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Cordilleren
heben sich viele der höchsten Gipfel des Kontinents: Sorata oder Illampu (6550 m), Illimani (6410 m), Huaina Potosi (6150 m) u. a. Ihre Pässe erreichen meist über 4400 m, doch bildet sie keine Wasserscheide, sondern eine Anzahl auf der Westseite entspringende Flüsse fließen zum Amazonenstrome.
Vom Knoten von Apolobamba an, von dem aus mehrere Querzüge, wie der 5300 m hohe Vilcanota, die beiden Hauptketten verbinden, wendet sich der Zug des Cordillerensystems zuerst nordwestlich, dann wieder nordnordwestlich, der veränderten Küstenlinie entsprechend, bald zwei-, bald dreiteilig, eine Reihe von Plateaus einschließend, die durch Querketten unterbrochen sind, wie das von Cangallo (3900 m) und Huancavelica, dessen höchster Teil, das Plateau von Junin (bis 4200 m hoch), sich an den Knoten von Pasco anlehnt. Auf dieser ganzen Strecke bildet die wasserscheidende Westcordillere einen ununterbrochenen Zug, während die Binnencordillere vielfach von Flüssen durchbrochen ist. Erstere ist in ihrem obern Teile schroff und wild, mit stockartigen Berggipfeln; dagegen ist der untere Abfall zur Küste hin ziemlich sanft; auf weite Strecken wird sie, ähnlich wie in Chile, von der niedern Küstencordillere begleitet. Die Binnencordillere hingegen zeigt kegelförmige Spitzen und einen ungemein schroffen Abfall zum östl. Tieflande. Vom Cerro de Pasco an nördlich werden die C. durch die Längenthäler des obern Marañon und des Huallaga in drei parallele Ketten geschieden, von denen die östliche, die als Cordillera oriental am Marañondurchbruch mit der mittlern zusammentrifft, keine bedeutenden Höhen erreicht, während die westlichste Schneegipfel trägt, wie den Pelagatos, Moyopata, Nevado de la Viuda (4655 m), Altun-Chahua (6170 m), Nevado de Huascan (6721 m). Sie setzt sich, unter die Schneegrenze sinkend, fort bis nach der Grenze von Ecuador, wo die mittlere mit der östl. Kette, vom Querthale des Marañon durchbrochen, wieder herantritt. Mit der Scharung der Ketten bei Loja beginnen, wieder fast in Meridianrichtung, die C. von Ecuador, in zwei bis zu 150 km entfernten Zügen das Hochland von Quito umfassend; 22 schneetragende Gipfel, durchweg vulkanischer Natur, viele andere niedrigere erheben sich zu beiden Seiten des Hochlandes, dessen verschiedene (8) Becken zwischen 2850 m (Quito) und 2073 m (Loja) liegen. Hier beginnt die dritte Reihe der Cordillerenvulkane bis zum Ruiz. Die Hauptgipfel der östl. Reihe sind: Sangay 5323, Altar de los Collanes 5404, Tunguragua 4927, Quilindaña 4919, Cotopaxi 5960, Sincholagua 4938, Antisana 5870, Cayambe 5840, Imbabura 4582 m; die der westlichen: der Chimborazo 6310, Carihuairazo 5106, Quilotoa 4138, Iliniza 5302, Rumiñagui 4757, Corazon oder Chamalari 4787, Atacazo 4539, Pichincha 4787, Cotacachi 4966, Cumbal 4790, Chiles 4720 m.
Mit der Scharung der Ketten bei Pasto, dem nördlichsten Vereinigungspunkte der C., beginnen die C. von Columbia, dreigespalten durch die Längenthäler des Magdalena und Cauca. Die mittlere Kette erreicht noch mehrfach die Schneegrenze mit ihren Gipfeln, Volcan de Pasto oder el Galera (4264 m), P. de Azucar (4870 m), Purace (4700 m), Iraca, Chinche, Barragan, Quindiu (3678 m), Tolima (5584 m), Ruiz, die nördlichsten Vulkane der Anden und Mesa de Herveo (5600 m). Die westl. Kette zieht, anfangs nur 1600‒2000 m, weiter nördlich im Munchique bis 3012 m aufsteigend, bis in die Nähe von Antioquia, wo sie sich der mittlern in dem Maße nähert, daß der Rio Cauca (s. d.) zu einer 150 km langen Reihe von Fällen und Stromschnellen genötigt wird. Beide Ketten verlaufen allmählich in die Tiefebene am untern Magdalena. Die östl. Kette zieht, nach Nordosten abweichend, über den Paramo de la Suma Paz zur Hochebene von Bogota (s. d.) und weiter über die Paramos von Guachaneque, Tunja, Zoraca, Chita und die Sierra Nevada de Cocui (bis 4900 m) zu der Scharung bei Pamplona. Von dieser aus findet die Kette ihre Fortsetzung in Venezuela in der Cordillere von Merida, welche in nordöstl. Richtung zieht, in den fünf Schneegipfeln der Sierra Nevada de Merida bis 4700 m ansteigt und sich bei Barquisimeto verliert. Hier liegt das eine Ende der Anden; auf sie folgt gegen O. das Karibische Gebirge. Der zweite Zug zieht als Sierra de Perija (s. d.) nördlich zur Sierra Nevada de Santa Marta (s. d.), erreicht 3000 m Höhe und verliert sich in der Goajira. Hier endet der zweite Ausläufer der Anden. Die Centralcordillere endet am Cauca in 8° nördl. Br., die Westcordillere am Rio Sinu in 9° nördl. Br. Die Sierra Nevada de Santa Marta scheint ein fremdes Gebirge zu sein. Die westlichen C. werden vom 4.° nördl. Br. an vom Meere geschieden durch eine niedrige Kette, welche von ihnen durch die Längenthäler des Rio San Juan und des Atrato getrennt ist und nur zwischen den Quellen dieser beiden Flüsse durch einen niedrigen Sattel zusammenhängt. Diese nirgends 400 m erreichende Küstenkette bildet den Anfang der C. von Panama, die ein von den südamerik. Andes gesondertes System darstellt.
Die Geologie der C. ist noch sehr unvollständig bekannt; es sind wohl alle Schichten unserer Erdrinde in ihrem Aufbau vertreten; eine besonders große Ausdehnung nehmen die vulkanischen Bildungen ein. Die C. Südamerikas zählen 56 Vulkane, von denen 26 noch thätig sind; gewaltige Erdbeben erschüttern das Gebiet derselben, namentlich leiden die Küsten des Stillen Oceans an solchen (Arica Iquiqne, Arequipa), ferner die chilen. Küste und das Hochland von Ecuador. Im allgemeinen ist auch bei den C. eine krystallinische archäische Achse zu erkennen, welche meist in den östl. Ketten liegt und in Argentinien, Bolivia, Peru, Ecuador, Columbia zu erkennen ist. In Bolivia sowie Argentinien sind starke Massen paläozoischer Randsteine und Schiefer darauf gelagert, welche im Illampu und Illimani zu sehr großen Höhen aufgetürmt sind. Sodann sind sehr bedeutende Ablagerungen aus der Jura- und Kreideperiode zu verzeichnen, welche in den Südcordilleren (Chile, Bolivia) die westl. Kette vorzugsweise zusammensetzen, aber auch in der Ostkette nicht fehlen. Daselbst sowie auch in Ecuador sind ihnen Vulkane aufgesetzt. Dieses Auftreten der Vulkane oben auf den Ketten ist für die Anden charakteristisch und führt zu der ungeheuern Höhe dieser Vulkane. Wo drei Ketten existieren, ist meist die mittlere, auch wohl die östliche älter, die westliche regelmäßig jünger, zum Teil liegt die archäische Kette in der Mitte, und zu beiden Seiten erheben sich die sedimentären (Columbia); die Cordillere von Merida reproduziert diesen Bau an einer Kette, der Ostcordillerenfortsetzung, im kleinen. Die ältern Eruptivgesteine sind in der ganzen Ausdehnung der Anden meist Porphyre, welche in sehr großen Massen zur Kreidezeit (?) empordrangen. Die jüngern vulkanischen Gesteine sind Trachyte und besonders Andesite, deren Name
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