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Daguesseau – Dahl (Johann Christian Claußen)
Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Daguerreotypie'
	nötig machte, ist heute ganz verlassen worden zu Gunsten der Negativphotographie (s. Photographie), die Vervielfältigungen gestattet.
	Daguesseau (spr. -gessoh, auch d’Aguesseau geschrieben), Henri Francois, Jurist und Kanzler von 
	Frankreich, geb. 27. Nov. 1668 zu Limoges, studierte die Rechte, ward 1690 Generaladvokat und 1700 Generalprokurator am Parlament zu Paris. In dieser 
	Stellung bewirkte er viele Verbesserungen in Gesetzgebung und Rechtspflege und nahm sich besonders der Verwaltung der Hospitäler an. Als standhafter 
	Verteidiger der Rechte der Gallikanischen Kirche verwarf er die Beschlüsse Ludwigs XIV. und des Kanzlers Voisin zu Gunsten der päpstl. Bulle 
	Unigenitus. Während der Regentschaft des Herzogs von Orléans wurde er 1717 Kanzler, fiel aber, weil er sich Laws 
	Finanzsystem widersetzte, im folgenden Jahre in Ungnade und zog sich auf sein Landgut zu Fresnes zurück, wurde indes nach dem Sturze des Lawschen 
	Systems wieder zurückgerufen. 1722 ward er, weil er dem Kardinal Dubois opponierte, zum zweitenmal verwiesen. Zwar erhielt er 1727 vom Kardinal Fleury 
	die Erlaubnis, zurückzukehren, trat aber in sein Amt als Siegelbewahrer erst 1737 wieder ein, legte es 1750 wegen Altersschwäche nieder und starb 9. Febr. 
	1751. D. besah eine umfassende humanistische und ästhetische Bildung. Seine Amts- und Gerichtsreden sowie seine jurist. Schriften stehen nach Form und 
	Gehalt in großem Ansehen. Seine eigentliche Bedeutung ruht in seiner Tätigkeit als Gesetzgeber, in der er die Einheit des franz. Rechts in wichtigen Materien 
	durchsetzte und so ein Vorarbeiter des Code Napoléon wurde. Seine gesammelten Schriften (13 Bde., Par. 1759–90; hg. 
	von Falconet, 2 Bde., ebd. 1865; vollständiger von Pardessus, 16 Bde., 1818–20) erschienen auch deutsch (8 Bde., Lpz. 1767). Rives veröffentlichte 
	«Lettres inédites du chancelier d’A.» (Par. 1823). – Vgl. Boullée, 
	Histoire de la vie et des ouvrages du chancelier d’A. (2 Bde., Par. 1835); Monnier, 
	Le chancelier d’A. (ebd. 1864).
 
	Daguet (spr. -geh), Alexander, Schweizer Geschichtschreiber und Pädagog, geb. 12. März 1816 in 
	Freiburg in der Schweiz, studierte im Jesuitenkollegium daselbst und wurde 1837 Lehrer an der Centralschule seiner Vaterstadt. Durch die sonderbündischen 
	Bestrebungen in Freiburg bewogen, nahm er 1843 die Direktion der Normalschule in Pruntrut an, wurde aber nach Niederwerfung des Sonderbundes von der 
	Regierung Freiburgs zurückgerufen und zum Rektor der Kantonsschule ernannt. Auch wurde er Mitglied des Großen Rats daselbst (1849–57) und leitete die 
	litterar. Zeitschrift «L’Emulation». Seine liberale Richtung zog ihm jedoch Anfeindungen von ultramontaner Seite zu, und 
	so wurde er 1857 seiner Lehrstelle enthoben. Dafür berief ihn die Stadt Freiburg als Direktor an ihre Höhere Töchterschule. Da jedoch die herrschende 
	Richtung alle seine Bestrebungen für pädagogischen Fortschritt vereitelte, nahm er 1866 die Stelle eines Professors der Geschichte an der Akademie und an 
	der Höhern Töchterschule in Neuenburg an, bis er 1892 in den Ruhestand trat. D.s Hauptwerk ist die 
	«Histoire de la Confédération suisse» (Neuenb. 1851; 7. Aufl., 2 Bde., Genf 1879; auch ins Deutsche [Aarau 1867], 
	Italienische und Spanische übersetzt). Außerdem schrieb er: «Biographie de Guillimann» (Freiburg 1843), 
	«Cornelius Agrippa chez les Suisses» (ebd. 1856),  ↔  
	«Revue des principeaux écrivains de la Suisse française» (ebd. 1857), 
	«De l’enthousiasme de la Suisse pour la cause de Neuchâtel» (ebd. 1858), 
	«Manuel de pédagogie ou d’éducation» (Neuenb. 1871; 5. Aufl. 1885), 
	«Histoire de la ville et seigneurie de Fribourg des temps anciens à son entrée dans la Confédération suisse, en 1481» 
	(1889) u.a.
 
	Dahab oder Harf, eine Geldgröße im Einzelhandel in der Gegend von Massaua am Roten 
	Meere. Man bedient sich als Geldes in diesem Verkehr besonders der Glasperlen, hier Borjookes genannt. Das Harf 
	oder D. hat 4 Diwani oder 40 Kebir (engl. Kibear), das Kebir gewöhnlich 3 Borjookes. Das Preisverhältnis der Glasperlen 
	ist zu den umlaufenden Silbermünzen (hauptsächlich Maria-Theresienthaler, s. d.) ein sehr 
	veränderliches. Man kann etwa 40 D. auf einen solchen Thaler rechnen, sodaß sich für das D. etwa 7 ½ Pf. ergeben. Hiermit stimmt allerdings das Verhältnis 
	des geprägten Diwano (s. d.) zu dem erwähnten Thaler nicht überein.
 
	Dahabije (arab., «die Goldne»), Nilschiff mit Verdeck und Kajüte.
 
	Daheim, 1864 gegründete, in Leipzig erscheinende illustrierte belletristische Wochenschrift, ein auf der Grundlage christl. 
	Weltanschauung geleitetes Familienblatt. Verlag: Daheim-Expedition (Velhagen+Klasing) in Leipzig; Redaktion (in Berlin): Theod. Herm. Pantenius.
 
	Dahl, Hans, Maler, geb. 19. Febr. 1849 zu Hardanger in Norwegen, begab sich, nachdem er als Offizier gedient, 1873 nach 
	Karlsruhe, wo er sich bei Riefstahl und Gude, dann nach Düsseldorf, wo er sich bei E. von Gebhardt und W. Sohn ausbildete. Seit 1888 lebt D. in Berlin. Sein 
	Darstellungsgebiet sind meist Genrescenen in der heimischen Landschaft. So: Zu spät (1877), Naturkind (1879), Weibliche Anziehung (1881), Damenpensionat 
	auf der Eisbahn (1882), Hinter dem Segel (1884), Die Töchter der Ran (1887), Ankunft zur Kirche bei Ullenswang in Hardanger, Ein Sommertag in Norwegen, 
	Im starken Wind (Kunstausstellung zu Berlin 1891), Sonnige Fahrt  (ebendas. 1892).
 
	Dahl, Johann Christian Claußen, Landschaftsmaler, geb. 24. Febr. 1788 zu Bergen in 
	Norwegen, bezog 1811 die Kunstakademie in Kopenhagen, wo er seine Anlage für heroische Landschaftsmalerei durch die Darstellung norweg. Naturscenen 
	ausbildete, und kam 1818 nach Dresden, wurde Mitglied der dortigen Akademie und, nachdem er ein Jahr in Neapel und Rom zugebracht, 1821 Professor an 
	derselben, doch besuchte er noch mehrmals sein Vaterland. Er starb 14. Okt. 1857 in Dresden. D.s Bilder sind ausgezeichnet sowohl durch die treue 
	Wiedergabe als durch die poet. Verklärung der Eigenart der dargestellten Gegenden. Sie hatten durch ihren gesunden Realismus einen großen Einfluß auf die 
	deutsche Landschaftsmalerei und gaben dieser namentlich seit den vierziger Jahren die Vorliebe für nordische Vorwürfe. Unter seinen größern Gemälden sind 
	zu erwähnen: Schloß Kronborg im Mondschein, Wasserfall (Schloß zu Kristiania), Hünengrab mit Eichen im Winter (königl. Galerie zu Kopenhagen), Neapels 
	Küste unweit Castellamare, Winterlandschaft auf Seeland zwischen Prestöe und Wordinborg in Abendbeleuchtung, Seesturm (1823; Berliner Nationalgalerie), 
	Ansicht der Stadt Bergen (1841: Museum in Leipzig), Große Hochgebirgs-
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 685.