Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

878

Dehn-Rothfelser – Deich

Dehn-Rothfelser, Heinrich von, Baumeister und Kunstschriftsteller, geb. 6. Aug. 1825 in Hanau. An der Akademie zu Cassel gebildet, wurde er 1844 Eleve bei der Hochbaudirektion, 1867 Professor der Architektur an der Akademie in Cassel, 1878 als Regierungs- und Baurat nach Potsdam versetzt und 1882 zum Konservator der preuß. Kunstdenkmäler ernannt. Er starb 29. Juni 1885. Sein Hauptwerk ist das im Renaissancestil aufgeführte neue Galeriegebäude in Cassel (1872‒77). Von seinen Schriften sind hervorzuheben: «Mittelalterliche Baudenkmäler in Kurhessen» (Cass. 1862‒66), «Die Baudenkmäler im Regierungsbezirk Cassel» (mit Wilh. Lotz, 1870), «Das Gemäldegaleriegebäude zu Cassel» (Berl. 1879).

Dehnungsmesser, Dehnungszeichner, s. Brückenprobe (Bd. 3, S. 603 b).

Dehodencq (spr. dĕodángk), Alfred, franz. Maler, geb. 22. April 1822 zu Paris, war Schüler von L. Cogniet und bereiste 1849‒63 Spanien und Nordafrika, wo er eifrig die Volkstypen studierte; daher sind denn auch die Mehrzahl seiner Gemälde Darstellungen von dem Wesen und Gebaren jener südl. Bewohner, die er in trefflicher Charakteristik und in leuchtendem, kraftvollem Kolorit wiederzugeben verstand. Nachdem er mit dem Stierkampf (1850) seinen Ruf begründet hatte, malte er unter andern: Zigeunertanz im Alcazar, Zigeuner vom Fest heimkehrend, Jüd. Konzert beim Kaïd (1855), Jüd. Fest in Tetuan, Negertanz in Tanger, Jude zu einer Dorfhochzeit gehend (Museum in Orléans). Eine andere Seite seiner künstlerischen Thätigkeit bekunden Gemälde wie: Verhaftung der Charlotte Corday, Christoph Columbus im Kloster La Rabida (1864), Ein Oktobermorgen im Luxembourggarten zu Paris (1872), Ausmarsch der Mobilgarde im J. 1870 (1873). Ferner hat D. auch eine große Zahl von Porträten geliefert. Er starb 7. Jan. 1882 in Paris.

De Hond, Jesuit, s. Canisius.

Dehors (frz., spr. dĕohr; eigentlich Adverbium: draußen), als Substantiv, meist in der Mehrzahl gebraucht: das Äußere; der äußere Anstand, Schein; im Festungswesen: die Außenwerke.

Dehortation (lat.), Abmahnung.

Dehortatorĭen (lat.), s. Avokatorien.

Dehortieren (lat.), abmahnen, abraten.

Dehra, s. Dehra-Dūn.

Dehra-Dūn. 1) Distrikt der Division Mirat der Lieutenant-Gouverneurschaft der sog. Nordwestprovinzen des Indobritischen Reichs, mit 3090 qkm und (1881) 144070 E., ein fruchtbares Thal in der südlichsten und niedrigsten Kette der Vorberge des Himalaja, nördlich durch die Dschamna von Sirmur und Dschaunßar Bawar getrennt, nordöstlich durch die Berge von Garhwal begrenzt, südöstlich durch den Ganges von dem brit. Garhwal und südwestlich durch die Siwaliktette von dem gleichfalls zu der Division Mirat gehörenden Distrikt Saharanpur geschieden. D. ist gebirgig, teilweise, namentlich im Nordwesten an der Grenze von Garhwal, wo sich Berge von 2000 bis 2500 m Höhe erheben, ein Alpenland; die Siwalikkette dagegen hat nur eine Höhe von 900 bis 1000 m. Das Flußbett des Ganges, an seinem Zusammenfluß mit der Surwa, liegt 360, das der Dschamna im Norden von D. 448 m hoch. Das Klima ist veränderlich, im Sommer oft sehr heiß, im Winter unter den Gefrierpunkt sinkend; während der Regenzeit, im Juli, August und September, äußerst ungesund, namentlich fiebererzeugend. Die Fauna ist die specifisch indische. Der Boden, soweit keine Felsblöcke aus ihm hervorragen, ist mit einer dicken Lage sehr fruchtbaren Humus bedeckt und erzeugt Reis, Weizen, Gerste, Mais, Kichererbsen, Baumwolle, Zucker, Thee, Opium, Hanf, Indigo, sowie alle europ. Gemüse von besonderer Güte im Überfluß. – 2) Hauptort des Distrikts, Dehra genannt, auf dem Gipfel eines von der Siwalikkette nach Norden auslaufenden Hügelrückens in einem Wald von Mangobäumen, bestand zu Anfang des 19. Jahrh. aus nur wenigen Häusern, hatte 1872: 7316, 1891: 25684 E. (darunter 18426 Hindu, 6057 Mohammedaner, 747 Christen, 125 Dschain) und ist für Handel und Verkehr günstig gelegen, da es eine Zwischenstation zwischen einerseits Hardwar und Sirmur, andererseits Saharanpur, den Sanatorien von Maßuri und Landaur sowie Westgarhwal bildet. Eine Eisenbahn nach Hardwar (s. d.) ist im Bau. Von D. ging 1820 das große, seitdem fortgesetzte Werk der trigonometrischen Aufnahme von Britisch-Indien aus, indem hier mit der Triangulierung begonnen wurde. Es hat eine anglikan., presbyterian. und kath. Kirche, sowie ein amerik. Missionshaus.

Dei (genauer Dâi), türk. Bezeichnung für einen Oheim von mütterlicher Seite; dann war D. auch Ehrenanrede der Janitscharenchefs seitens ihrer Untergebenen. Mißbräuchlich wurde sie zu einem Titel gemacht, den 1600‒1830 das Oberhaupt der den Raubstaat Algier beherrschenden Janitscharenmiliz führte, neben dem anfangs noch ein von der Pforte ernannter Pascha die Regierung des Landes zu besorgen hatte. Seit 1710 hörte jedoch die Pforte auf, einen solchen zu ernennen, und erteilte diese Würde dem jedesmaligen D., dessen Bestätigung ihr zukam. Die D. wurden durch die Wahl der Algierer Janitscharenmiliz ernannt, wobei es oft zu blutigen Kämpfen und grausamen Hinrichtungen kam. Der Neugewählte wurde auf den Thron gesetzt, mit dem Ehrenkaftan bekleidet und mußte dann den Eid leisten, worin er hauptsächlich beschwor, für die regelmäßige Bezahlung der Janitscharen zu sorgen, worauf ihm sämtliche Offiziere der Miliz und die Beamten die Hand küßten. Die Regierungen der D. waren selten von langer Dauer, und die Mehrzahl derselben starb eines gewaltsamen Todes. (S. auch Algerien, Geschichte.) – Den Titel D. legt man auch den Schiffskommandanten sowie u. a. den Vorstehern der 20‒30 Personen starken Zünfte in den Arnautendörfern bei.

Deïaneira (Dejanira), die Tochter des Oineus, Königs von Kalydonien in Ätolien, und der Althaia, die Schwester des Meleagros, wurde die Gemahlin des Herakles (s. d.), nachdem dieser den Acheloos, der sich schon längere Zeit stürmisch um sie bewarb, in einem harten Kampfe besiegt hatte.

Deich, ein Damm (s. d.), welcher am Ufer der Flüsse oder des Meers angelegt wird, um die Fluten des Gewässers von dem Hinterlande abzuhalten.

1) Flußdeiche sind entweder Winterdeiche (Hauptdeiche, Banndeiche), welche die höchsten überhaupt zu erwartenden, in der Regel zur Zeit der Schneeschmelze im Frühjahre eintretenden Wasserstände «kehren», d. h. von den Grundstücken abhalten sollen (s. umstehende Fig. 1, a a), oder Sommerdeiche, welche nur Schutz vor den Sommerhochwässern zu bieten haben. Solche geschlossene D. schmiegen sich an ihren Enden an hochwasserfreie Höhen an und gewähren Schutz von allen Seiten, die