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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Coppo – Coquerel

ital. Litteratur. In die Kammer 1859 eingetreten, saß er auf dem linken Centrum, sprach 1864 gegen Verlegung der Hauptstadt nach Florenz, verteidigte 1867 Garibaldi und war wiederholtemale Unterrichtsminister, erst unter Rattazzi (April bis Okt. 1867), dann unter Depretis als Nachfolger Bonghis sowie unter Cairoli (1876‒79), schließlich wieder unter Depretis vom April 1884 bis 17. Febr. 1888 als Nachfolger Baccellis. Treffliche Aufsätze von ihm erschienen in der «Rivista contemporanea» (1883‒86); 1848 hatte er bereits die «Parole al popolo italiano» veröffentlicht.

Coppo, seit 1803 im Lombardisch-Venetianischen Königreich (wie im ganzen damaligen Königreich Italien) Name des Deciliters (⅒ l); das metrische System war aber bis zur Einverleibung in das heutige Königreich Italien nur bei den Behörden in Anwendung. Bis 1. April 1850 war der C. außerdem gesetzlich ein piemont. Getreidemaß von 2,8757 l und bis 1. Sept. 1858 ein gesetzliches Maß für Speiseöl im frühern Herzogtum Lucca, 264 Luccheser Pfd. (Libbre) Gewicht vorstellend, von 96,3257 l.

Coprĭdae, s. Mistkäfer.

Coprīnus Pers., Mistschwamm, Tintenschwamm, Pilzgattung aus der Gruppe der Hymenomyceten (s. d.) mit zahlreichen Arten, die schlanke Stiele und verschieden große weißlich, grau oder bräunlich gefärbte Hüte mit dichtgedrängten Lamellen haben. Sie entwickeln sich sehr schnell und zerfließen auch sehr bald wieder zu einer tintenfarbigen Jauche, kommen meist herdenweise auf Mist oder faulenden Hölzern vor und sind oft so vergänglich , daß die Entfaltung und das Zerfließen ihrer Fruchtkörper häufig innerhalb eines Tages sich abspielt. Die Tintenschwämme sind zwar unschädlich, aber auch ungenießbar.

Coprophăga, s. Koprophagen.

Coprophagĭdae, s. Mistkäfer.

Copŭla (lat., «Band»), in der Grammatik der sprachliche Ausdruck der Verbindung von Subjekt und Prädikat. Eine C. als besonderes Wort tritt nur ein, wenn das Prädikat ein Substantiv oder Adjektiv ist, und besteht dann aus einer Form des Verbums «sein» oder anderer in der Bedeutung diesem verwandter Verba, z. B. das Vaterland ist frei. Ist das Prädikat ein Verbum, so ergiebt sich Verbindung von Subjekt und Prädikat durch die Abwandlung des Verbums, z. B.: Der Stern glänzt, die Sterne glänzen.

Copyhōlders (spr. kóppi-), in England Bezeichnung der Inhaber von Grundstücken, welche zum Gebiet einer Grundherrschaft (s. Manor) gehören und ursprünglich vom Grundherrn mit willkürlichen Lasten beschwert werden konnten. In Bezug auf diese Lasten bildete sich aber schon in früher Zeit eine feste Praxis auf jeder Grundherrschaft aus, und so sagt man jetzt, daß ein C. sein Grundstück nach der «Gewohnheit der Grundherrschaft» (Custom of the manor) innehat. Meistens dürfen die C. kein Holz fällen und keine Bergwerke ausnutzen und ihr Grundstück nicht ohne Genehmigung des Grundherrn (Lord of the Manor) verpachten. Bei jeder Veräußerung ist dem Grundherrn eine Gebühr (fine) zu zahlen, und bei dem Tode eines C. ist häufig eine Naturalabgabe (heriot) zu entrichten, die dem deutschen Besthauptrecht entspricht. Für das Gebiet der Grundherrschaft besteht ein Hofgericht (Court Baron), und jeder Veränderung im Besitz eines Grundstücks geht eine feierliche Auflassung und Zulassung (Surrender and admittance) vor diesem Gericht voraus. Die Abschrift des Gerichtsprotokolls dient daher stets zum Nachweis der Berechtigung des Inhabers (daher der Name C.). Die neuere Gesetzgebung, namentlich die Copyhold Act von 1887, hat die Ablösung der grundherrlichen Rechte wesentlich erleichtert und die C. werden wohl bald ganz verschwinden.

Copyright (engl., spr. kóppireit), s. Urheberrecht und Verlagsrecht.

Coquelin (spr. kock’läng), Benoît Constant, Schauspieler, geb. 25. Jan. 1841 zu Boulogne-sur-Mer als Sohn eines Bäckers, bildete sich seit 1859 auf dem Pariser Konservatorium unter Régnier zum Schauspieler, debütierte 1860 im Théâtre français und wurde Mitglied desselben. 1886‒89 gab er erfolgreiche Gastspiele in Amerika und ist seitdem wieder in Paris thätig. Überaus bewegliches Mienenspiel, besonders ein umfangreiches Organ und sichere Bühnenkenntnis machen C., der seine Kunst auch als Schriftsteller in «L’art et le comédien» (1880; deutsch Wien 1883), «L’art de dire le monologue» (1884) behandelte, zu einem der beliebtesten franz. Schauspieler.

Sein Bruder Ernest Alexandre Honoré C., genannt Coquelin cadet, geb. 16. Mai 1848 zu Boulogne-sur-Mer, besuchte 1864 das Pariser Konservatorium als Schüler Régniers. Er debütierte auf der Bühne des Odeon und gehört seit 1868 mit kurzer Unterbrechung der Comédie française an. Er zeichnet sich namentlich in den komischen Rollen des ältern Repertoires aus.

Coquerel (spr. kock’réll), Athanase Laurent Charles, französischer reform. Theolog, geb. 27. Aug. 1795 zu Paris, studierte zu Montauban, ward 1818 Pfarrer zu Amsterdam, 1830 zu Paris und gewann als Kanzelredner bedeutenden Ruf. Als Gegner der calvinischen Prädestinationslehre von den strengen Calvinisten heftig angegriffen, gründete C. zur Verbreitung seiner Ideen nacheinander drei Zeitschriften: «Le Protestant» (1831‒33), «Le Libre Examen» (1834‒36), «Le Lien» (seit 1841). 1848 vom Seinedepartement zum Mitglied der Konstituierenden und später der Legislativen Nationalversammlung gewählt, gehörte C. den gemäßigten Republikanern an, bis der Staatsstreich vom 2. Dez. 1851 seine polit. Thätigkeit beendete. Er starb 10. Jan. 1868 zu Paris. Von seinen Schriften sind außer «Sermons» (Amsterd. 1819 u. ö.), «Nouveaux sermons» (ebd. 1828) und «Sermons» (6 Bde., Par. 1842‒56) zu nennen: «Biographie sacrée» (2. Aufl., ebd. 1837), «Histoire sainte, ou analyse de la Bible» (3. Aufl., ebd. 1850), «L’orthodoxie moderne» (2. Aufl., ebd. 1850), «Christologie» (2 Bde., ebd. 1858; deutsch von Althaus 1859).

Sein Sohn Athanase C., geb. 1820 zu Amsterdam, ward 1850 Hilfsgeistlicher in Paris, aber 1864 auf Betreiben Guizots durch die Orthodoxen wogen Unglaubens aus seinem Amte verdrängt und galt seitdem als Führer des liberalen Protestantismus in Frankreich; er starb 24. Juli 1875 zu Fismes (Depart. Marne). Außer «Homélies» (Par. 1855) und «Sermons et homélies» (ebd. 1858) schrieb C. drei Briefe an Renan über dessen «Leben Jesu» (deutsch in Scherer und C.: «Zwei franz. Stimmen über Renans Leben Jesu», Regensb. 1864), «Des premières transformations historiques du christianisme» (Par. 1866; deutsch Berl. 1870), «Libres études» (Par. 1867), «Jean Calas et sa famille» (2. Aufl., ebd. 1870); auch veröffentlichte er

^[Artikel, die man unter C vermißt, sind unter K aufzusuchen.]