Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: David; David Joris; David von Augsburg; David von Dinant

836

David I. (König von Schottland) - David Joris

Freischarenführers führte. Von Saul gedrängt, trat er zu den Philistern über und ward mit der Stadt Ziklag belehnt. Das Mißtrauen der Philister verhinderte seine Beteiligung an dem letzten Kampfe derselben gegen Saul.

Nach Sauls Tode knüpfte D. mit dem Adel des Stammes Juda und den Häuptlingen der nomadischen und halbnomadischen Stämme südlich von Bethlehem Verbindungen an, und diese weihten ihn zum König von Juda, während die übrigen Stämme Sauls jüngstem Sohne Eschbaal (Isboseth) treu blieben. D. wie Eschbaal regierten als Vasallen der Philister, bekriegten sich aber gegenseitig. Es gelang D. nicht nur, sich zu behaupten, sondern sein Reich zu kräftigen, während das Reich Sauls durch Uneinigkeit in der königl. Familie zurückging. Nachdem Eschbaal durch Mörderhand gefallen war, wählten die israel. Häuptlinge D. zu seinem Nachfolger, sodaß Israel und Juda wieder vereinigt wurden. D. gelang es in mehrjährigen Kämpfen die Oberherrschaft der Philister abzuschütteln und in dem bis dahin kanaanit. Jebus, dem spätern Jerusalem, dem Reiche eine Hauptstadt zu erobern. Die Edomiter, Moabiter und Ammoniter unterwarf er, auch aramäische Staaten gaben ihm Tribut. Die israel. Nation, vor ihm machtlos, in eine große Anzahl sich oft bekriegender Teile zerfallend und die Beute ihrer Nachbarn, wurde durch ihn für ein Menschenalter die führende in Syrien. In der Stiftung des israelit. Staates und der Gründung Jerusalems liegt D.s geschichtliche Bedeutung. Er hat dadurch auch die Entwicklung der religiösen Ideen aufs stärkste beeinflußt. Die spätere Entwicklung der Religion und des Kultus wäre ohne die Hauptstadt Jerusalem, die messianische Hoffnung ohne D.s Königtum nicht denkbar. Weniger glücklich war D. in seinem häuslichen Leben. Durch Schwäche gegen seine Kinder hat er sich eine Fülle Unheil zugezogen. Den Thronfolger Amnon wagte er für die Entehrung der Thamar nicht zu strafen und zwang so Absalom (s. d.), Rache durch Ermordung Amnons zu nehmen. Nachdem Absalom begnadigt war, stiftete er mit dem unzufriedenen judäischen Adel eine Verschwörung an, verdrängte D. vorübergehend und beschimpfte ihn gröblich. Der Tapferkeit Joabs, wie seiner eigenen Schlauheit, verdankte D. die Rettung aus dieser Gefahr. In seinen letzten Tagen ließ er sich bereden, Salomo mit Übergehung des rechtmäßigen Thronerben Adonia zum Könige proklamieren zu lassen, und veranlaßte so den Untergang auch dieses Sohnes. Die nachexilische Auffassung, wie sie in der Chronik vorliegt, weiß viel von D.s Bemühungen um den Kult, insonderheit den Psalmengesang, zu erzählen, durch ihre Überschriften wird die Mehrzahl der Psalmen auf ihn zurückgeführt, ja später hat man ihn geradezu als Verfasser des Psalmenbuches bezeichnet. Dieser Vorstellung fehlt jede histor. Unterlage; ihr widerspricht der Inhalt und Zweck der Psalmen ebenso wie alles das, was wir über D. aus alter Überlieferung wissen (s. Psalmen).

David I., König von Schottland (1124-53), jüngster Sohn Malcolms III., folgte seinem kinderlos gestorbenen Bruder Alexander I. auf dem Thron. Er führte das normänn. Feudalwesen in Schottland ein, begünstigte die Kirche und erkämpfte sich als Genosse des Grafen von Anjou, spätern Heinrichs II. von England, gegen Stephan von Blois einige nordengl. Besitzungen, die jedoch unter seinen Nachfolgern wieder verloren gingen.

David II., König von Schottland, s. Bruce, Robert (Bd. 3, S. 594 a).

David Komnēnos, Kaiser von Trapezunt aus dem Hause der Groß-Komnenen, Sohn Alexios’ IV., bemächtigte sich 1458 nach dem Tode seines Bruders Johannes IV. (Kalöjohannes) des Thrones von Trapezunt, der seinem unmündigen Neffen Alexios V. zustand. Der Eroberungspolitik des Sultans Mohammed II. war er nicht gewachsen, und trotz seiner eifrigen Rüstungen und seiner Bündnisse im Orient, denen die Bemühungen Pius II. im Abendlande zur Seite gingen, sah er sich 1462 genötigt, zu kapitulieren, als Mohammed Trapezunt zu Lande und zu Wasser einschloß. Er wurde mit seiner ganzen Familie und den Würdenträgern des Reichs nach Konstantinopel abgeführt und erhielt Ländereien in der Gegend von Adrianopel oder Serrä in Macedonien angewiesen. Da er in Verdacht kam, eine Empörung gegen den Sultan angezettelt zu haben, wurde er um 1465 mit seiner Gemahlin und sieben oder acht Söhnen in Konstantinopel hingerichtet. Sein jüngster Sohn Georg soll sich gerettet haben und Stammvater der Stephanopulos (s. d. und Komnenos, Demetrios) von Mani und Corsica geworden sein.

David (armenisch Davith), der Philosoph, auch der Unbesiegte (anhaghth) genannt, armenischer Schriftsteller des 5. Jahrh. n. Chr. Seine Schriften sind (mit denen des Koriun und Mambrê) 1833 in Venedig von den Mechitaristen herausgegeben worden und bestehen teils aus selbständigen Werken ("Lobrede auf das heilige Kreuz", "Philos. Definitionen" u. s. w.), teils aus Übersetzungen des Porphyrius ("Eisagogē" mit Kommentar des D.) und Aristoteles ("Kategoriai" und "Peri Hermēneiās", beide mit Kommentar des D., Kommentar zu den "Analytika" u. s. w.). - Vgl. Neumann, Mémoire sur la vie et les ouvrages de D. (Par. 1829); ders., Versuch einer Geschichte der armenischen Litteratur (Lpz. 1836).

David von Augsburg, Mystiker, war Franziskanermönch, zuerst Novizenmeister und Lehrer der Theologie in Regensburg, wirkte seit 1243 in Augsburg und starb hier 1271 oder 1272. Außer zahlreichen lat. Schriften, unter denen sein Traktat "De haeresi pauperum de Lugduno" ihn als einen eifrigen Verfolger der Ketzer zeigt, sind von ihm ascetische Traktate in deutscher Sprache erhalten, die von seiner nicht gewöhnlichen Beherrschung derselben zeugen. Sein Schüler war Berthold (s. d.) von Regensburg. Daß er auch den Schwabenspiegel verfaßt habe, ist eine jetzt aufgegebene Vermutung. - Vgl. Deutsche Mystiker, hg. von Frz. Pfeiffer, Bd. 1 (Lpz. 1845), und Preger, Geschichte der deutschen Mystik, 1. Tl. (ebd. 1874).

David von Dinant, Scholastiker, war um 1200 Lehrer der Theologie zu Paris, schrieb eine verloren gegangene Schrift "Quaterni" (oder Quaternuli), die 1209 von einer Pariser Synode zur Verbrennung verurteilt wurde. Ein Zeitgenosse von Amalrich von Bena (s. d.), wurde er vielfach für dessen Schüler und für einen Mitbegründer des mittelalterlichen Pantheismus gehalten. - Vgl. Krönlein, Über Amalrich von Bena und D. von Dinant (in "Theol. Studien und Kritiken", Jahrg. 1847); Jundt, Histoire du panthéisme populaire (Par. 1874).

David Joris, eigentlich Joriszoon, d. h. Sohn des Georg, ein Haupt der Wiedertäufer, geb. 1501 zu Brügge in Belgien, betrieb die Glasmalerei