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]