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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Contenta; Contentieux administratīf; Contes; Contessa; Contestatĭo litis; Conthey; Conti

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Contenta – Conti (kaufmännisch)

Oberhauses bei Abstimmungen soviel wie einverstanden (Gegensatz Non content).

Contenta (lat.), Inhalt (eines Briefs, eines Buchs u. dgl.), auch im anatom. Sinne: was in einer Höhlung des Körpers enthalten ist, z. B. die Eingeweide, oder auch der Inhalt der Eingeweide.

Contentieux administratīf (frz., spr. kongtangßĭöh) oder Juridiction contentieuse, im Gegensatz zur Juridiction gracieuse, wird in Frankreich die Verwaltungsrechtspflege genannt, welche nach einer doppelten Richtung hin entwickelt ist, indem einmal jede nicht auf rein diskretionärem Ermessen beruhende Verfügung einer Verwaltungsbehörde (die sog. Actes contentieux), wenn sie ein Individualrecht verletzt, wegen Machtüberschreitung (excès de pouvoir) oder Inkompetenz vor dem Staatsrat angefochten werden kann, und indem andererseits einzelne Arten von Rechtsstreitigkeiten in erster Instanz den Präfekturräten, in zweiter dem Staatsrat überwiesen sind. – Vgl. O. Mayer, Theorie des franz. Verwaltungsrechts (Straßb. 1886).

Contes (spr. kongt), bei den Franzosen Bezeichnung kleiner Erzählungen, deren Gegenstand eine erheiternde oder merkwürdige Begebenheit, ein Liebesabenteuer, ein Schelmenstück, oft auch nur ein durch irgend ein Ereignis veranlaßtes treffendes oder witziges Wort bildet. Von jeher haben sich die Franzosen in dieser Dichtgattung ausgezeichnet. Schon im frühern Mittelalter trugen die Jongleurs C. und Fabliaux (s. d.) auf Burgen und Märkten vor. Neuen Stoff führten die Kreuzzüge dieser Dichtungsform zu, und die den Orientalen nacherzählten Märchen waren die Vorläufer der spätern C. de fées. Boccaccio, der großenteils seinen «Decamerone» aus diesen Quellen schöpfte, regte die Franzosen zu neuen Arbeiten auf diesem Gebiete an. Während früher die C. in Versen abgefaßt waren, entstanden nach Boccaccios Vorgange eine Reihe von Erzählungen in Prosa, die zum Teil in Sammlungen durch eine Rahmenerzählung zusammengefaßt sind. Dahin gehören die «Cent nouvelles nouvelles» aus dem 15. Jahrh., hg. von Leroux de Lincy, 2 Bde., Par. 1841), das «Heptameron» der Margarete von Valois, die «C. et joyeux dévis» ihres Kammerdieners Bonaventure des Periers, die «C. d’Eutrapel» des Noël Dufail, der «Printemps» des Jacques Yver, das «Moyen de parvenir» des Beroalde de Verville u. a. Eine Sammlung solcher Erzählungen hat Lacroix veranstaltet («Les vieux conteurs français», Par. 1840). Die C. de fées, in prosaischer Form, kamen im 17. Jahrh. in die Mode. Am berühmtesten auf diesem Gebiete sind Perrault, die Gräfin d’Aulnoy und das Fräulein von La Force, deren Arbeiten in die umfangreiche Sammlung des «Cabinet de fées» aufgenommen wurden. Lafontaine brachte die C. in Versen wieder in Aufnahme und fand zahlreiche Nachfolger. Eine ernstere Richtung erstrebten Voltaire in den «C. philosophiques», Marmontel und Mercier in ihren «C. moraux». Unter den Neuern haben Balzac in den «C. drôlatiques» und Alfred de Musset in den «C. en prose» am meisten den nationalen Charakter bewahrt. Vorzügliche C. in Prosa schrieb François Coppée (s. d.). – Vgl. Louandre, Chefs-d’œuvre des conteurs français (3 Bde., Par. 1873‒74).

Contessa (ital.), Gräfin.

Contessa, Christian Jak. Salice-, Dichter, geb. 21. Febr. 1767 zu Hirschberg in Schlesien, widmete sich in Hamburg dem Kaufmannsstande und übernahm 1793 das väterliche Geschäft. Politisch verdächtigt, mußte er ein Jahr (1797) als Staatsgefangener in Spandau und Stettin zubringen, erwarb sich jedoch später durch seine patriotischen Verdienste bei Einführung der Städteordnung, Einrichtung der Landwehr den Titel eines Kommerzienrats (1814). Er starb 11. Sept. 1825 auf seinem Gute Liebenthal in Schlesien. Von seinen zahlreichen Schriften verdient heute höchstens noch der Roman «Der Freiherr und sein Neffe» (Bresl. 1824) und das histor. Schauspiel «Alfred» (Hirschb. 1809) Erwähnung. Seine «Gedichte» (darunter «Das waren mir selige Tage») sammelte W. L. Schmidt (ebd. 1826). ^[Spaltenwechsel]

Contessa, Karl Wilhelm Salice-, Bruder des vorigen, geb. 19. Aug. 1777 zu Hirschberg, studierte seit 1797 in Erlangen und Halle, privatisierte dann in Weimar und Berlin, zuletzt in Neuhaus bei Lübben auf dem Gute seines Freundes Houwald, und starb 2. Juni 1825 zu Berlin. Dem Bruder an Talent und Erfolg erheblich überlegen, schrieb er Novellen («Zwei Erzählungen», Berl. 1815; «Erzählungen», 2 Bde., Dresd. 1819) und bühnenwirksame Lustspiele («Das Rätsel», «Magister Rößlein», «Der unterbrochene Schwätzer», «Der Findling», der «Talisman»), vor allem aber prächtige «Kindermärchen» (2 Bde., Berl. 1816‒17, mit Fouqué und Hoffmann). C. war auch Landschaftsmaler und ist von Hoffmann in den «Serapionsbrüdern» unter dem Namen Sylvester gezeichnet worden. Houwald gab seine «Sämtlichen Schriften» (9 Bde., Lpz. 1826) heraus.

Contestatĭo litis (lat.), im röm. Civilprozeß der Abschluß des Verfahrens vor dem Prätor, welcher nun die Parteien mit einer das Streitverhältnis im allgemeinen umschreibenden Formel an den in dieser genannten Richter wies zur weitern Ausführung, Beweisaufnahme und Urteilsfällung. An diesen Moment knüpften sich die wichtigen prozessualen Wirkungen, die heute der Klagerhebung (s. Klage) beigelegt sind. Im spätern röm. Civilprozeß erkannte der Beamte selbst, und man nannte C. l. den Moment, wo der Beamte durch den vollständigen Vortrag beider Teile von dem Streitverhältnis unterrichtet war. Im deutschen Civilprozeß vor der Civilprozeßordnung bezeichnete Litiskontestation die förmliche Antwort oder Einlassung (s. d.) des Beklagten auf die der Klage zu Grunde liegenden Thatsachen.

Conthey (spr. kongteh), deutsch Gundis. 1) Bezirk im schweiz. Kanton Wallis, hat 229,2 qkm und (1888) 8393 meist kath. E. in 5 Gemeinden. – 2) Flecken und Hauptort des Bezirks Gundis, 4½ km westlich von Sitten, rechts der Morge, wo dieselbe aus ihrer Thalschlucht in die Ebene des Rhônethals heraustritt, von Weinbergen und Obstgärten umgeben, hat (1888) 2695 kath. E. und besteht aus mehrern Häusergruppen, von denen C. Plan und La Place in der Ebene, C. Bourg (581 m), der alte Burgflecken, dessen Ringmauern und Burgen 1375 und 1476 von den Oberwallisern gebrochen wurden, und St. Severin auf den Terrassen rechts der Rhône liegen. Mit Sitten und der Station Ardon der Simplonbahn ist der Ort durch Fahrstraßen verbunden. Von hier führt der Saumweg über den Cheville nach Bex. Der bei C. wachsende feurige Rotwein Ballio gehört zu den besten Sorten des Wallis.

Conti, Mehrzahl von Conto (s. d.).

^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]