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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Deutsche Legion; Deutsche Lehrerversammlung; Deutsche Levante-Linie; Deutsche Linke; Deutsche Litteratur

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Deutsche Legion - Deutsche Litteratur

D.

Deutsche Legion, diejenigen Truppen und Offiziere, welche nach der Besetzung Hannovers durch die Franzosen und nach der Auflösung des hannov. Heers durch die Konvention zu Sulingen (s. d.) 3. Juni 1803 entlassen und sofort von England angeworben wurden. Diese D. L. des Königs unter Befehl des Herzogs von Cambridge bestand fast nur aus Deutschen und zwar meist Hannoveranern; Briten, Franzosen und Italiener durften nicht eingestellt werden. Die Franzosen bedrohten Werber wie Geworbene mit dem Tode und versuchten eine Französisch-Hannoverische Legion zu errichten, doch ohne Erfolg. Die D. L. zählte 1. Sept. 1807 13322 Mann und 3773 Pferde, die in 5 Kavallerieregimenter, 10 Infanteriebataillone und 6 Batterien eingeteilt waren; die in Aussicht genommene Etatsstärke von 18000 Mann ist nie erreicht worden. Als selbständiger Verband trat die Legion nirgends im Felde auf, sie war stets abteilungsweise verschiedenen Unternehmungen auf den verschiedensten Schauplätzen zugeteilt, focht aber überall, besonders im Halbinselkriege und bei Belle-Alliance, mit großer Auszeichnung. Ihre Verdienste wurden durch Gnadenbeweise der Regierung anerkannt, und nach der Schlacht von Salamanca (22. Juli 1812) erhielten alle Offiziere der D. L. bleibenden Rang in der brit. Armee. Am 24. Febr. 1816 wurde sie aufgelöst und als Stammtruppe für das hannov. Heer verwendet. (S. auch Russisch-Deutsche Legion.) - Vgl. Beamisch, Geschichte der königlichen D. L. (Hannov. 1832).

Deutsche Lehrerversammlung, allgemeine, s. Lehrervereine.

Deutsche Levante-Linie, Schiffahrtsgesellschaft zu Hamburg. Schon längere Zeit war in Hamburg der Gedanke erörtert worden, den Verkehr mit der Levante durch direkte Dampfschiffverbindung zu heben; der Plan gewann erst feste Gestalt, als die preuß. Eisenbahnverwaltung sich geneigt zeigte, ihn durch Einführung direkter Eisenbahn- und Seefrachtsätze, unter Gewährung besonderer Ermäßigungen ersterer, zu begünstigen. 1890 wurde die Levante-Linie gegründet, und schon 15. Juni trat der Levantetarif für den Verkehr von Stationen der preuß. und sächs. Staatsbahnen nach dem Peiraieus, Syra, Smyrna, Saloniki, Konstantinopel, Galatz, Küstendže in Kraft. Inzwischen sind andere deutsche Bahnen beigetreten, und der Verkehr ist auf die Binnenstationen der bulgar. und orient. Bahnen sowie die ägypt. Häfen ausgedehnt worden. Seitdem die Flotte von 4 auf 7, auch mit erstklassigen Kajüteneinrichtungen versehene Dampfer vermehrt ist, sind an Stelle der anfangs dreiwöchentlichen Fahrten zwei Kurse, nämlich ein vierzehntägiger nach Peiraieus, Syra, Smyrna, Konstantinopel, Varna, Burgas, Braila, und ein dreiwöchiger nach Malta, Alexandrien, Smyrna, Saloniki, Dedeaghatsch eingerichtet. Die bedeutende Entwicklung des Verkehrs Deutschlands mit der Levante in den letzten Jahren ist jedenfalls großenteils auf diese Linie zurückzuführen.

Deutsche Linke, parlamentarische Partei in Österreich, s. Vereinigte Deutsche Linke.

Deutsche Litteratur. Von einer D. L. im engern Sinne, d. h. von schriftlich aufgezeichneten poet. oder prosaischen Schöpfungen in deutscher Sprache, kann füglich erst die Rede sein seit Karl d. Gr. und der Herrschaft des Christentums: die altgerman. Runen (s. d.) dienten vorzugsweise religiösen, nicht litterar. Zwecken. Von Mund zu Munde und im Gedächtnis pflanzte sich die deutsche Dichtung der heidn. Zeit fort; nur sehr wenige Reste, dazu die Ergebnisse der vergleichenden Poetik, der altdeutsche Wortschatz und die Zeugnisse lat. und griech. Autoren gewähren dürftige Einblicke in das poet. Leben der Vorzeit.

I. Vorlitterarische heidnische Periode (bis etwa 750 n. Chr.). Schon aus der indogerman. Gemeinschaft brachten die Germanen gewisse poet. Stoffe (z. B. die Sage von dem nur an einer Stelle verwundbaren Helden: Achilles-Siegfried, von dem Kampf des Vaters und Sohnes: Ödipus und Laios, Hildebrand und Hadubrand, Rostem und Sohrab), Gattungen (religiöse Aufzüge, Rätsel, Zaubersprüche u. a.), Formeln und Formen mit. Die indogerman. Strophe aus zwei Langzeilen (s. d.) wurde germanisch meist verdoppelt, die beiden Hälften der Langzeile durch Allitteration (s. d.) verknüpft. Allitteration durchdringt bald die ganze german. Sprache. Denn der Priester, in ältester Zeit der Hauptträger von Kunst und Wissenschaft, wendet diese poet. Form auf relig., jurist., mediz. Stoffe gleichmäßig an: alle gehobene formelhafte Rede ist damals poetisch. Religiöse und profane Feiern wurden begangen mit Aufführungen, bei denen Tanz, Dichtung und Musik zusammenwirkten (gotisch laiks, hochdeutsch leich). Die wichtigsten Instrumente waren Harfe und Flöte. Einen berufsmäßigen Sängerstand in der Art der kelt. Barden (s. d.), der spätern nordischen Skalden (s. d.), gab es bei den Germanen nicht. Aus Taeitus' "Germania" wissen wir, daß sie damals (um 100 n. Chr.) kosmogonische und mythische Lieder zu Ehren ihres Stammvaters Tuisto und seines Sohnes Mannus sowie des Hercules (Donar?) sangen; ihre Heldenlieder zum Ruhme des Nationalhelden Arminius klangen vielleicht in der Siegfriedsage fort; Gesänge geleiteten sie zu und aus der Schlacht, wenn auch der berühmte barditus (barritus, s. Barden) eher ein Geheul als eine gesungene Dichtung war.

Als in den Stürmen der Völkerwanderung die Kulturvölker des Altertums der jugendlichen Kraft