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Corcovado – Cordel
Arten. Es sind krautartige Pflanzen oder niedrige Sträucher mit kleinen gelben Blüten. Die Frucht ist eine vielsamige Kapsel. Mehrere Arten erlangten eine außerordentliche Wichtigkeit für die Textilindustrie; sie sind die Stammpflanzen der Jutefaser (s. Jute). Der größte Teil der in den Handel kommenden Jute stammt von C. capsularis L. (s. Tafel: Columniferen, Fig. 4), indischer Flachs, Ostindien und südl. China, deren Fasern schon lange von den Eingeborenen zur Herstellung von Kleidern, Decken u. s. w. verwendet werden. Sie wird in ihrem Heimatlande wie auch neuerdings in Algier und mehrern Gegenden des tropischen Südamerika im großen angebaut. Auch einige andere Arten liefern bedeutende Mengen von Jute, so die in den Tropengegenden Asiens, Afrikas und auch Südamerikas schon seit längerer Zeit hauptsächlich als Gemüsepflanze (die Blätter werden als Gemüse gegessen) kultivierte Gemüse-Judenpappel, Muskraut oder Meluchia, C. olitorius L., ferner C. fuscus Roxb. und C. decemangulatus L., beide ebenfalls der Blätter wie Fasern wegen angebaut. Auch die Blätter von C. capsularis benutzt man als Gemüse.
Corcovādo, Vulkan in Südchile, am Golf von C., der den südl. Teil von Chiloe vom Festlande trennt, erreicht 2289 m; in den Golf mündet der Fluß C., der wahrscheinlich auf argentin. Gebiete entspringt.
Corcȳra, s. Korfu; C. nigra, s. Curzola (Insel).
Corda (ital.; frz. corde, spr. kord), Saite; una corda («eine Saite») bedeutet in der Klaviermusik die Anwendung der Verschiebung (linkes Pedal); due corde («zwei Saiten»): mit halber Verschiebung; tutte le corde («alle Saiten»): ohne Verschiebung.
Corda, Aug. Jos., Botaniker, geb. 22. Okt. 1809 zu Reichenberg in Böhmen, veröffentlichte die «Monographia Rhizospermarum et Hepaticorum» (Prag 1829). Hierauf lebte er in Berlin, bis er 1834 zum Custos der zoolog. Abteilung des Vaterländischen Museums nach Prag berufen ward. Er erhielt 1847 durch den Fürsten Colloredo die Mittel zu einer Reise nach Texas, von wo er mit reichen Sammlungen sich auf dem Bremer Schiffe Victoria zur Rückkehr einschiffte; mit diesem fand er im Sept. 1849 auf dem Atlantischen Ocean seinen Untergang. C. war einer der ersten Botaniker, der fossile Pflanzen in Beziehung auf ihre anatom. Struktur genauer untersuchte. Er veröffentlichte die mit trefflichen Abbildungen ausgestatteten und für die Kenntnis der Kryptogamen wichtigen Prachtwerke: «Icones fungorum hucusque cognitorum» (6 Bde., Prag 1837‒54) und «Prachtflora europ. Schimmelbildungen» (Lpz. 1839), denen «Beiträge zur Flora der Vorwelt» (Prag 1845) folgten.
Corday d’Armans (spr. kordä darmáng), Marie Anna Charlotte, die Mörderin Marats, geb. 27. Juli 1768 zu St. Saturin bei Caen, war von adliger Herkunft. Durch histor. und philos. Schriften vorgebildet, wandte sie sich begeistert der Revolution zu, ward aber mehr und mehr von Abscheu vor der fanatischen Ausartung der Pariser Gewalthaber erfüllt. Als sie die nach dem 31. Mai 1793 nach Caen geflüchteten, von ihr hoch verehrten Girondisten Barbaroux, Pétion, Lanjuinais und Henri Larivière persönlich kennen lernte, faßte sie den Plan, einen der hervorragendsten Schreckensmänner zu töten. Am 1. Juli 1793 traf sie in Paris ein. Ihren Zweifel, ob sie Marat oder Robespierre dem Tode weihen sollte, entschied ein Blatt des von Marat herausgegebenen «Ami du peuple», in dem stand, daß, um die Revolution zu vervollständigen, noch 200000 Köpfe fallen müßten. Am 11. Juli bat sie Marat schriftlich um eine Audienz, weil sie ihm von den Umtrieben der Girondisten zu Caen zu berichten hätte. Erst am Abend des 13. Juli fand sie Zutritt zu Marat, der sich im Bade befand; er befragte sie hastig um die Namen der Verschwörer und äußerte: «Sie sollen ihren Lohn empfangen, ich werde sie alle zu Paris guillotinieren lassen.» Bei diesen Worten näherte sich Charlotte und durchstieß ihm mit einem verborgen gehaltenen Messer die Brust; Marat starb sofort. Charlotte wurde verhaftet und folgte stolz und ruhig in die Conciergerie. Schon 17. Juli wurde sie vor Gericht gestellt, wo sie sich mit Würde benahm und ihre That als eine Wohlthat für Frankreich bezeichnete. Zum Tode verurteilt, wurde sie gegen Abend hingerichtet. Aus der Mitte des Volks rief eine Stimme: «Seht, sie ist größer als Brutus!» Der Rufer war Adam Lux, Abgeordneter von Mainz; auch er mußte dafür unter dem Fallbeil enden. – Vgl. Dubois, Charlotte C. (Par. 1838); Chéron de Villers, Charlotte de C. d’Armans (ebd. 1865); Vatel, Charlotte de C. et les Girondins (3 Bde., ebd. 1872). ^[Spaltenwechsel]
Corde, s. Corda.
Cordeĭro (spr. -ru), João Ricardo, portugiesischer dramat. Dichter, geb. 5. März 1836 zu Lissabon, wo er die polytechnische und später die Militärschule besuchte. Er ward Sekretär im Conselho de Beneficencia und lieferte als solcher (1863‒77) vorzügliche Berichte über Armenpflege; später ward er Beamter des Ministerpräsidenten Luciano de Castro und starb 12. Febr. 1882. C. verfaßte einige wertvolle Schauspiele: «Fernando» (1857), «O arrependimento salva» (1858), «Amor e arte» (1860), «A sociedade elegante» (1862), «Um cura d’almas» (1866), «Entre o jantar e o baile» (1868), «A familia» (1869), «Os paraizos conjugaes» (1882). Er gründete die Zeitschrift «Futuro» (1858) und war Mitarbeiter des «Diario de Noticias» und anderer Zeitschriften.
Cordeĭro (spr. -ru), Luciano, portug. Schriftsteller, geb. 21. Juni 1844 in Mirandella, Provinz Tras-os-Montes, trat in den portug. Marinedienst, den er jedoch bald wieder verließ, um sich ganz dem polit. Journalismus zu widmen; er redigierte längere Zeit die «Revolução de Septembro», in der er nächst politischen und socialpolitischen auch viele tüchtige kritische Studien über die zeitgenössische Litteratur veröffentlichte. Später war er einer der Gründer der Lissaboner Geographischen Gesellschaft, deren erster Sekretär er ist. Als solcher schrieb er 1875 «De la part prise par les Portugais dans la découverte de l’Amerique», 1878 «L’Hydrographie africaine», 1881 «Memorias do ultramar», 1883 «A questão do Zaire». Seine sonstigen Werke sind: «Primeiro livro de critica», «Segundo livro de critica», «Dos bancos portuguezes», «Viagens» (2 Bde.), «A sciencia dos Pequeninos». Eine ausgezeichnete litterarhistor. Studie behandelt die Verfasserin und Heldin der berühmten «Cartas portuguezas»: «Soror Marianna, a freira portugueza» (Lissab. 1889). Histor. Studien sind die unter dem Gesamttitel «Serões Manuelinos» erschienenen Bände: «A Senhora Duqueza» (1891) und «A Segunda Duqueza» (1892).
Cordel oder Cuerda («Schnur»), Längenmaß in Spanien, den span.-amerik. Kolonien und den span.- ^[folgende Seite]
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